Panzerzüge des k.u.k Heeres 1914 - 1918


 
1914 verfügte die k.u.k. Armee über keine Panzerzüge.
Erste Panzerzüge wurden in Galizien improvisiert, um Aufklärung feindwärts durchzuführen.
Vorerst mit leicht gepanzerten Lokomotiven später mit Bedeckung in leicht gepanzerten Waggons.
Die ersten Einheiten bestanden aus ein oder zwei gepanzerten Lokomotiven mit zwei oder drei Panzerwaggons.
Dazu kamen ein Materialwagen mit Oberbaumaterial und Mannschaftswagen. Die Panzerungen schützten vor Spitzgeschossen, kleinen Sprengstücken und Schrapnellfüllkugeln.
Spätere Panzerzüge wurden mit einem oder zwei Schnellfeuergeschützen 7cm L/30 SFKn und mit zwei bis acht Maschinengewehren ausgestattet. Maschinengewehre und Gewehre schossen aus Schießscharten.
Unterstellt waren die Panzerzüge dem Armee-Oberkommando, welches sie dann den einzelnen Armeekommandanten zuwiesen.

Die k.u.k. Panzerzüge verfügten demnach über eine hohe Feuerkraft und kamen bei Erkundungsvorstößen, zur Behebung von Zerstörungen des Eisenbahn-Oberbaues oder zur Zerstörung von Eisenbahnanlagen zum Einsatz.
Häufig fanden sie auch beim Rückzug von Einheiten Verwendung.
 

INSTRUKTIONEN FÜR DIE ÖSTERREICHISCHUNGARISCHEN PANZERZÜGE

 

Die Panzerzugseinheit

Am Ende des Weltkrieges, vermutlich im Oktober 1918, erließ das k.u.k. Armeeoberkommando eine Instruktion für möglichst einheitliche Panzerzüge, ohne jedoch die Spezialausstattung für einzelne Unternehmen zu unterbinden. Demnach sollte sich eine Panzerzugeinheit grundsätzlich aus einer Gefechts Staffel und einer Trainstaffel zusammen setzen.


Bei der Gefechts Staffel sind eingeteilt:


- Ein Plateauwagen ohne Bordwände - um den Ausschuss aus dem folgenden Panzerwagen nicht zu behindern - als Vorlaufwagen, mit Oberbaumaterial beladen. Er hatte die etwa angebrachten Sprengladungen im Oberbau zur Detonation zu bringen, um eine Beschädigung der Gefechtsfahrzeuge zu verhindern.


- Drei Panzerwagen, als Geschützwagen oder als Gewehrwagen, ausgestattet mit Scharten für Maschinengewehre, einzelne Wagen mit Fliegerabwehr und Beobachtungsturm mit Scheinwerfer und Distanzmesser.


- Zwei gepanzerten leichte Tenderlokomotiven.
Die Panzerung der Panzerwagen und der Lokomotiven besteht aus einer äußeren 11 bis 15 mm und einer inneren 6 bis 8 mm dicken Innenpanzerung, Panzerplatten oder Eisenblech. Zwischen den Panzerplatten war eine 3 bis 6 cm dicken Holzlage oder eine Schotterschicht anzubringen.


Die Trainstaffel besteht aus:


- einem Kanzlei- und Offizierswohnwagen,
- zwei Mannschaftswagen,
- einem Werkstätten- und Requisitenwagen,
- einem Küchen- und Proviantwagen
- und einem Munitionswagen.


Bewaffnung, Munition, Besatzung und Ausrüstung
Die Bewaffnung des Panzerzuges besteht aus einem oder zwei 7 cm Geschützen, sechs Maschinengewehren M. 7/12 und 30 Repetier-Stutzen. Der Zug führt 500 Schrapnells, 250 Granaten, 50 Kartätschen, 100 Handgranaten, 10.000 Schuss für jedes Maschinengewehr, 120 Schuss pro Repetierstutzen und eine Gurtenstopfmaschine 7/12.
Kommandant ist ein Offizier, als Stellvertreter ist ein Stabsfeldwebel oder Feldwebel eingeteilt. Vom Eisenbahn-Regiment kommen zwei Zugsführer, je zwei Lokomotivführer und Heizer, vier Bremser, ein Korporal und ein Pionier als Partieführer, zusammen zwölf Mann. Je Geschütz ist ein Zugführer, ein Vormeister und zwei Kanoniere und für den Scheinwerfer ein Gefreiter und ein Sappeur vorgesehen. Von der Infanterie kommen achtzehn Mann für die Bedienung der Maschinengewehre, sowie ein Waffenmeister, Rechnungsunteroffizier, Koch, Schuster, Offiziersdiener und ein Reservemann. Die Ausrüstung besteht aus Oberbaugerät und Material, Spreng- und Zündmittel, Werkstättengerät, Beleuchtungs- und Heizungsmaterial, Signalmittel, Sanitätsausrüstung, Kochkessel und Kochkisten, Gasmasken und sonstigem Kleinmaterial.

