35 cm Buglancierapparat

 S. M. Schiff «Meteor».

Tafel IV

 
     Die älteren Buglancierapparate der Torpedofahrzeuge und Torpedoboote sind für die Lancierung von 35 cm Torpedos mit Luftimpuls bestimmt, die neueren werden jedoch ausschließlich mit den Einrichtungen zur Lancierung stärkerer Torpedos (40- und 45 cm) mit Pulverimpuls versehen. Den Übergang vom älteren zum neueren System bilden die Buglancierapparate der Torpedofahrzeuge «Trabant» und «Planet», aus denen schon 40cm Torpedos, jedoch noch mit Luftimpuls lanciert werden; den neuesten Typ der Buglancierapparate der Torpedoboote und Torpedofahrzeuge repräsentiert jener des Torpedofahrzeuges «Satellit», mittels dessen 45 cm Torpedos mit Pulverimpuls lanciert werden.
     Der Buglancierapparat des Torpedofahrzeuges «Meteor», für 35cm Torpedos bestimmt, ist unter einem Winkel von 4 1/2° in dem Vordersteven eingebaut und für Luftlancierungen eingerichtet.
     1. Das Laneierrohr. Das Lancierrohr (Fig. 1) hat dem 35 cm Torpedo entsprechend einen lichten Durchmesser von 357,5 mm und besteht aus zwei gleich langen Theilen, die mittels Flantschen und Schrauben miteinander verbunden sind.
     Der Vordertheil I ist an der Lagerungsstelle verstärkt und von einem Blechrohre r umgeben, welches im Steven und in der vordersten wasserdichten Schotte gelagert ist. Vor derselben besitzt dieses Rohr einen angenieteten Verstärkungsring, in welchem das Lancierrohr mit einer Arbeitsfläche eine zweite Lagerung findet. Ein gleicher Verstärkungsring ist am vorderen Ende des Blechrohres innen angeschraubt.
     Der Hintertheil II ist einerseits in der zweiten Schotte gelagert, anderseits durch zwei seitliche Streber st mit dem Decke verbunden (Fig. 2).
     Die Verschlussthüre v weist in ihrer Construction keinerlei Abweichungen von den bisher beschriebenen auf; hingegen ist die Verschlusskappe und ihre Verbindung mit der Kappenstange etwas abweichend von den bisher beschriebenen construiert.
     Die Verschlusskappe k ist eine aus Bronzeguss erzeugte Kugelcalotte, an deren Rand ein Verstärkungsring angenietet ist, welcher die Nuth für die Kautschukdichtung enthält und einen etwas ins Innere des Rohres ragenden Rand für das centrische Anliegen der Kappe besitzt. Zur Fixierung der Verschlusskappe k in der geöffneten Lage dient ein oberhalb der Rohrmündung am Steven angeschraubtes Lagersegment fl.
     Die Kappenstange besteht aus drei Theilen, ist an der Durchgangsstelle durch den Steven von einer Bronzehülse umgeben, vorne in Gestalt einer Gabel nach abwärts gebogen und auf zwei auf die Kappe genieteten Lagern (Fig. 1a) mit je einer Schraube befestigt.
     Der mittlere Theil der Stange ist ein schmiedeisernes Rohr, in welches der vordere sowie der rückwärtige Theil eingeschraubt und durch darüber geschobene Muffen und Fixierschrauben versichert sind. Das rückwärtige Ende der Kappenstange ist mit einem flachen Gewinde versehen; die dazu gehörige Mutter ist in einem auf das Lancierrohr geschraubten Augenlager al (Fig. 1 und 4) gelagert, gegen horizontale Verschiebung durch einen Bund und eine angeschraubte Widerlagsscheibe ws versichert und gegen rückwärts mit einem Vierkant für den Kappenstangenschlüssel s versehen.
     Die Muffe mf, welche das rückwärtige Stück der Kappenstange mit dem mittleren verbindet, ist aus Schmiedeisen und besitzt eine Nase n (Fig. 5), welche zur Bethätigung der später beschriebenen Sicherheitsvorrichtung dient.
     Der Kappenhebel kh ist mit einem Auge auf den mittleren Theil der Kappenstange vor der Muffe aufgesetzt und mit einem durchgehenden Stifte versichert. In Verbindung mit dem Kappenhebel ist eine halbkreisförmige Scheibe mit den Bezeichnungen «offen» und «zu», die sich mit dem Kappenhebel dreht und deren Bezeichnungen die jeweilige Position der Verschlusskappe angeben.
     Das Öffnen der Verschlusskappe geschieht auf folgende Weise:
