35 cm Breitseit - Lancierapparate der Fregatten

« Laudon » und « Radetzky »

Tafel XIII

 

  Die Breitseit-Lancierapparate der Fregatten «Laudon» und «Radetzky» unterscheiden sich von der Lancierkanone mit Führungsschaufel nur durch die infolge ihrer Installierung im Zwischendecke nöthigen Detailausführungen der Transport- und Richtvorrichtungen.
     Das Lancierventil dieser Apparate ist neuerer Construction und gleicht jenem der Schiffe «Rudolf» und «Stephanie».
     Das Lancierreservoir ist an der Unterseite des Lancierrohres befestigt und steht mit dem Lancierventilgehäuse mittels eines eingeschalteten Compensations-Rohrstutzens in Verbindung.
     Die Verschlussthüre ist in der üblichen Weise mit der Pressbacke gekuppelt, so dass beim Öffnen der ersteren die letztere gehoben (desactiviert), beim Schließen aber gesenkt (activiert) wird.
      Die Transport- und Richtvorrichtung sowie Pivotierung des Apparates sind wesentlich von jenen der Lancierkanone der älteren Panzerschiffe verschieden.
     Der ganze Apparat ist an zwei Differential - Flaschenzügen aufgehängt. Die unteren Kettenrollen r (Fig. 1 und 2) sind am Lancierrohre in angeschraubten Ständern gelagert, während die oberen an den Achsen eines auf den Schienen s mit vier Laufrollen ruhenden Transporteurs t aufgesteckt sind.
     Die Transportschienen s, welche in den am Decke angeschraubten Lagern ll
1 aufruhen, führen von der Bordwand bis außerhalb des Lancierraumes und gestatten nicht nur das Verschieben des Apparates zum Zwecke der Bereitstellung und der Versorgung desselben, sondern dienen auch zum Einführen des Torpedos in den Lancierapparat.
     Um den Apparat backsen zu können, sind an den Deckbalken die beiden Backsschienen bs (Fig. 4) durch Vermittelung von Winkelstücken ws angebrächt, auf, denen ein Transporteur mit zwei Rollen rr aufruht.
     In dem prismatischen Theile der Achse dieses Transporteurs ist ein starker Schraubenbolzen eingeschraubt und versichert, an dessen prismatischem Kopfe der Apparat aufgehängt werden kann, sobald er auf seinem Pivot aufruht. Das Lancierrohr hat zu diesem Behufe einen Anguss ag von entsprechender Form.
     Sobald der Apparat auf diese Weise installiert worden ist, werden die Differentialtakel vom Lancierrohre abgenommen, um den Apparat backsen zu können.
     Das Backsen selbst geschieht durch Drehen der beiden Handräder hr (Fig. 3), deren Achsen in Angüssen am Lancierrohre gelagert sind; die Drehung der Handräder wird durch die Kegelräder kk auf eine verticale Achse und deren Stirnrad z
1 übertragen, welch letzteres in die Zähne des an der Unterseite der äußeren Backsschiene angeschraubten Zahnkranzes z (Fig. 4) eingreift.
     Das Fixieren des Apparates in der gewünschten Stellung geschieht durch Anpressen eines Segmentstückes sg (Fig. 3 und 4) gegen die untere Fläche der inneren Backsschiene, welches über den Vierkant einer am Lancierrohre gelagerten Achse a (Fig. 3) gesteckt und an seiner Druckfläche zur Erhöhung der Reibung mit Einkerbungen versehen ist.
     Mittels der Kurbel ku (Fig. 3) lässt sich die Achse a derart drehen, dass das Segmentstück frei von der Backsschiene kommt oder sich mit seiner gekrümmten Fläche an dieselbe anpresst. Durch einen Vorstecker v lässt sich die letztere Stellung der Kurbel fixieren.
     Um den Apparat, welcher bei der Beschreibung der Backsvorrichtung als ausgeholt vorausgesetzt wurde, einholen zu können, muss das Stirnrad z
1 außer Eingriff mit dem Zahnkranze z gebracht werden. Zu diesem Behufe ist die Achse des Stirnrades aus zwei Theilen zusammengesetzt. Der obere Theil trägt das Stirnrad und ist unterhalb seines Lagers mit einer axialen Ausnehmung quadratischen Querschnittes versehen, welche zur Aufnahme des oberen prismatischen Endes des zweiten Achsentheiles dient. Der obere Theil wird durch den Bügel b (Fig. 3 und 4) in der gehobenen (activierten) Stellung erhalten; nach Entfernen des Bügels sinkt dieser Theil durch das Eigengewicht herab, wodurch das Stirnrad z1 von der Zahnstange entfernt und so das Zurückholen des Apparates ermöglicht wird.
     Die Pivotierung des Apparates in der Bordwand ist durch die zwei Pivotbolzen pb (Fig. 5) bewirkt, welche mit Schraubengewinden und Vierkant versehen sind und ihre Muttergewinde in ausgebüchsten gusseisernen Lagern besitzen, die an die Bordwand und an den Trempel der Lancierpforten angeschraubt sind. Durch die auf die Vierkante aufgesteckten Schraubenschlüssel ss können die beiden Pivotbolzen zurückgeholt oder in die in Fig. 5 dargestellte Position gebracht werden, in welcher ihre abgedrehten Enden bei ausgeholtem Apparate in die zugehörigen Spuren des Lancierrohres eintreten.
     Die Seevertäuung des Apparates. Soll der Apparat seefest vertäut werden, so wird das Stirnrad z
1 durch das Auslösen des Bügels b herabgelassen, die beiden Differentialtakel an das Lancierrohr befestigt und straffgeholt und, nachdem die beiden Pivotbolzen zurückgeschraubt sind, der Apparat von Hand aus so weit eingeholt, dass die Führungsschaufel abgenommen und versorgt werden kann.
     Die Lancierpforte wird nun durch Herablassen des äußeren Pfortendeckels geschlossen und der Apparat ausgeholt, bis die am Ende des Rohres befindlichen Lager l (Fig. 1), welche ebenfalls ausgebohrt sind, in die Ebene der Pivotbolzen kommen, worauf diese letzteren abermals activiert werden und den Apparat in dieser Stellung fixieren.
     Durch Ansetzen von zwei Sorrstangen, welche in Haken am Boden des Lancierraumes eingehakt und am Apparate mittels der angeschraubten Augen sa durch einen Bolzen verbunden werden, wird der Apparat seefest vertäut.
     Das Lösen der Seevertäuung erfolgt durch Vornahme der eben beschriebenen Manipulationen in umgekehrter Reihenfolge, wobei jedoch zu achten ist, dass der Schraubenbolzen, an dessen Kopf der Apparat zum Backsen aufgehängt wird, beim Ausholen in den entsprechenden Schlitz des Angusses ag zu liegen komme.
     Um die Backsung nach Belieben einstellen zu können, ist am Lancierrohre ein Zeiger zg (Fig. 4) angeschraubt, welcher sich bei der Backsung vor einer an die innere Backsschiene geschraubten, mit Gradeintheilung versehenen Platte ms bewegt.


Lancierdaten.


     a) Einstellungen am Apparate:
          Füllung des Lancierreservois: 3 bis 3 1/2 Atmosphären
     b) Einstellungen am Torpedo:
          Arretierung des Horizontalsteuers: 0
          Dauer der Arretierung: 0

 

Tafel XIII

 

 

 
 
 

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