Verwendung der Panzerzüge
Der Panzerzug ist ein Hilfskampfmittel, das mit seiner großen Feuerkraft im überraschenden Einsatz hohe materielle und moralischen Wirkung besitzt. Maßgeblich und daher zu erkunden sind die Streckenverhältnisse, der Zustand der Gleise und der Kunstbauten und das Gelände beiderseits der Strecke. Der Aktionsradius beträgt - in Abhängigkeit vom Wasser- und Kohlenvorrat - etwa 50 km. Zur Ergänzung der Vorräte der Züge ist daher eine Depotstation anzulegen.
Im Angriff auf eine feindliche Stellung wird der Panzerzug gedeckt bereitgestellt und unterstützt die Truppen durch überraschenden Feuerüberfall. Dem Artilleriefeuer entzieht er sich durch raschen Stellungswechsel. Nach Maßgabe des Streckenzustandes kann der Panzerzug nach dem Durchbruch in den Rücken und die Flanke des Feindes nachstoßen, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit den Kräften einer Eisenbahnkompanie zur Fahrbarmachung der Gleise. Kleinere Gleisunterbrechungen werden von den Kräften des Panzerzuges behoben.
In der Verteidigung wirkt der Panzerzug durch seine große Feuerkraft, bietet der Truppe Gelegenheit und Zeit zur Sammlung, unterstützt den Gegenangriff und hilft bei der Bergung von Verwundeten. Das Zusammenwirken der Besatzung des Zuges mit ihren Maschinengewehren ist im Außeneinsatz mit den Truppen vorgesehen.
Beim Rückzug behindert der Panzerzug das Nachdrängen des Gegners und ermöglicht der eigenen Infanterie die Besetzung rückwärtiger Stellungen. Wesentlich ist die Mitwirkung bei den Sprengungen der Bahnanlagen und die Räumung der Kopf- und Depotstationen.
In besonderen Fällen kann der Panzerzug auch Nachschub durch gefährdetes Gebiet in die vorderen Linien bringen. Im Nachschubdienst empfiehlt sich gegebenenfalls die Teilung der Gefechts Staffel und die Beigabe von normalen Güterwagen. Auch für die Bergung der Verwundeten aus den vorderen Linien finden die Panzerzüge Verwendung.
Bei Fahrten im Feindgebiet ist auf die Sicherung der Rückfahrt Bedacht zu nehmen. Das geschieht durch die Feuerwirkung und mehrfaches rasches Befahren der Strecke. Gegebenenfalls ist die Teilung der Gefechts Staffel vorzunehmen, die mit einer Lokomotive und einem Panzerwagen die Rückfahrt sichert. Allenfalls ist ein weiterer Panzerzug, etwa eine Draisine, heranzuziehen. Der Panzerzug entsendet und unterstützt auch Aufklärungspatrouillen der Infanterie. Ist die Rückfahrt nicht mehr möglich, sind die Waffen unbrauchbar zu machen der Zug ist zu zerstören. Die Besatzung hat sich durchzuschlagen.
Für die Verwendung der Waffen gelten die einschlägigen Bestimmungen, die Dienstbücher. Besondere Regeln werden nicht angegeben. Der Kommandant hält sich in der Regel im feindwärtigen Wagen auf und leitet den Feuerkampf. Er gibt Ziel und Distanz an. Die Kommandanten der einzelnen Wagen können Feuereröffnung gegen günstig auftauchende Ziele befehlen, oder wenn die Verbindung zum Kommandanten des Zuges gestört ist. Die Verständigung erfolgt über Telefon oder Sprachrohr. Zur Vermeidung von Missverständnissen bezüglich der Richtungsangaben werden die Innenseiten der Wagen auf einer Seite rot, auf der anderen weiß gestrichen. Das Zusammenwirken mit den anderen Waffen, besonders mit der Artillerie, ist bei jeder Gelegenheit anzustreben. Beabsichtigte Einsätze des Panzerzuges sind stets mit dessen Kommandanten zu besprechen, der umfassend über die Feindlage und die technischen Daten der Einsatzstrecke und deren Umfeld zu unterrichten ist.
Geschützfeuer wird bisweilen auch aus Gründen der moralischen Wirkung abzugeben sein. Gewehrfeuer gilt Zielen, die für die Maschinengewehre nicht lohnend sind.
Die Verkehrs- und Signalvorschriften sind tunlichst zu beachten, auch die technischen Gegebenheit, wie etwa die Anheizzeit der Lokomotiven - bis zu 3 Stunden - und die Wartungsarbeiten, sind in Rechnung zu stellen. Die Pflege der Lokomotive richtet sich nach der Beschaffenheit des Wassers, unter Umständen ist sie einmal wöchentlich auszuwaschen. Auch die Fahrbetriebsmittel sind in Abständen zu untersuchen. Die Unterstützung durch das Heizhauspersonal ist anzufordern, größere Reparaturen werden in den Werkstätten durchgeführt.
In Ruhestellung ist die Ausbildung der Besatzung in ihrer Verwendung - im Bau- und Betriebsdienst - und im Gefechtsdienst fortzusetzen. Übungsfahrten auf Strecken des öffentlichen Verkehrs sind mit den Militärbehörden abzusprechen. Die Mannschaft kann auch zu Arbeiten im Stationsbereich für den Eisenbahnbetrieb, z.B. Rampenbau, herangezogen werden.