     Durch Linksdrehen des Steckschlüssels der Kappenstange schiebt sich letztere gegen vorne und entfernt die Kappe von der Öffnung des Rohres; wird nun der Kappenhebel kh um 180° umgelegt, so dass die Bezeichnung «offen» nach oben zu liegen kommt, so wird hiedurch die Verschlusskappe nach aufwärts gedreht und die Rohrmündung wird frei. Die Begrenzung dieser Bewegung des Kappenhebels geschieht durch Anschlagen seiner nach beiden Seiten hin verbreiteten Basis (Fig. 5) an eine Rippe des Lancierrohres.       Wird nun der Steckschlüssel nach rechts gedreht, so wird die Kappe zurückgeholt und gelangt mit ihrem Führungsrande in das Lagersegment fl (Fig. 1a, punktierte Lage), wodurch sie in dieser Stellung fixiert werden.
     2. Die Ausstoßvorrichtung. Die Ausstoßvorrichtung ist principiell nicht verschieden von der anderer Apparate. Zwei kleine Lancierreservoire R, R
1 (Fig. 2) sind unterhalb und achter des Apparates installiert und durch die beiden Communicationsrohre 1 und 2 mit dem Lancierventilgehäuse lv verbunden. Letzteres ist von der gebräuchlichen Construction, jedoch an der Unterseite des Lancierrohres angebracht.
     Die Details desselben sind denen des Buglancierapparates S. M. Schiff «Kronprinzessin Erzherzogin Stephanie» gleich.
     3. Die Antriebsvorrichtung. Die Antriebsvorrichtung besteht aus dem normalen Antriebshaken und seinem Gehäuse.
     4. Die Pressvomehtung. Die Pressvorrichtung (Fig. 3) besteht aus zwei Pressbacken, deren Construction bis auf die Vorrichtung zum Desactivieren derselben jener der Buglancierkanone vollkommen gleich und aus Fig. 3 ersichtlich ist.
     Die Desactivierung der Pressbacken geschieht in folgender Weise:
     Über das mittlere Rohrstück der Kappenstange ist ein zweiter Rohrstutzen r
1 (Fig. 1 und 4) geschoben, welcher von dem Kappenhebel kh bis zur Verbindungsflantsche der beiden Lancierrohrtheile reicht. Hinten ist dieser Rohrstutzen in einem an das Lancierrohr geschraubten Lager lg unverschiebbar gelagert und durch eine aufgeschraubte Mutter m versichert, vorne findet er in einem zweiten an die Flantsche des Vordertheiles angegossenen Augenlager al1 seine zweite Lagerung.
     Am vorderen Ende dieses Rohrstutzens ist ein Ring g (Fig. 3) aufgeschoben und mit Schrauben versichert, der zwei Nasen n und n
1 besitzt, die um 180° gegeneinander verstellt sind. Knapp vor dem Lager lg ist der Pressbackenhebel ph (Fig. 2 und 4) mittels zweier Schrauben an den Rohrstutzen befestigt. Durch entsprechende Drehung des Pressbackenhebels können die Nasen gegen die inneren gekrümmten Arme der Winkelhebel wh und wh1, welche an den Gehäusen der Pressbacken gelagert sind, gedrückt werden, wodurch die äußeren Arme der Winkelhebel die Pressbacken heben, somit die Pressvorrichtung desactivieren.
     Das hintere Lager lg des Rohrstutzens hat eine segmentförmige Scheibe mit den Bezeichnungen «offen» und «zu», so dass aus der Stellung des Pressbackenhebels jene der Pressbacken zu ersehen ist. Durch einen Vorstecker kann der Pressbackenhebel in einer der bezeichneten Stellungen oder in der Mittellage fixiert werden.
     5. Die Sicherheitsvorrichtung. Die Sicherheitsvorrichtung dieses Apparates besteht darin, dass ein hakenförmiger Hebel — der Sicherheitshaken sh — durch eine Öffnung des Lancierhebels und dessen Führungsbogen hindurchragt und das Zurückziehen des Lancierhebels und somit das Lancieren so lange verhindert, bis dieser Sicherheitshaken aus seiner Spur herausgezogen ist, was erst dann der Fall ist, wenn die Verschlusskappe vollkommen geöffnet ist.
     Dieses Herausziehen des Sicherheitshakens sh aus den erwähnten Durchlochungen geschieht nämlich dadurch, dass bei Hinaufdrehen der Kappe in die Offenstellung die    Nase n der Kappenstange (Fig. 5) den Hebel a hinunterdrückt, wodurch die Sicherheitsstange st (Fig. 1, 2 und 5) gehoben und die Sicherheit ausgelöst wird. Eine über die Sicherheitsstange geschobene Spiralfeder hat stets die Tendenz, die Sicherheit zu activieren.


Lancierdaten.


a) Einstellungen am Apparate:
     Füllung des Lancierreservoirs: 4 1/2 Atmosphären.
b) Einstellungen am Torpedo:
     Arretierung des Horizontalsteuers: 0.
     Dauer der Arretierung: 0.

 

Tafel IV

 

 

 

 
 
 

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