Breitseit - Lancierapparate mit Luftimpuls

 

35cm Lancierkanone mit Führungsschaufel (älteres Modell)

(Tafel XI Fig. 1,2,3,4,5,6, und 7)

 
     Dieser Apparat ist für die Breitseit- und Heck-Lancierung auf den älteren Panzerschiffen sowie auf den Fregatten «Laudon» und «Radetzky» eingeführt. In der nachfolgenden Beschreibung wird der in überwiegender Mehrzahl vorhandene Apparat der älteren Panzerschiffe als Normalapparat für die älteren Schlachtschiffe betrachtet und werden bei der Beschreibung des Breitseit-Lancierapparates der genannten Fregatten nur die Unterschiede der beiden Apparate hervorgehoben.
     1. Das Lancierrohr und die Ausstoßvorrichtung. Das Lancierrohr R ist bei diesen Apparaten bedeutend kürzer als jenes der Buglancierapparate (circa 2.7 m), hat einen lichten Durchmesser von 357.5 mm und besteht aus einem Rohrstutzen. Am vorderen Ende hat es eine ringförmige Verstärkung zur Befestigung der bronzenen    Führungsschaufel Fs, deren Form aus Fig. 1 ersichtlich ist; das rückwärtige Ende ist in der üblichen Weise durch eine Verschlussthüre vt normaler Construction geschlossen.
     Die Führungsschaufel wird beim Gebrauche mit ihrer am hinteren Ende befindlichen Nuth in den erwähnten Ringansatz des Lancierrohres eingelegt und sodann mittels des am Rohre drehbar angebrachten Bügels bg angepresst, indem das mit einer Pressschraube versehene Ende desselben über den Rand der Schaufel geschoben und die Presschraube angeholt wird.*
     Um die Schaufel beim Ansetzen ohne Schwierigkeit in die erforderliche Lage bringen zu können, wobei ihre Führungsnuth genau in die Verlängerung jener des Rohres fallen soll, hat das Lancierrohr beiderseits je einen Anschlag g, gegen welche sich der untere Rand des hinteren Schaufelendes stemmt, wenn die Schaufel richtig eingesetzt ist.
     Die Ausstoßvorrichtung besteht aus dem auf dem Lancierrohre mit Pratzen befestigten, für einen Maximaldruck von 5 Atmosphären construierten Lancierreservoire Lr und aus dem normalen Niederdruck-Lancierventile, dessen Gehäuse lv mit dem oberen Rohrstutzen an das Lancierreservoir und mit dem unteren auf das Lancierrohr geschraubt ist.
     Das Lancierventil und seine Details sowie das Lanciergestänge weisen keinerlei Neuerungen auf. Lancierrohr und Lancierreservoir stehen mit je einem Manometer in Verbindung; das Lancierreservoir ist überdies mit einem Wasserablasshahne wa versehen.
      2. Die Antriebs- und Pressvorrichtung. Die Antriebsvorrichtung besteht aus dem normalen Antriebshaken ah; die Pressvorrichtung aus zwei symmetrisch angeordneten normalen Pressbacken P mit Flügelmuttern.
     3. Die Transport- und Richtvorrichtung sowie Pivotierung. Zum Transporte des Apparates sind an der Unterseite desselben vier Laufrollen angebracht, von denen die zwei rückwärtigen r
1, r2 (Fig. 3) auf folgende Weise angebracht sind:
     Am Lancierrohre ist rückwärts unten eine Hülse h (Fig. 1 und 3) angegossen, in welche ein Bolzen b eingesetzt und durch einen Vorstecker versichert ist; der freie Theil des Bolzens dient zum Aufsetzen der Achse x des rückwärtigen Räderpaares, die mit Vorstecker und Vorlegscheibe mit dem Bolzen beweglich verbunden wird. Die beiden vorderen Räder r
3 und r4 (Fig. 5) sind mit ihrer gemeinschaftlichen Achse x1 in angegossenen Lagern l des Lancierrohres fix gelagert.
     Die Achse des vorderen Räderpaares ist in der Mitte prismatisch und mit einer ausgebüchsten Bohrung versehen, welche bei ausgeholtem Apparate über den an der Bordwand angebrachten Pivotbolzen pb (Fig. 1) geschoben wird.
      Die Achse des hinteren Räderpaares trägt in der Mitte ein Auge zum Einkuppeln einer Richtgabel rg (Fig. 1), die beim Transporte des Apparates ihre Verwendung findet.
     Zum Heben und Senken des Apparates beim Aufsetzen desselben auf sein Pivot und zum Abnehmen von demselben dient die Hebevorrichtung H (Fig. 1); dieselbe besteht aus einer an der Bordwand. drehbar befestigten Schraubenspindel mit Schraubenschloss und einem unteren, am Lancierrohre mit einem Bolzen drehbar befestigten Verbindungsstücke.
      Die Details der Richtvorrichtung, die zum Backsen und Horizontalstellen des Lancierrohres dient (Fig. 1 und 4), sind folgendermaßen angeordnet:
     An beiden Seiten des Lancierrohres ist je ein gezahnter Richtbogen in einer Führung f des Rohres geführt. In diesen Richtbogen greift je ein auf einer gemeinsamen, am unteren Theile des Rohres fix gelagerten Achse x
