Gewehr M.95 

 

Wichtigsten Vorteile gegenüber dem Gewehr M88/90

 

.) geringeres Gewicht - Gewichtserleichterung von 1 kg
.) in der Länge verkürzt - um 10 cm
.) anstelle des Klappenaufsatzes ein Rahmenaufsatz
.) Verschluss - anstelle des einseitig gelagerten Fallriegels ein Verschluss mit symmetrischer
    Warzenverriegelung
.) Repetiervorrichtung - günstigere Anordnung der Zubringerfeder, kürzerer Magazinkasten
.) Anbringung eines hölzernen Oberschaftes.

 
Rahmenaufsatz
Der Rahmen wird für die "tiefste" Aufsatzstellung umgeklappt, für alle anderen Schussdistanzen aufgestellt. Dadurch wurde die Einrichtung einer seitlichen Visierlinie entbehrlich und der feuerleitende Offizier konnte leicht und schnell die Aufsatzstellung kontrollieren.
Verschluss
Anstelle des Verschlusssystems mit einseitig gelagertem Fallriegel hat das M.95 einen Verschluss mit symmetrischer Warzenverriegelung. Dieser ist kürzer und auch um 230 g leichter. Durch die symmetrische Verteilung des Rückstoßes ist die Materialbeanspruchung geringer und die Sicherheit beim Schuss erhöht. Der Verschluss des M.95 ist leichter zu öffnen und hat selten sogenannte Hülsenklemmer. Weiters ist zum Zerlegen des Verschlusses kein besonderes Werkzeug mehr nötig.
Repetiervorrichtung
Es ist die gleiche Repetiervorrichtung geblieben. Der Zubringer wurde durch eine günstigere Anordnung der Zubringerfeder einfacher und der Magazinkasten kürzer.
Oberschaft
Damit wird Verbiegungen des Laufes vorgebeugt und auch bei Überhitzung des Laufes durch andauerndes Schießen ein Handschutz geschaffen. Der Schaft ist aus Nussholz erzeugt. Im Vorderschafte ist der Lauf derart gelagert, dass er nur vorne und in der Höhe des Aufsatzes aufliegt und daher beim Schuss frei ausschwingen kann.
Bajonettklinge
Beim aufgepflanztem Gewehr liegt die Bajonettklinge in der Symmetrieebene des Gewehres. Dadurch ergibt sich eine gleichmäßigere Beeinflussung des Vibrationswinkels.

Durch dieses Verbesserungen und Vereinfachungen ist das Gewehr M.95 leichter und kürzer als die M. 88/90 und M.90 und auch dauerhafter, bequemer und sicherer zu handhaben. Vor alle gelang es, die Präzision der Waffe erheblich zu heben. Der Rückstoß wurde durch das geringere Gewicht aber stärker.
 

Einrichtung des Repetiergewehres M.95

 (Auszug aus "Der Jungschütze" v. Oskar Jóry, 1915)

 

