Musketenpatrouillen

 

Damit bezeichnete man Formationen, die mit dem dänischen Madsen-Gewehr ausgerüstet waren.
Dabei handelte es sich um ein leichtes Maschinengewehr.
Im russisch-japanischen Krieg wurde es auf Seiten der russischen Armee, sie hatten 1250 Exemplare angekauft, bereits eingesetzt.
Österreich-Ungarn kaufte von Deutschland solche Gewehre und rüstete damit spezielle Scharfschützen und Sturmpatrouillen aus.

 

Leichtes Maschinengewehr Madsen

 

Produktionszeit: 1903 bis 1955
Gesamtlänge: 1145 mm
Gewicht: (ungeladen) 9 kg
Lauflänge: 585 mm
Kaliber: verschiedene (8 mm Mauser und 6,5 × 55 mm Mauser am häufigsten)
Mögliche Magazinfüllungen: 25, 30 oder 40 Patronen
Munitionszufuhr: gebogenes Kastenmagazin
Kadenz: 450 Schuss/min
Anzahl Züge: 4
Drall: rechts

 

Madsen aus dem Jahr 1922  

Foto Manxruler

 

Deutsche Musketen-Truppenteile im Weltkriege.

Nach meinen Kriegserinnerungen und nach Aktenauszügen aus dem Archiv.

W. E c k a r d t, Oberstleutnant a. D.

Eine Besprechung der im Weltkriege aufgestellten Musketen-Truppenteile im deutschen Heere erfordert, zunächst ein Eingehen auf die Waffe selbst, die diesen Formationen ihren Namen gegeben hat Diese Waffe ist das als Madsen-Gewehr allgemein bekannte leichte M.G., eine ursprünglich dänische Konstruktion. Von unsern Gegnern im Weltkriege war es bereits vordem bei den Russen eingeführt und gehörte dort zur Bewaffnung bei der Kavallerie. . .

. . . Nach dem Kriege finden wir Madsen-Gewehre in der Ausrüstung verschiedener Staaten. Es seien erwähnt, Dänemark, Norwegen. Holland, Spanien, einige süd- und mittelamerikanische Staaten, China. Wie gesagt, das Madsen-Gewehr ist ein leichtes M. G. leichtester Art. Das Gewicht schwankt bei den verschiedenen Modellen zwischen 7,0 und 7,4 Kilogramm.

     Die Waffe ist Rückstoßlader mit beweglichem Lauf und verriegeltem Blockverschluß. Der nach dem Schuß infolge des Rückstoßes zurückgleitende

Lauf entriegelt den Verschluß, worauf der Selbstlademechanismus arbeitet. Das Patronenmagazin für 23 Patronen in Form einer hornartig gebogenen Blechkassette wird oberhalb der Waffe an der Stelle der Verschlußöffnung aufgesteckt und gibt seine Patronen, sie von oben nach unten führend, in die Waffe ab.

