Am Ende des Weltkrieges, vermutlich
im Oktober 1918, erließ das k.u.k. Armeeoberkommando eine
Instruktion für möglichst einheitliche Panzerzüge, ohne jedoch die
Spezialausstattung für einzelne Unternehmen zu unterbinden. Demnach
sollte sich eine Panzerzugeinheit grundsätzlich aus einer Gefechts
Staffel und einer Trainstaffel zusammen setzen.
Bei der Gefechts Staffel sind eingeteilt:
- Ein Plateauwagen ohne Bordwände - um den Ausschuss aus dem
folgenden Panzerwagen nicht zu behindern - als Vorlaufwagen, mit
Oberbaumaterial beladen. Er hatte die etwa angebrachten
Sprengladungen im Oberbau zur Detonation zu bringen, um eine
Beschädigung der Gefechtsfahrzeuge zu verhindern.
- Drei Panzerwagen, als Geschützwagen oder als Gewehrwagen,
ausgestattet mit Scharten für Maschinengewehre, einzelne Wagen mit
Fliegerabwehr und Beobachtungsturm mit Scheinwerfer und
Distanzmesser.
- Zwei gepanzerten leichte Tenderlokomotiven.
Die Panzerung der Panzerwagen und der Lokomotiven besteht aus einer
äußeren 11 bis 15 mm und einer inneren 6 bis 8 mm dicken
Innenpanzerung, Panzerplatten oder Eisenblech. Zwischen den
Panzerplatten war eine 3 bis 6 cm dicken Holzlage oder eine
Schotterschicht anzubringen.
Die Trainstaffel besteht aus:
- einem Kanzlei- und Offizierswohnwagen,
- zwei Mannschaftswagen,
- einem Werkstätten- und Requisitenwagen,
- einem Küchen- und Proviantwagen
- und einem Munitionswagen.
Bewaffnung, Munition, Besatzung und Ausrüstung
Die Bewaffnung des Panzerzuges besteht aus einem oder zwei 7 cm
Geschützen, sechs Maschinengewehren M. 7/12 und 30 Repetier-Stutzen.
Der Zug führt 500 Schrapnells, 250 Granaten, 50 Kartätschen, 100
Handgranaten, 10.000 Schuss für jedes Maschinengewehr, 120 Schuss
pro Repetierstutzen und eine Gurtenstopfmaschine 7/12.
Kommandant ist ein Offizier, als Stellvertreter ist ein
Stabsfeldwebel oder Feldwebel eingeteilt. Vom Eisenbahn-Regiment
kommen zwei Zugsführer, je zwei Lokomotivführer und Heizer, vier
Bremser, ein Korporal und ein Pionier als Partieführer, zusammen
zwölf Mann. Je Geschütz ist ein Zugführer, ein Vormeister und zwei
Kanoniere und für den Scheinwerfer ein Gefreiter und ein Sappeur
vorgesehen. Von der Infanterie kommen achtzehn Mann für die
Bedienung der Maschinengewehre, sowie ein Waffenmeister,
Rechnungsunteroffizier, Koch, Schuster, Offiziersdiener und ein
Reservemann. Die Ausrüstung besteht aus Oberbaugerät und Material,
Spreng- und Zündmittel, Werkstättengerät, Beleuchtungs- und
Heizungsmaterial, Signalmittel, Sanitätsausrüstung, Kochkessel und
Kochkisten, Gasmasken und sonstigem Kleinmaterial.
Verwendung der Panzerzüge
Der Panzerzug ist ein Hilfskampfmittel, das mit seiner großen
Feuerkraft im überraschenden Einsatz hohe materielle und moralischen
Wirkung besitzt. Maßgeblich und daher zu erkunden sind die
Streckenverhältnisse, der Zustand der Gleise und der Kunstbauten und
das Gelände beiderseits der Strecke. Der Aktionsradius beträgt - in
Abhängigkeit vom Wasser- und Kohlenvorrat - etwa 50 km. Zur
Ergänzung der Vorräte der Züge ist daher eine Depotstation
anzulegen.
Im Angriff auf eine feindliche Stellung wird der Panzerzug gedeckt
bereitgestellt und unterstützt die Truppen durch überraschenden
Feuerüberfall. Dem Artilleriefeuer entzieht er sich durch raschen
Stellungswechsel. Nach Maßgabe des Streckenzustandes kann der
Panzerzug nach dem Durchbruch in den Rücken und die Flanke des
Feindes nachstoßen, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit den Kräften
einer Eisenbahnkompanie zur Fahrbarmachung der Gleise. Kleinere
Gleisunterbrechungen werden von den Kräften des Panzerzuges behoben.