Vergrößerung

 
   a) Der Lauf. Das Kornstöckel ist auf einer Kornhülse angebracht. Das Kornstöckel ist mit einer schwalbenschwanzförmigen Nut versehen, in welche das Korn geschoben wird.
   b) Der Aufsatz. Die Hauptteile des Aufsatzes sind: Der Aufsatzrahmen, der Aufsatzschuber mit dem Aufsatzdrücker und die Aufsatzfeder.
     Der Aufsatzrahmen ist auf dem Aufsatzfuß um den Rahmenstift drehbar befestigt. Der Rahmen hat am unteren Ende einen rechtwinkelig angesetzten kurzen Arm, in welchem das Grinsel für die Normalaufsatzstellung (500 Schritte) eingeschnitten ist.
     Die Distanzziffer 5 befindet sich bei umgelegten Rahmen auf der dem Auge des Zielenden zugekehrten Seite des kurzen Armes.
     An der unteren Fläche des Rahmenausschnittes ist das Grinsel für die tiefste Aufsatzstellung (300 Schritte) eingeschnitten.
Die Distanzziffer 3 ist links vom Grinsel. An der linken Säule des Aufsatzrahmens ist die Aufsatzteilung für die Distanzen von 600 bis 2400 Schritte angebracht. Die Ziffern 6 bis 24 befinden sich oberhalb der zugehörigen Teilstriche.
      Für die Distanz von 2600 Schritte ist das Grinsel am oberen Rahmenrand eingeschnitten. Die Distanzziffer 26 ist unter dem Grinsel.
Am oberen Rahmenende ist die Schubergrenzschraube befestigt, die das Hinaufschieben des Aufsatzschubers begrenzt.
An der rechten Säule des Rahmens sind, entsprechend des Distanzen 600 bis 2400 Schritte, für den Zahn des Aufsatzdrückers, Kerben eingeschnitten.
Der Aufsatzschuber ist verschiebbar angeordnet.
Die Seitenflächen des Schubers sind geriffelt, die Mitte entsprechend dem Rahmenausschnitte geformt und mit einem Grinsel für die Distanzen von 600 bis 2400 Schritte versehen.
     Der Aufsatzschuber steht mit dem Aufsatzdrücker in Verbindung. Dieser besitzt einen Zahn, der durch die Drückfeder stets nach links gedrückt wird. Durch Einstellung des Zahnes in die entsprechende Kerbe an der rechten Säule des Aufsatzrahmens wird der Schuber in der Stellung für 600 bis 2400 Schritte fixiert.
Am Aufsatzfuße ist die Aufsatzfeder mit der Aufsatzfederschraube befestigt.
Bei der Normalaufsatzstellung, die für 500 Schritte entspricht, ist der Rahmen nach vorne umgelegt, der Schuber befindet sich in seiner Normalstellung, das ist, ganz hinaufgeschoben in der für 2400 Schritte entsprechenden Stellung.
Stellen des Aufsatzes. Um den Aufsatz auf eine beliebige Distanz zu bringen, greift der linke Daumen bis an das oberer Rahmenende und hebt diesen durch Aufwärtsdrücken des Aufsatzschubers empor, sodann erfaßt die rechte Hand den Schuber, drückt hierbei den Aufsatzdrücker nach rechts, schiebt den Schuber in die entsprechende Stellung und stellt den Rahmen langsam auf. Zum Stellen des Aufsatzes von 600 auf 2400 Schritte wird der obere Schuberrand auf den entsprechenden Distanzstrich geschoben.
      Bei der Aufsatzstellung 2600 Schritte ist der Schuber in die für 600 Schritte entsprechende Stellung ganz hinunter zuschieben.
Zur Wiederaufnahme der Normalaufsatzstellung wird der Schuber ergriffen, der Aufsatzdrücker nach rechts gedrückt, der Schuber in die Normalstellung, das ist ganz nach aufwärts geschoben und der Rahmen nach vorne gelegt.
Bei der tiefsten Aufsatzstellung (300 m) bleibt der Schuber in seiner Normalstellung.
   c) Der Verschlußkolben besteht aus dem Griffstück samt Sperrklappe und Sperrklappenschraube, dem Verschlußstück samt Verschlußstückschraube, dem Patronenzieher, dem Schlagbolzen mit der Schlagbolzenmutter und der Schlagfeder.
     Das Griffstück hat außen zwei Führungsschienen, von welchen die linksseitige ausgenommen ist, und rückwärts eine ovale, unten geschlitzte Verstärkung, an welcher sich rechts der Griff samt Griffkopf befindet. Unten sind vorne die beiden Führungsleisten, rückwärts ist der mit einer Rast - Auswerfstütze - versehene Sicherungsansatz angebracht. Innen besitzt das Griffstück am mittleren Teile zwei schraubenförmig gewundene Leisten und dahinter die Führungshülse, welche mit der Führungsschraube befestigt ist. Die rechtseitige Führungsschiene enthält innen das Lager für den Patronenzieher. In der ovalen Verstärkung des Griffstückes ist links das Lager für die Sperrklappe und die Sperrklappenschraube angebracht.