     Die Waffe ist, ihrem Charakter als leichtes M. G. entsprechend, eingerichtet zur Abgabe von Reihenfeuer, d. h. von Maschinenfeuer in selbsttätiger ununterbrochener Schußfolge, solange der Schütze den Abzug zurückgezogen hält. Die Reihen dieses Maschinenfeuers sind natürlich nur sehr kurz, denn wenn die 25 Patronen des Magazins verfeuert sind, hat die Reihe ein Ende. Der Schütze muß das leere Magazin gegen ein volles auswechseln. Da bei dieser Feuerart mit einer Schußfolge von etwa 10 Schuß in der Sekunde die Waffe dem Schützen durchgeht, d. h. sieh nicht richtungsfest auf das Ziel halten läßt, so bleiben die Treffergebnisse weit hinter dem zurück, was der Laie meist in Anbetracht des Munitionsaufwandes und des maschinenmäßigen Geknatters der Waffe sich verspricht. Ein gut ausgebildeter Schütze vermag die Treffergebnisse dadurch zu verbessern, daß er die Reihe von 25 Schüssen, bei der die Waffe ihm mehr oder minder wild durchgeht auflöst in eine Anzahl kurzer Feuerstöße von vielleicht 3—5 Schuß, indem er den zum Schuß zurückgezogenen Abzug rasch wieder losläßt. So kann er mit einem sogenannten "Spritzfeuer" arbeiten, bei dem vor jedem neuen kurzem Feuerstoß die Waffe wieder auf das Ziel eingerichtet werden, oder auch auf ein anderes Ziel übergeleitet werden kann, ohne bei diesem Überlenken sinn- und zwecklos den Zwischenraum mit einer Zahl von Geschossen zu bestreuen, die einen unverhältnismäßig hohen Prozentsatz der Gesamtzahl der ganzen Reihe ausmachen. Entsprechend der Annäherung der Waffe an das Prinzip des Selbstladegewehrs läßt sie auch die Abgabe von Einzelfeuer zu. Eine besondere Vorrichtung ermöglicht es, die selbsttätige Schubfolge im Maschinenfeuer abzustellen. Es fällt dann beim Betätigen des Abzuges durch den Schützen jedesmal nur ein Schuß. Die Waffe arbeitet nach dem Schub selbstladend, aber nicht mehr selbstfeuernd. Zur Abgabe des nächsten Schusses muß der Schütze den abkrümmenden Zeigefinger wieder strecken und dann erneut abziehen. Die Feuergeschwindigkeit wird dabei ganz eine Funktion des bewußten und gewollten Zielens und kann sich der Entfernung, Größe und Dichtigkeit der Ziele anpassen. Unter sehr günstigen Umständen können mit dieser Feuerart in einer Minute etwa 45 Schuß verschossen werden. Das bedeutet gegenüber den als Armeegewehre allgemein üblichen Handladern eine Steigerung der äußersten Feuergeschwindigkeit von 15 auf 45 Schuß in der

Minute. Zahlen, die aber nur für ganz kurze Momente Geltung haben. Die Erfolge dieser Feuerart sind gegenüber dem Reihenfeuer besser. Es werden - gleiche Ziele vorausgesetzt- in derselben Zeit mit weniger Patronen mehr Treffer erreicht, Es ist nun einmal ein Erfahrungssatz, der sich nicht wegdisputieren läßt: Wenn ein leichtes M. G. gar zu leicht gebaut ist, so daß seine Treffergebnisse im Reihenfeuer allzu stark herabsinken, so wird bald die Grenze erreicht, wo man sagen muß, jetzt rechtfertigt die Waffe durch ihre Wirkung nicht mehr ihren Charakter als Kollektivwaffe, d. h. als Waffe, zu deren Bedienung, Transport und Munitionsversorgung mehrere Mann erforderlich sind. . . .

. . . Im Sommer 1915 konnte die Gewehr-Prüfungskommission (G.P.K.) dem Kriegsministerium melden, dass die Madsen-Gewehre zur Kriegsverwendung bereit ständen. 

   Als Verschleierungsmaßnahme erging am 1.7.15 an die G.P.K. die Kriegsministerielle Verfügung:

     „Es liegt Veranlassung vor, die Madsen-Gewehre künftig „Musketen“ zu nennen. . .

 

Patrouille in einer Kaverne mit Madsen neuer Art mit luftgekühlten Rohr  

Foto Volker Jeschkeit

 

Madsen mit Zusatzausrüstung und luftgekühltem Rohr

Foto Volker Jeschkeit

 

 Scharfschütze

Foto Volker Jeschkeit

 

 

 

 

 

Magazin Madsen Kaliber 792, gefunden an der Lagoraifront, 55.Gebirg.Brigade

Foto Volker Jeschkeit

 

Magazin  gefunden an der Lagoraifront, 55.Gebirg.Brigade

Foto Volker Jeschkeit

 

k.u.k. 90. Infant.Trp.Dions-Kommando

Op.Nr.156/9

Musketenpatrouillen.

An

das k.u.k. 55. Gebirgs - Brigade - Kommando

Feldpost 613, am 26. Oktober 1915.                                                Feldpost 615

          Das L.V.K. hat mit Op.Nr. 1918/90 bezüglich Organisation von M 15 Musketenpatrouillen anher eröffnet:

 

I.

         1. Organisation: ist der Beilage zu entnehmen.

         2. Verwendung und Zweck der Patrouillen: Den Skiabteilungen angegliedert, sollen diese Patrouillen nicht nur deren Feuerkraft wesentlich erhöhen, sondern vor allem von Punkten Maschinengewehrfeuer vortäuschen, wo der Feind es nicht vermutet bezw. erwartet.