2 sitzendes Zahnrad z und z1 ein. Ein am rechtsseitigen Ende derselben Achse aufgekeiltes Schneckenrad sr kann mittels eines Handrades hr, das am Ende der in zwei Lagern geführten langen Achse x3 seines Wurmes w befestigt ist, gedreht werden. Das obere Lager der Achse wird mit zwei Schrauben am Lancierrohre befestigt, das untere ist am Deckel der rechtsseitigen Führungshülse f angegossen.
     Die beiden Richtbogen sind unten durch einen Schuh rs miteinander verbunden; letzterer ruht auf der in das Deck eingelassenen Backsschine bs auf, deren innerer Rand mit einer Gradeintheilung versehen ist.
     In den Enden des Verbindungsschuhes, welche unten als Arbeitsflächen glatt obgehobelt sind, befindet sich beiderseits je eine kleine stählerne Laufrolle. lr (Fig. 7) gelagert, welche durch einen Stopperhebel sh activiert und desactiviert werden kann. Im ersteren Falle wird die Laufrolle gegen die Backsschiene gedrückt, so dass sich der Verbindungsschuh von der Schiene abhebt und der Apparat auf den beiden Laufrollen aufruht, im letzteren Falle, d. h. wenn der Stopperhebel in die zuerst erwähnte Stellung gebracht wird, ruht der Apparat mit den Arbeitsflächen des Verbindungsschuhes auf der Backsschiene auf und kann in dieser Stellung fixiert werden.
     Das Lagerstück der Rolle lr (Fig. 6 und 7) trägt zu diesem Zwecke einen verticalen Zapfen za, welcher einerseits als Drehungsachse für den Stopperhebel dient, anderseits die Fixierung der Rollen und die Begrenzung ihrer Bewegung in verticalem Sinne durch die Schraube r (Fig. 6) bewirkt, deren Ende in eine Längsnuth des Zapfens hineinragt. An der Basis des Zapfens hat das Lagerstück eine abgeschrägte Fläche,  gegen welche sich die gleichfalls abgeschrägte untere Fläche der Nabe des Stopperhebels (Fig. 7) anlegt, während ein nach abwärts abgebogener Arm des Stopperhebels ks (Fig. 7) bei desactivierter (gehobener) Backsrolle mit einer Nase unter den inneren Rand der Backsschiene bs gedrückt wird.
     Wird der Stopperhebel dwars auf die Richtung des Lancierrohres gelegt, so dass der Haken seines unteren Armes frei ist, so wird die Backsrolle durch die Wirkung der abgeschrägten Flächen des Lagerstückes und der Stoppernabe activiert, und der Apparat kann leicht durch Handkraft gebackst werden.
     Zur Richtvorrichtung gehört endlich auch eine Wasserwage, welche an einem Angüsse parallel zur Rohraxe angeschraubt ist und das Horizontalstellen des Lancierrohres ermöglicht.
     Soll die Lancierkanone, welche beim Nichtgebrauche gewöhnlich in der Nähe ihres Installierungsortes deponiert und im Bedarfsfalle überdies seefest vertäut ist, an ihren Installierungsort gebracht werden, so wird vor allem die Lancierpforte geöffnet, die Seevertäuung entfernt, die Richtgabel eingekuppelt und nun der Apparat bei gleichzeitiger Steuerung mit der Richtgabel (wenn nöthig, mit Zuhilfenahme von Handspaken) an den Installierungsort gebracht, so dass ihr Vördertheil gegen die Lancierpforte gerichtet ist.
     Nun wird die in entsprechenden Unterlagen gelagerte Führungsschaufel in der angegebenen Weise angesetzt und der Apparat soweit als möglich gegen die Bordwand, respective gegen den Pivotbolzen, verschoben.
     Die Hebevorrichtung, welche sich in dieser Position des Apparates mit dem Lancierrohre verbinden lässt, wird nun mittels des zugehörigen Spannschlüssels nachgelassen und der Apparat bei gleichzeitigem vollständigen Ausholen durch Anholen der Hebevorrichtung so viel gehisst, bis er mit der Achsenbohrung des vorderen Räderpaares auf den Pivotbolzen aufgesetzt werden kann.
      Nun wird die Hebevorrichtung abgenommen und durch Drehung des Griffrades der Richtbogen so weit gesenkt, bis der Verbindungsschuh der letzteren auf der Backsschiene aufruht, worauf durch weiteres Drehen des Handrades die Lancierkanone so weit gehoben wird, dass die hinteren Räder abgenommen werden können.
     Das Abnehmen und Versorgen des Apparates geschieht durch Vornahme der beschriebenen Verrichtungen in umgekehrter Reihenfolge.
     Die Seevertäuung des Apparates. Zur Seevertäuung des Apparates gehören zwei, an beiden Enden hakenförmig gebogene schmiedeiserne Bänder, welche an das Lancierrohr angeschraubt und durch vier Spannschrauben, deren Metallbüchsen im Decke eingelassen sind, festgeholt werden.

Lancierdaten

     a) Einstellungen am Apparate:
          Füllung des Lancierreservoirs: 3 Atmosphären
     b) Einstellungen am Torpedo:
          Arretierung des Horizontalsteuers: 4 mm aufwärts,
          Dauer der Arretierung: ganze Arretierung

 

* Bei dem zuletzt construierten Apparate dieses Typs («Kaiser») sind zwei Bügel angebracht.
 

Tafel XI

 

 
 
 

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