      Das Verschlußstück ist für den Schlagbolzen und die Schlagfeder durchbohrt und rückwärts mit Gewinden versehen. Der vordere verstärkte Teil des Verschlußstückes heißt Verschlußkopf und besitzt zwei Verschlußwarzen. Zwischen denselben befindet sich unten die Auswerfnut und vorne am Kopf das Wulstlager. Rückwärts ist das Verschlußstück mit zwei Nuten versehen. Von der Mitte der letzteren läuft je eine zur Verschlußstückachse parallele Nut, die Patronenzieherrasten; sie stehen voneinander ab und dienen für den Eingriff der Leiste am Patronenzieher.
Die durchbohrte Verschlußstückschraube bildet die Fortsetzung des Verschlußstückes und ist in letzteres eingeschraubt.Außen verlaufen in ihr die schraubenförmigen Nuten des Verschlußstückes.
Der federnde Patronenzieher ist vorne stärker als rückwärts.
Der Schlagbolzen ist am rückwärtigen Teile seitlich abgeflacht, hat vorne eine Verstärkung mit dem Zündstifte und rückwärts Schraubengewinde.
Die Schlagfeder umgibt den Schlagbolzen, stützt sich vorne an dessen Verstärkung und hinten an die Verschlußstückschraube.
Die Schlagbolzenmutter ist auf den Schlagbolzen geschraubt, hat rückwärts eine geriffelten Griff und unten einen abgeschrägten Flügel.
    d) Die Abfeuerungsvorrichtung besteht aus dem Züngel, dem Abzughebel, dem Abzugstollen und dem Auswerfer.
Das Züngel besteht aus einem längeren und einem hakenförmigen kürzeren Arm; zwischen den beiden ragen zwei Ansätze aufwärts.
Der Abzughebel liegt zwischen den Leisten des Gehäuseschweifes; sein rückwärtiges keilförmiges Ende dient dem kürzeren Hebelarme als Anlehnung. Hinter dem Sicherungsstollen ist der Abzughebel für den Abzugstollen durchbrochen und für den Abzugstift durchlocht; unten besitzt derselbe das Lager für die Abzugfeder, vorne das Lager für den Auswerfer und eine Durchbohrung für den Auswerferstift.
     Der Abzugstollen lagert in der Durchbrechung des Abzughebels, ragt mit seinem Kopf aus demselben nach oben heraus und besitzt zwei Arme.
Mittels des Abzugstiftes ist der Abzugstollen am Abzughebel und dieser am Gehäuseschweife drehbar befestigt.
Der Auswerfer liegt mit dem mittleren durchlochten Teil im Lager des Abzughebels; sein oberer Arm trägt einen in das Gehäuse
reichenden Ansatz, sein unterer ist rückwärts abgeflacht.
     Die Abzugfeder liegt unten im Lager des Abzughebels und lehnt sich mit dem vorderen Ende gegen den unteren Arm des Auserfers, mit dem rückwärtigen gegen den nach abwärts gerichteten Arm des Abzugstollens.
    e) Wirkungsweise des Verschlusses. Bei geschlossenem Verschlusse ist das Griffstück vollständig vorgeschoben; seine ovale Verstärkung liege am Gehäuse an, die Verschlußwarzen lagern in den Ausnehmungen des Gehäuses, die kleine Leiste des Patronenziehers befindet sich in der Rast des Verschlußtückes.
Die Schlagbolzenmutter liegt mit ihrem Flügel im Griffstückschlitz, der obere Arm des Auswerfers stützt sich gegen die Rast - Auswerferstütze - des Sicherungsansatzes am Griffstück, wodurch ein unbeabsichtigtes Öffnen des Verschlusses unmöglich ist.
Zum Öffnen des Verschlusses wird der Griffkopf mit der rechten Hand erfaßt und das Griffstück mit einem kräftigen Zuge so weit zurückgezogen, als die Grenzstollen es zulassen; hiedurch wird auch die Schlagfeder gespannt.
      Der Vorgang hierbei ist folgender: Im Anfange der Rückwärtsbewegung des Griffstückes gleiten seine schraubenförmigen Leisten in den Nuten des Verschlußstückes zurück, wodurch dieses sich nach links drehen muß. diese Drehung dauernd so lange, bis die Leiste des Patronenziehers in die nach rückwärts laufende Rast desselben einfällt. In diesem Augenblicke stehen die Verschlußwarzen vor den Gehäusenuten, die rechte überdies in der Ausnehmung des Patronenziehers. Das Verschlußstück hat sich hierbei etwas zurückbewegt, während das Griffstück mehr zurückgeschoben wurde.
Beim Zurückziehen des Griffstückes muß gleichzeitig der Auswerfer so weit niedergedrückt werden, daß die Rast des Sicherungsansatzes - Auswerferstütze - über ihn hinweggleiten kann.
