Breitseit - Lancierapparate

 

Allgemeines.

     Die in der k. u. k. Kriegsmarine eingeführten Breitseit-Lancierapparate sind für Luft- oder für Pulverimpuls eingerichtet, mit Führungsschaufel — respective Führungsschiene — ausgestattet und entweder senkrecht auf die Kielrichtung des Schiffes oder in einen gewissen Winkel zu dieser fix oder innerhalb eines gewissen Winkelbetrages aus der Dwarsrichtung backsbar installiert.
     Die zur Führung des Torpedos außerhalb des Lancierrohres dienende Verlängerung des letzteren — die Führungsschaufel oder Führungsschiene — ist bei Breitseit-Lancierapparaten ober Wasser unbedingt nothwendig, einestheils um den Torpedo beim Lancieren genügend weit vom Schiffe zu entfernen, anderntheils um denselben annähernd horizontal in das Wasser zu bringen und hiedurch seitliche Ablenkungen durch die Vorwärtsbewegung des Schiffes möglichst gering und gleichförmig zu gestalten.
      Zur Führung des Torpedos dient bei diesen Apparaten eine im Rohre und in der Führungsschaufel (Führungsschiene) eingeschnittene T-förmige Führungsnuth, in welcher ein auf das Luftreservoir des Torpedos geschraubtes Führungsstück von T-förmigem Querschnitte geführt ist.
      In der Lancierposition des Apparates reicht die Führungsschaufel und gewöhnlich auch ein Stück des Rohres außenbords. Die Länge des Rohres ist überdies derart bemessen, dass das T-förmige Führungsstück des Torpedos die Führungsnuth beim Lancieren erst verlässt, wenn der Torpedo seiner ganzen Länge nach vom Lancierrohre frei und die Hinterkante des Torpedos schon circa 5 cm von der Mündung entfernt ist. Hiedurch wird bewirkt, dass derselbe parallel zu seiner Lage im Rohre, also horizontal auf die Wasseroberfläche auffällt und sich ohne erhebliche Seitenabweichungen in der verlangten Richtung fortbewegt.
      Die Installierung dieser Lancierapparate auf dem Verdecke oder im Batterie- oder Zwischen-Decke (im letzteren Falle müssen dieselben mitunter in Cabinen oder Messen untergebracht werden), ferner die Nothwendigkeit, die Führungsschaufel der älteren Typen dieser Apparate beim Nichtgebrauche des Apparates abnehmen zu müssen, bedingen es, dass einige derselben mit den nöthigen Einrichtungen zum Transportieren sowie zum Ein- und Ausholen versehen sind.
      Um ferner auch den Winkel zwischen Kiellinie und Längenaxe des Apparates bei verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten des lancierenden Schiffes oder zum Zwecke des Torpedo-Einführens verändern zu können, sind viele derlei Apparate um ein Pivot backsbar eingerichtet und einige derselben überdies mit einer Richtvorrichtung versehen.
      Die Breitseit-Lancierapparate neueren Typs («Kaiser Franz Joseph I.», «Kaiserin Elisabeth» und «Maria Theresia») haben statt der unhandlichen Führungsschaufel eine aus- und einholbare Führungsschiene und sind unter dem durch Versuche vermittelten günstigsten Backsungswinkel (senkrecht auf die Richtung der Bugwelle) fix eingebaut.
      Die Breitseit-Lancierapparate älteren Typs sind für die Lancierung von 35 cm Torpedos mit Luftimpuls eingerichtet und besitzen die analogen Vorrichtungen der übrigen Oberwasser-Niederdruck-Lancierapparate ; die Breitseit-Lancierapparate neueren Typs hingegen sind für 40- und 45 cm Torpedos und theilweise auch für die Lancierung mit Pulverimpuls eingerichtet.
      Die am Verdecke der Torpedo-Fahrzeuge und -Boote installierten Breitseit-Lancierapparate mit Pulverimpuls werden im allgemeinen Decklancierapparate genannt.
 
 
 

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