Mobilisierung - Ausbau - Organisation und Tätigkeit

 

Vor dem Krieg sah man Flugzeuge als Ersatz für Fesselballone. Daher erwartete man bei einem Krieg, dass das Flugzeug keine wesentliche Rolle spielen würde. Nur der Chef des Generalstabes, Conrad von Hötzendorf erkannte schon früh die Möglichkeiten die Flugzeuge im Kampfeinsatz mit brachten. Seine Forderungen fanden aber aus finanziellen Gründen kein Gehör. Daher stand man bei der Mobilmachung 1914 vor einer schwierigen Aufgabe.
Ein Mobilisierungsplan für die Luftschifferabteilung trat erst im Herbst 1914 in Kraft. Bei der Mobilmachung hatte man weder genug ausgebildete Piloten noch die benötigte Zahl an Flugzeugen. Vorgesehen im Mobilisierungsplan waren 128 Feldpiloten und 96 Flugzeuge. Im Juli 1914 standen jedoch nur 85 Piloten und 39 Maschinen, diese nur bedingt für Kriegseinsätze tauglich, zur Verfügung.
Mit großer Eile trieb man daher den Ausbau der Fliegertruppe voran. Beschlagnahme aller angemeldeten Privatmaschinen, rasche Ausbildung von Piloten, Ausbau von Reparaturwerkstätten und Bau von Hangars auf bereits bestehenden Flugplätzen Wiener Neustadt, Aspern, Krakau, Przemysl, Ujvidek und Mostar. Koordination der staatlichen Wetterdienste für die Fliegertruppe.
Das größte Problem aber war die Ausrüstung der Fliegerkompagnien mit Maschinen. Der Flugzeug- und Motorenindustrie in Österreich-Ungarn fehlte das Fachpersonal und auch die technischen Einrichtungen. So musste man eiligst Flugzeuge und Triebwerke von Deutschland zukaufen. Man schaffte es damit, bis Mitte Oktober 1914 15 Fliegerkompagnien aufzustellen.
4 unterstanden den Streitkräften am Balkan und 9 kamen gegen Rußland zum Einsatz. 2 Kompagnien standen im Hinterland mit der Aufgabe, Piloten und Bodenpersonal auszubilden. Der geplante Stand einer Fliegerkompagnie von 6 Flugzeugen, 8 Piloten, 100 Mann, 94 Pferden und 47 Wagen wurde aber bei keiner Fliegerkompagnie erreicht.
Bis Ende 1914 standen dann gegen Serbien und Russland 147 Flugzeuge zur Verfügung.
Diese Fliegerkompagnien flogen fast täglich Aufklärungsflüge und unterstanden den Armeekommandos direkt. Die in den ersten Kriegsmonaten eingesetzten Maschinen waren wegen den schwachen Motoren unbewaffnet. Sollte eine Notlandung hinter den feindlichen Linien notwendig sein, verfügte der Pilot über eine Pistole, der Beobachter über einen Karabiner.
Für Wartungsarbeiten und Reparaturen wurde für die Fliegerkompagnien Ende August 1914 5 Fliegerersatzparks aufgestellt.
Einerseits mobil in Eisenbahnwaggons, andererseits stabil in der Nähe der Fliegerkompagnien. Ihre Aufgabe bestand darin, die Kompagnien mit Flugzeugen, Ersatzteilen und auch mit Bedienungs - und Bodenpersonal zu versorgen.
1914 bestand eine einzige Fliegerersatzkompagnie. Bis Februar 1915 wurden 5 weitere geschaffen, und zwar in Wiener Neustadt, Graz, Görz, Szeged und Fischamend.
Zu Beginn des Krieges waren Artillerie- und Feindbeobachtung die einzige Aufgabe der Luftfahrtruppen. Stellungskrieg, einsetzende Fliegerabwehr, Verhindern der italienischen Beobachtungsflüge führten zum Ausbau der Luftstreitkräfte im Jänner 1915. Neue Flugzeuge sollten die bisherigen Maschinen ersetzen. Schneller, wendiger, bewaffnet. Sie konnten Bomben mitführen und mit dem Maschinengewehr auch in die Bodenkämpfe eingreifen und feindliche Maschinen bekämpfen.