       Da auch die Schlagbolzenmutter samt dem Schlagbolzen zurückgeht, so drückt dieser auf die Schlagfeder, welche dadruch gespannt wird.
Der weiteren Rückbewegung des Griffstückes folgt auch das Verschlußstück. In dieser Stellung ist der Verschluß geöffent und die Schlagfeder gespannt.
Zum Schließen des Verschlusses wird der Verschlußkolben durch einen Druck auf den Griffkopf ganz vorgeschoben. Das Verschlußstück gelangt hierbei zuerst mit den Verschlußwarzen an die Ausnehmung des Gehäuses und die Schlagbolzenmutter mit ihrem Flügel an den Abzugstollen.
Beim weiteren Vorschieben wird das Griffstück für sich allein vollständig vorgeschoben, wobei seine schraubenförmigen Leisten in den Nuten des Verschlußstückes vorgleiten und dieses nach rechts drehen. Bei dieser Drehung wird die Patronenzieherleiste aus der Rast herausgedrückt und fällt dann in die nach vorne laufende Rast ein. Der obere Arm des Auswerfers tritt in die Rast des Sicherungsansatzes. Das Verschlußstück wird dabei ganz an das rückwärtige Laufende angepreßt, die Schlagbolzenmutter bleibt mit ihrem Flügel am Abzugstollen angelehnt und hält die Schlagfeder gespannt. Die getrennt besprochenen Bewegungen beim "Öffnen" und Schließen" der Verschlußteile erfolgen teils gleichzeitig, teils gehen sie unmittelbar ineinander über.
   f) Entspannen der Schlagfeder. soll die Schlagfeder entspannt werden, so wird der Griff der Schlagbolzenmutter mit dem rechten Daumen zurückgezogen, das Züngel mit dem Zeigefinger zurückgedrückt und gleichzeitig die Schlagbolzenmutter samt dem Schlagbolzen langsam abgelassen.
Das Spannen der Schlagfeder erfolgt beim Öffnen des Verschlusses, kann aber auch bei Versagern dadurch bewirkt werden, daß die Schlagbolzenmutter durch Druck auf den geriffelten Griff so weit zurückgezogen wird, bis der Flügel derselben hinter den Abzugstollen zu stehen kommt.
    g) Abziehen des Züngels. Beim Zurückziehen des Züngels dreht sich dessen kürzerer Arm nach abwärts. Der Abzugstollen wird dadurch so weit herabgezogen, daß sein Kopf ganz unter die rechteckige Nut des Gehäuseschweifes tritt; die Schlagbolzenmutter wird frei, die Schlagfeder entspannt sich, wobei der Schlagbolzen vorschnellt, der Zündstift auf die Patronenkapsel schlägt und die Pulverladung entzündet.
Nach erfolgtem Abziehen wird beim Aufhören des Druckes auf das Züngel durch die sich wieder ausdehnende Abzugfeder das hintere Ende des Abzughebels gehoben, wodurch der Abzugstollen wieder in die rechteckige Nut des Gehäuseschweifes tritt.
   h) Ausziehen und Auswerfen der Patronenhülse. Wird nach dem Schusse der Verschluß geöffnet, so bewirkt die dabei eintretende Linksdrehung des Verschlußstückes ein Lüften der Patronenhülse. Bei der weiteren Rückwärtsbewegung des Verschlußkolbens zieht der Patronenzieher die Patronenhülse aus dem Laderaum und wirft sie nach recht vorwärts aus.
   i) Die Sicherung des Gewehres erfolgt durch die Sperrklappe. Diese muß immer - ausgenommen unmittelbar vor dem Laden und dem Schießen - geschlossen sein.
   k) Die Repetiervorrichtung besteht aus dem Kasten mit dem Magazinhalter und aus dem Zubringer.
   l) Die Garnitur dient zur Verbindung des Laufes mit dem Schafte, zur Verstärkung und zum Schutze des letzteren sowie zum Befestigen des Gewehrriemens.
Zur Garnitur gehören: der obere und der untere Gewehrring, zwei Riemenbügel, die Kolbenschiene und der Kolbenschuh. Der obere Gewehrring hat an der unteren Fläche den Bajonetthaft und links das Gewinde für die Aufnahme des Dornes. Am untern Gewehrring ist unten der obere Riemenbügel und an der Kolbenschiene der untere Riemenbügel drehbar befestigt.
   m) Zu den Requisiten, die zur guten Erhaltung sowie zum Zerlegen und Zusammensetzen des Gewehres dienen, gehören die Putzschnur samt Führungshülse, der Putzstock, der Schraubenzieher und der Mündungsdeckel.
 

Mündungsschoner

(Fotos Michael Koller / Lir2)

 

 

Die Klappe ist mit Leder bezogen, um Beschädigungen bei einem Schuss bei aufgesetztem Mündungsschoner zu vermeiden.

 
 
     

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