In der Verteidigung wirkt der Panzerzug durch seine große
Feuerkraft, bietet der Truppe Gelegenheit und Zeit zur Sammlung,
unterstützt den Gegenangriff und hilft bei der Bergung von
Verwundeten. Das Zusammenwirken der Besatzung des Zuges mit ihren
Maschinengewehren ist im Außeneinsatz mit den Truppen vorgesehen.
Beim Rückzug behindert der Panzerzug das Nachdrängen des Gegners und
ermöglicht der eigenen Infanterie die Besetzung rückwärtiger
Stellungen. Wesentlich ist die Mitwirkung bei den Sprengungen der
Bahnanlagen und die Räumung der Kopf- und Depotstationen.
In besonderen Fällen kann der Panzerzug auch Nachschub durch
gefährdetes Gebiet in die vorderen Linien bringen. Im
Nachschubdienst empfiehlt sich gegebenenfalls die Teilung der
Gefechts Staffel und die Beigabe von normalen Güterwagen. Auch für
die Bergung der Verwundeten aus den vorderen Linien finden die
Panzerzüge Verwendung.
Bei Fahrten im Feindgebiet ist auf die Sicherung der Rückfahrt
Bedacht zu nehmen. Das geschieht durch die Feuerwirkung und
mehrfaches rasches Befahren der Strecke. Gegebenenfalls ist die
Teilung der Gefechts Staffel vorzunehmen, die mit einer Lokomotive
und einem Panzerwagen die Rückfahrt sichert. Allenfalls ist ein
weiterer Panzerzug, etwa eine Draisine, heranzuziehen. Der Panzerzug
entsendet und unterstützt auch Aufklärungspatrouillen der
Infanterie. Ist die Rückfahrt nicht mehr möglich, sind die Waffen
unbrauchbar zu machen der Zug ist zu zerstören. Die Besatzung hat
sich durchzuschlagen.
Für die Verwendung der Waffen gelten die einschlägigen Bestimmungen,
die Dienstbücher. Besondere Regeln werden nicht angegeben. Der
Kommandant hält sich in der Regel im feindwärtigen Wagen auf und
leitet den Feuerkampf. Er gibt Ziel und Distanz an. Die Kommandanten
der einzelnen Wagen können Feuereröffnung gegen günstig auftauchende
Ziele befehlen, oder wenn die Verbindung zum Kommandanten des Zuges
gestört ist. Die Verständigung erfolgt über Telefon oder Sprachrohr.
Zur Vermeidung von Missverständnissen bezüglich der Richtungsangaben
werden die Innenseiten der Wagen auf einer Seite rot, auf der
anderen weiß gestrichen. Das Zusammenwirken mit den anderen Waffen,
besonders mit der Artillerie, ist bei jeder Gelegenheit anzustreben.
Beabsichtigte Einsätze des Panzerzuges sind stets mit dessen
Kommandanten zu besprechen, der umfassend über die Feindlage und die
technischen Daten der Einsatzstrecke und deren Umfeld zu
unterrichten ist.
Geschützfeuer wird bisweilen auch aus Gründen der moralischen
Wirkung abzugeben sein. Gewehrfeuer gilt Zielen, die für die
Maschinengewehre nicht lohnend sind.
Die Verkehrs- und Signalvorschriften sind tunlichst zu beachten,
auch die technischen Gegebenheit, wie etwa die Anheizzeit der
Lokomotiven - bis zu 3 Stunden - und die Wartungsarbeiten, sind in
Rechnung zu stellen. Die Pflege der Lokomotive richtet sich nach der
Beschaffenheit des Wassers, unter Umständen ist sie einmal
wöchentlich auszuwaschen. Auch die Fahrbetriebsmittel sind in
Abständen zu untersuchen. Die Unterstützung durch das
Heizhauspersonal ist anzufordern, größere Reparaturen werden in den
Werkstätten durchgeführt.
In Ruhestellung ist die Ausbildung der Besatzung in ihrer Verwendung
- im Bau- und Betriebsdienst - und im Gefechtsdienst fortzusetzen.
Übungsfahrten auf Strecken des öffentlichen Verkehrs sind mit den
Militärbehörden abzusprechen. Die Mannschaft kann auch zu Arbeiten
im Stationsbereich für den Eisenbahnbetrieb, z.B. Rampenbau,
herangezogen werden.
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