 

Schwerer Panzerzug

 

Panzerzug in Zablotze 1917

 

Schwerer Panzerzug im Osten

     

 

     

Panzerzug mit Turmwagen

 

Kanonenwagen mit einer bzw. drei 7 cm Kanonen wurden den MG Panzerzügen beigegeben. Ein dem Panzerzug V beigegebener Kanonenwagen verfügte über eine 10 cm Kanone.
Eine schwere Kampfeinheit verfügte über zwei dieser Turmwagen, zwei Lokomotiven und einem MG-Wagen in der Zugmitte. In einem schweren Panzerzug mit zwei Lokomotiven wurde im Wagen ein Speisewasservorrat von 4000 Litern mitgeführt. Die Wagen hatten Dampfheizung, Toilette und Schneeräumschilde. Bei notwendigen Reparaturen wurden auch immer wieder Verbesserungen, wie zum Beispiel die Ausstattung mit Suchscheinwerfern, vorgenommen.
Lokomotiven und Wagen wurden je nach Erfordernis zusammengestellt.
Die Panzerzüge wurden zum größten Teil in den Werkstätten der ungarischen Staatsbahnen (MÁV) hergestellt. Nach der Kriegserklärung Italiens stellte aber auch die Eisenbahnwerkstätte Villach zwei Panzerzüge her, die im Schema als IX und X geführt werden und zuerst im Raume Tarvis eingesetzt wurden.

Kanonenwagen

 

Panzerzug VI -ab Juli 1917 VII

Gepanzerte Lokomotive


Schematische Übersicht

Stand Juli 1916

 

Stand Juli 1917/18

 

Panzerzug I

 
 

Panzerzug II

 

1914 war ein behelfsmäßig gepanzerter Zug in Syrmien, einem Gebiet zwischen Save und Donau an der Grenze zu Serbien im Einsatz. Er sollte mithelfen, serbische Übergangsversuche zu verhindern.
Als sich die Front einigermaßen stabilisiert hatte, wurde der Zug nach Neusatz (Novosad) gebracht.

1915 wieder reaktiviert wurde er unter der Bezeichnung Panzerzug II an die Isonzofront abgestellt.
Nach Einsätzen im Raum Görtz wurde der Zug komplett umgebaut und erhielt auch eine völlig neue Bewaffnung.
Diese bestand jetzt aus aus einer 47 mm und einer 7 cm Kanone und sechs Maschinengewehren. Die Besatzung bestand aus 30 Mann und dem Kommandanten, zu dieser Zeit Oblt. Bernhard Scheichlbauer. Er kam, wie auch die Besatzung vom IV. Bataillon des Infanterieregiments Nr.4.
Im August dieses Jahres lag der Panzerzug II im Bahnhof von Nabresina, in der Nähe von Triest und kam auf bei einem Angriff auf Monfalcone erfolgreich zum Einsatz.
Im September lag der Zug zwischen der 2. und 3. Isonzoschlacht in Görz. Von dort aus zerstörte er erfolgreich das befestigte Tunnelportal des Babintunnels, von welchem aus die 18. Infanteriedivision bei Zagora, am linken Isonzufer liegend, immer wieder starkes MG- und Infanteriefeuer erhielt.