Das Problem bestand aber darin, dass es an entsprechenden Flugzeugen und dafür ausgebildeten Piloten fehlte.
Die Leistungsfähigkeit der österreich-ungarischen Industrie war schon auf das äußerste ausgeschöpft und auch Deutschland war nicht in der Lage größere Flugzeuglieferungen kurzfristig bereit zu stellen. Deshalb führte die Heeresverwaltung noch im Jahr 1915 folgende Maßnahmen durch.
Mehr Flugplätze als bisher nahmen die Pilotenausbildung auf. Große Investitionen in die Flugzeugindustrie. Zusätzliche Einstellung von Arbeitskräften mit dem Ziel, die Kapazität von bisher 45 auf 60 Flugzeuge monatlich zu erhöhen.
Tatsächlich führten diese Maßnahmen dazu, dass die Zahl der erzeugten Maschinen erheblich gesteigert werden konnte. Die Zahl der Fliegerkompanien konnte auf 18 erhöht werden und drei weitere Fliegerersatzkompagnien wurden in Parndorf, Wiener Neustadt und Arad aufgestellt.
Aber so richtig wirkten sich von der Heeresverwaltung 1915 gesetzten Maßnahmen erst 1916 aus. Umrüstung der Flugzeugparks der bestehenden 18 Fliegerkompagnien. Aufstellung von 19 neuen Fliegerkompagnien ausgestattet mit modernen Kampf- und Jagdflugzeugen. Ankauf von 10 Großflugzeugen aus Deutschland, speziell für Bombenangriffe.
Dieser Ausbau der Luftwaffe erforderte auch eine Regelung der einzelnen Kommandos.
Für den Ersatz an Personal und Material waren nun das Kommando der Fliegerersatztruppen und das Kommando des Fliegerarsenals in Wien/Arsenal zuständig.
Am 1. Mai 1916 wurde die Abteilung 5/L eingerichtet. Ihr wurden sämtliche Agenden des Flugwesens übertragen.
Die Fliegerkompangien bekamen ihre Befehle von den jeweiligen Armeekommandos denen sie zugeteilt waren.
1917 machte sich auf dem italienischen Kriegsschauplatz eine Luftüberlegenheit der Italiener bemerkbar. Es gelang, um dagegen halten zu können, eine Vergrößerung der österr.-ung. Luftwaffe. Es wurden 32 neue Fliegerkompagnien, davon 7 selbstständige Jagdfliegerkompagnien, geschaffen. Wegen der steigenden Verluste an Piloten auf Grund der immer Häufiger werdenden Luftkämpfe, schuf man weitere 6 Fliegerkompangien. Insgesamt konnten die nun 20 Fliegerersatzkompagnien im Durchschnitt pro Monat 50 Piloten für die Front abstellen. Diese Zahl reichte, um die Ausfälle zu ergänzen.
Obwohl im Winter 1917/18 bereits starke Rohstoffknappheit herrschte, steigerte die österr.-ung. Flugzeug- und Motorenindustrie die Produktion gewaltig, konnte aber mit der Rüstung Italiens, welche von den Ententemächten unterstützt wurde, nicht mithalten. Es wurden in Österreich-Ungarn im letzten Kriegsjahr 2378 Maschinen hergestellt. Wegen der großen Verluste konnten aber nur mehr 10 neue Fliegerkompagnien ausgerüstet werden.
Im März 1918 wurden 4 weitere Bombengeschwader mit deutschen Gotha-Großflugzeugen aufgestellt. Diese bewährten sich bei der Piaveoffensive im Juni, wurde anschließend aber kaum mehr verwendet.
Gegen Kriegsende fehlten nicht nur Flugzeuge, es fehlte auch der Ersatz an Piloten. Obwohl noch 2 Fliegerkompangien (21 und 22) aufgestellt wurden, konnten die hohen Verluste an Piloten nicht mehr ausgeglichen werden.
 
 

www.heeresgeschichten.at