         3. Bezüglich Feuerarten gibt Pkt.6 der jeder Musketenpatrouille mitgegebenen Instruktion Anhaltspunkte und wird insbesonders zur Vermeidung von Munitionsverschwendung auf Nachstehendes hingewiesen:

         „Das auf höchste Geschwindigkeit gesteigerte Einzelfeuer soll die Hauptfeuerart der Waffe sein; hiebei werden in derselben Zeit mit weniger Patronen mehr Treffer erzielt, als beim Reihenfeuer.“

         4. Instandhaltung der Muskete.

         Die durchgeführten Schießübungen haben ergeben, daß bei sorgsamer Behandlung und Instandhaltung der Waffe und Munition, insbesonders bei Vermeidung jeder Verschmutzung der Patronen durch Sand nur ganz geringe - sofort behebbare Störungen - hie und da eintreten, welche jedoch die Verwendung der Muskete im Einzelschuß nicht behindern.

II.

          1.Von den zur Verfügung stehenden Musketenpatrouillen (á 4 Mann) erhält der Subrayon IV gegenwärtig eine Patrouille, welche der 55.Gebirgs-Brigade zugewiesen wird. Die Ergänzung dieser 4 Mann auf eine komplette Patrouille incl. Beistellung von 2 Tragtieren obliegt dem 55. Gebirgs-Brigade-Kommando. In der Folge erhält der Subrayon IV noch weitere 6 Patrouillen. Den Patrouillenkommandanten ist Zeit und Gelegenheit zu geben, die Ergänzungsmannschaft entsprechend zu schulen. Sodann sind die Musketenpatrouillen je einer Skiabteilung zuzuteilen.

          2. Die 1. Musketenpatrouille hat am 28.10. vom Ers. Baon. Tir. Jägerrgt. 1 abzugehen: dem Subrayon IV sind die von ihm ad Op.Nr.1465/107 kommandierten Leute vom Ers.Baon.T.J.Rgt.1 zuzusenden.

          Die Tragtiersattel samt Improvisationen zum Verpacken der Musketen sind mitzugeben. Die notwendigen Stutzen (Karabiner) hat Oblt.LIEBER beim AZD. Inssbruck zu fassen. 

          3. Über die bei Verwendung der Musketenpatrouillen gemachten Erfahrungen hat das 55.Gebirgs-Brigade-Kommando der Division bis 25. November zu berichten und eventuelle Anträge bezüglich Organisation der Patrouillen etc. zu stellen.

III.

          Das L.V.K. wird beim Ers.Baon.Tir.Jg.Rgt.1 in Innsbruck für den Subrayon IV, wie erwähnt, weitere 6 Musketenpatrouillen aufstellen.

          Instruktor und Kommandant Oblt. LIEBER.

          Hiezu haben beizustellen an Mannschaft und zwar pro Patrouille 1 Unteroffizier und

8 Mann:

die 55.Geb.Brig. für 2 Patren   2 Unteroffz.   16 Mann

die 58. Inft.Brig. für 2 Patren   2 Unteroffz.   16 Mann

die 179.Inft.Brig.für 2 Patren   2 Unteroffz.   16 Mann

Summe:              für 6 Patren   6 Unteroffz.    48 Mann

 

          Die Unteroffiziere und die Mannschaft müssen unbedingt Alpinisten, sehr gute Skiläufer und sehr gute Schützen sein.

          Je besser die Mannschaft diesen Bedingungen entspricht, desto früher werden die Musketenpatrouillen formiert sein und den Brigaden zur Verfügung stehen.

          Von den Brig.Kdos ist eine Nominalkonsignation über die bestimmte Mannschaft dem Dions-Kmdo bis 30.10., an welchem Tage, 12 Uhr mittags, die Mannschaft in Predazzo einzutreffen hat zu übersenden.

          Die Mannschaft ist in voller Ausrüstung und Bewaffnung abzugeben und wird in Predazzo von Oblt. BRAUN der 90 J.T.D. übernommen, sodann an das Ers.Baon.Jg.Rgt.1 abgesendet.

          Ergeht an die drei Brigade-Kommandos.

1 Blge.

 

 
 
     

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