Die Breitseit-Lancierapparate der Fregatten
«Laudon» und «Radetzky» unterscheiden sich von der Lancierkanone mit
Führungsschaufel nur durch die infolge ihrer Installierung im
Zwischendecke nöthigen Detailausführungen der Transport- und
Richtvorrichtungen.
Das Lancierventil dieser Apparate ist neuerer
Construction und gleicht jenem der Schiffe «Rudolf» und «Stephanie».
Das Lancierreservoir ist an der Unterseite des
Lancierrohres befestigt und steht mit dem Lancierventilgehäuse
mittels eines eingeschalteten Compensations-Rohrstutzens in
Verbindung.
Die Verschlussthüre ist in der üblichen Weise
mit der Pressbacke gekuppelt, so dass beim Öffnen der ersteren die
letztere gehoben (desactiviert), beim Schließen aber gesenkt (activiert)
wird.
Die Transport- und Richtvorrichtung sowie
Pivotierung des Apparates sind wesentlich von jenen der
Lancierkanone der älteren Panzerschiffe verschieden.
Der ganze Apparat ist an zwei Differential -
Flaschenzügen aufgehängt. Die unteren Kettenrollen r (Fig. 1
und 2) sind am Lancierrohre in angeschraubten Ständern gelagert,
während die oberen an den Achsen eines auf den Schienen s mit
vier Laufrollen ruhenden Transporteurs t aufgesteckt sind.
Die Transportschienen s, welche in den am Decke
angeschraubten Lagern ll1
aufruhen, führen von der Bordwand bis außerhalb des Lancierraumes
und gestatten nicht nur das Verschieben des Apparates zum Zwecke der
Bereitstellung und der Versorgung desselben, sondern dienen auch zum
Einführen des Torpedos in den Lancierapparat.
Um den Apparat backsen zu können, sind an den
Deckbalken die beiden Backsschienen bs (Fig. 4) durch
Vermittelung von Winkelstücken ws angebrächt, auf, denen ein
Transporteur mit zwei Rollen rr aufruht.
In dem prismatischen Theile der Achse dieses
Transporteurs ist ein starker Schraubenbolzen eingeschraubt und
versichert, an dessen prismatischem Kopfe der Apparat aufgehängt
werden kann, sobald er auf seinem Pivot aufruht. Das Lancierrohr hat
zu diesem Behufe einen Anguss ag von entsprechender Form.
Sobald der Apparat auf diese Weise installiert worden
ist, werden die Differentialtakel vom Lancierrohre abgenommen, um
den Apparat backsen zu können.
Das Backsen selbst geschieht durch Drehen der beiden
Handräder hr (Fig. 3), deren Achsen in Angüssen am
Lancierrohre gelagert sind; die Drehung der Handräder wird durch die
Kegelräder kk auf eine verticale Achse und deren Stirnrad
z1
übertragen, welch letzteres in die Zähne des an der Unterseite der
äußeren Backsschiene angeschraubten Zahnkranzes z (Fig. 4)
eingreift.
Das Fixieren des Apparates in der gewünschten Stellung
geschieht durch Anpressen eines Segmentstückes sg (Fig. 3 und
4) gegen die untere Fläche der inneren Backsschiene, welches über
den Vierkant einer am Lancierrohre gelagerten Achse a (Fig.
3) gesteckt und an seiner Druckfläche zur Erhöhung der Reibung mit
Einkerbungen versehen ist.
Mittels der Kurbel ku (Fig. 3) lässt sich die
Achse a derart drehen, dass das Segmentstück frei von der
Backsschiene kommt oder sich mit seiner gekrümmten Fläche an
dieselbe anpresst. Durch einen Vorstecker v lässt sich die
letztere Stellung der Kurbel fixieren.
Um den Apparat, welcher bei der Beschreibung der
Backsvorrichtung als ausgeholt vorausgesetzt wurde, einholen zu
können, muss das Stirnrad z1
außer Eingriff mit dem Zahnkranze z gebracht werden. Zu
diesem Behufe ist die Achse des Stirnrades aus zwei Theilen
zusammengesetzt. Der obere Theil trägt das Stirnrad und ist
unterhalb seines Lagers mit einer axialen Ausnehmung quadratischen
Querschnittes versehen, welche zur Aufnahme des oberen prismatischen
Endes des zweiten Achsentheiles dient. Der obere Theil wird durch
den Bügel b (Fig. 3 und 4) in der gehobenen (activierten)
Stellung erhalten; nach Entfernen des Bügels sinkt dieser Theil
durch das Eigengewicht herab, wodurch das Stirnrad z1
von der Zahnstange entfernt und so das Zurückholen des Apparates
ermöglicht wird.
Die Pivotierung des Apparates in der Bordwand ist durch
die zwei Pivotbolzen pb (Fig. 5) bewirkt, welche mit
Schraubengewinden und Vierkant versehen sind und ihre Muttergewinde
in ausgebüchsten gusseisernen Lagern besitzen, die an die Bordwand
und an den Trempel der Lancierpforten angeschraubt sind. Durch die
auf die Vierkante aufgesteckten Schraubenschlüssel ss können die
beiden Pivotbolzen zurückgeholt oder in die in Fig. 5 dargestellte
Position gebracht werden, in welcher ihre abgedrehten Enden bei
ausgeholtem Apparate in die zugehörigen Spuren des Lancierrohres
eintreten.
Die Seevertäuung des Apparates. Soll der Apparat
seefest vertäut werden, so wird das Stirnrad z1
durch das Auslösen des Bügels b herabgelassen, die beiden
Differentialtakel an das Lancierrohr befestigt und straffgeholt und,
nachdem die beiden Pivotbolzen zurückgeschraubt sind, der Apparat
von Hand aus so weit eingeholt, dass die Führungsschaufel abgenommen
und versorgt werden kann.
Die Lancierpforte wird nun durch Herablassen des
äußeren Pfortendeckels geschlossen und der Apparat ausgeholt, bis
die am Ende des Rohres befindlichen Lager l (Fig. 1), welche
ebenfalls ausgebohrt sind, in die Ebene der Pivotbolzen kommen,
worauf diese letzteren abermals activiert werden und den Apparat in
dieser Stellung fixieren.
Durch Ansetzen von zwei Sorrstangen, welche in Haken am
Boden des Lancierraumes eingehakt und am Apparate mittels der
angeschraubten Augen sa durch einen Bolzen verbunden werden,
wird der Apparat seefest vertäut.
Das Lösen der Seevertäuung erfolgt durch Vornahme der
eben beschriebenen Manipulationen in umgekehrter Reihenfolge, wobei
jedoch zu achten ist, dass der Schraubenbolzen, an dessen Kopf der
Apparat zum Backsen aufgehängt wird, beim Ausholen in den
entsprechenden Schlitz des Angusses ag zu liegen komme.
Um die Backsung nach Belieben einstellen zu können, ist
am Lancierrohre ein Zeiger zg (Fig. 4) angeschraubt, welcher
sich bei der Backsung vor einer an die innere Backsschiene
geschraubten, mit Gradeintheilung versehenen Platte ms
bewegt. |