1916 wurde anläßlich der Brussilow-Offensive der Panzerzug II von der Südfront in den Raum von Kolomea (7.Armee) verlegt. Nach einem russischen Einbruch gelang es den Jägerbataillonen 1 und 18 durch einen zweimaligen Vorstoßes des Panzerzuges einer Einschließung zu entgehen.

 

     

Panzerzug II im Raum Kolomea

 

 

   

Das Innere des Geschützwagens mit der
Skoda Schnellfeuerkanone, 47 mm L33 S.F.K.

 

Das Innere eines MG-Wagens

 
     
 

Panzerzüge in Siebenbürgen

 
Im November 1915 verlegten die Panzerzüge I, VI, VIII und aus Kärnten der Panzerzug IX zur Grenzsicherung nach Siebenbürgen.
Die Panzerzüge I, VI und VIII standen in den Südkarpaten, während IX den Gymes-Paß in den Ostkarpaten sicherte.
Zum Einsatz kamen sie aber erst einmal im Sommer 1916 gegen die Brusilow Offensive.
   

Panzerzug IX in Siebenbürgen

     
Beim Kriegseintritt Rumäniens im August 1916 standen in Siebenbürgen nur schwache Truppen, welche mit hinhaltenden Widerstand auf die Linie von Feldbefestigungen an der Maros zurückgehen sollten.
Südlich von Hermannstadt rückten bereits am Tag der Kriegserklärung Einheiten auf den Roten-Turm Pass vor. Während der Panzerzug II eine Erkundungsfahrt zu diesem Pass unternahm, erreichten die rumänischen Truppen die Bahnlinie von Hermannstadt zum Roten-Turm Pass und besetzten den Bahnhof von Olthit. Der vom Pass zurückkehrende Panzerzug II brachte den rumänischen Truppen empfindliche Verluste bei. Eine rumänische Batterie jedoch traf den Zug und er musste von der Besatzung gesprengt werden.

Der Panzerzug VIII deckte den Abschub militärischer und staatlicher Güter
aus Hermannstadt.

Als die 16. Landsturm-Gebirgsbrigade von der 14. rumänischen Division bei Mesterháza angegriffen wurde, bedrohte letztere die österreichische Artilleriestellung im Tal. Reserven und der Panzerzug XI verhinderten den Verlust der Geschütze und begrenzten den weiteren Einbruch.

Grundsätzlich kann man sagen, dass der Einsatz der Panzerzüge beim Aufbau einer Verteidigung, für die nur schwache Kräfte zur Verfügung standen, mitwirkte.
 

Panzerwagen und Motorkanonenwagen von Schober

 
Hauptmann Schober entwarf auf Grund seiner Erfahrungen ein Panzerfahrzeug.
Es verfügte über einen Drehturm welcher mit einer 7 cm L/30 Schnellfeuerkanone ausgestattet war. Hergestellt wurde dieses Fahrzeug in der Eisenbahnwerkstätte Neu-Sandez. 45 t schwer und ausgestattet mit einem benzin-elektrisch betriebenen 80 PS Motor erreichte es auf waagrechter Strecke eine Geschwindigkeit von 40 km/h. Dieses Fahrzeug entwickelte keinen Rauch und war geräuscharm unterwegs.
1915 entstand ebenfalls in Neu-Sanez und auch nach den Plänen von Hauptmann Schober ein Panzerzug. Er bestand aus einer Schlepptenderlokomotive welche später durch eine gepanzerte Lokomotive mit Zusatztender ersetzt wurde. Weiters gehörten zwei dreiachsige O-Wagen mit einem niederen, gerundeten Panzeraufbau dazu. Zusammen mit der Panzerdraisine bildete der Zug eine zweiteilige Gefechtsgarnitur. Im Schema von 1916 wird er als Panzerzug XI geführt.
Dieser Zug stand ab August 1915 im Etschtal bei Rovereto im Einsatz.
 

Panzerwagen/Motorkanonenwagen von Schober

   
 

Galizien

 

Panzerzug VI - vermutlich 1915

 

Panzerzug VII  1914/15

     
 

Panzerzug VI - 1914/15

 

1917 - Panzerzug XI (vormals XII) in Hinowice - Korps Hofmann

     

 

Panzerzug III - 1916 in Kowel

 

Panzerzug III

     

 

Panzerzug V

 

Panzerzug VI oder VII

     

 

Österr. Panzerzug 1938 in der Tschechoslowakei

 

Panzerzug III

 

Ein Panzerzug an der russischen Front. Nach einer Zeichnung für die Leipziger "Illustrierte Zeitung" von dem Honved Leutnant Stefan Zador

 
 
 

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