Die Ungarische Waggon- und
Maschinenfabrik, Aktiengesellschaft in Györ (Raab),
Ungarn, wurde im Jahre 1897 als Waggonfabrik gegründet.
Bald jedoch wurde entsprechend den Bedürfnissen auch der
Bau anderer verwandter Erzeugnisse mit Erfolg
aufgenommen, so dass die Fabrik heute beinahe jede Art
von Verkehrsmitteln produziert.
So werden ausser Vollbahnwaggons für jeden
Verwendungszweck, auch Kleinbahnwagen,
Eisenbahnoberbaubestandteile, Automobile, ferner Brücken
und damit in Verbindung Eisenkonstruktionen jeder Art,
Krane und Aufzüge gebaut. |
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Es ist
selbstverständlich, dass der durch das Automobil
bedingte Umschwung in den Fahrbetriebsmitteln von einer
aufstrebenden Fabrik für Verkehrsmittel nicht unbeachtet
bleiben konnte. Es wurde denn auch schon im Jahre 1932
von der Ungarischen Waggon- und Maschinenfabrik der
Automobilbau aufgenommen ; diese Fabrik ist demnach die
älteste Automobilfabrik Ungarns und hatte die
Genugtuung, beim ersten Semmering-Rennen im Jahre 1905
mit einem Wagen eigener Erzeugung den 1. Preis zu
erringen.
Durch die Produktion allgemeiner Verkehrsmittel und
ähnlicher Behelfe kam die Fabrik sehr bald in Berührung
mit der Heeresverwaltung, da ja Verkehrsbehelfe auch als
Kriegsmittel eine grosse Bedeutung haben. Dies hat
wieder dazu geführt, auch den Bau von Heeresfahrzeugen
als Spezialität aufzunehmen.
Mit dieser Erweiterung des Werkes musste natürlich auch
die Organisation desselben ausgebaut werden, derart,
dass für die einzelnen Zweige eigene Abteilungen und
getrennte Werkstätten geschaffen wurden.
Für unsere Armee kommen neben den Erzeugnissen der
eigentlichen Heeresbedarfsabteilung in erster Linie noch
die der Automobilabteilung in Betracht. Diese erzeugt
nebst sonstigen Kraftfahrzeugen Automobile für alle
denkbaren militärischen Verwendungszwecke sowohl für
Personen- wie für Lastbeförderung, unter letzteren auch
Lastwagen der von der k. u. k. Heeresverwaltung
genehmigten Subventionstype, die wie alle Automobile der
Ungarischen Waggon- und Maschinenfabrik den Typennamen „Raba"
führen.
In der Abteilung für Heeresbedarf werden ebenfalls in
erster Linie Verkehrsmittel für die Armee konstruiert,
so komplette Lafetten, Munitionswagen und Protzen für
alle Kaliber, und zwar sowohl gepanzerte für die
Gefechtslinie als auch ungepanzerte für den
Nachschubdienst, ferner Infanterie-Munitionswagen,
Feldküchen, Proviantwagen, Medikamentenwagen,
Sanitätswagen, Beobachtungswagen. Pontonwagen, Bagage-
und Rüstwagen, Automobilanhängewagen usw usw. Diese
Wagen werden nach eigenen Konstruktionen und Patenten
der Fabrik gebaut. Die Firma hat sich durch wiederholte
erfolgreiche Teilnahme an ausländischen internationalen
Konkurrenzen für ihre Heeresfahrzeuge einen ständigen
Auslandsexport gesichert
Die Tätigkeit der Heeresbedarfsabteilung beschränkt sich
jedoch nicht allein auf Fuhrwerke. Die durch den
Automobilbau bedingte Einführung verfeinerter
Präzisionsarbeit setzte die Fabrik |
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in die Lage, diese
Methoden auch in dieser Abteilung entsprechend
auszunützen und Präzisionsfabrikate, wie zum Beispiel
Lafettierungsbestandteile und andere
Artillerieerfordernisse, die grösste Genauigkeit
bedingen, herzustellen. Derartige Gegenstände wurden
denn auch bereits in grosser Zahl geliefert und werden
beständig erzeugt.
Weiters führt diese Abteilung als Spezialität noch
Schiessplatzeinrichtungen, wie Scheibenzuganlagcn,
Scheibenständer, darunter solche eines bestbewährten,
patentierten Systems und dergleichen aus. |
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Es ist klar, dass die Fabrik entsprechend dem oben
geschilderten Wachstume und Ausbaue auch einen entsprechend
bedeutenden Umfang angenommen hat. Sie beschäftigt jetzt normal 2500
Arbeiter und ist derart eingerichtet, dass diese Zahl auf zirka 3000
gesteigert werden kann. Die Zahl der Beamten und Angestellten
beträgt zirka 140.
Das Werk besitzt eine eigene Grau- und Hartgussgiesserei, eine
modernst angelegte grosse Schmiede, sowie zahlreiche Anarbeitungs-
und Montage-Werkstätten.
Der Antrieb und die Beleuchtung der verschiedenen Betriebe ist in
einer elektrischen Zentrale vereinigt, welche zwei Dampfdynamos von
je 750 und zwei solche von je 200 Kilowatt besitzt.
Das Fabriksareale umfasst derzeit za.300.000m2, die bis auf ein
Viertel von den Werkstätten, Montagehallen, Holz- und sonstigen
Material-Lagerplätzen ausgenützt sind
Die Tätigkeit der Ungarischen Waggon- und Maschinenfabrik
Aktiengesellschaft beschränkt sich nicht blos auf unser Heimatland,
sondern ist auch mit dem grössten Erfolge auf dem internationalen
Weltmarkte mit von Jahr zu Jahr steigenden Ziffern in Wettbewerb
getreten. Trotz ihres verhältnismässig kurzen Bestandes hat sie bis
heute schon gegen 35 Millionen Kronen an Eisenbahn- und
Kriegsmaterial in die verschiedensten Länder, hauptsächlich über See
exportiert.
Mit Recht wird daher die Ungarische Waggon-und Maschinenfabrik
Aktiengesellschaft nicht nur zu den bedeutendsten Industrien
Ungarns, sondern auch unter die Weltfirmen gezählt. |