35 cm Buglancierapparat

 S. M. Schiff «Sebenico».

Tafel VIII

 
Der Buglancierapparat S. M. Schiff «Sebenico» ist ein Unterwasser-Lancierapparat, dessen Lancierrohr horizontal in das Vorschiff 1.7 m unter der Constructionswasserlinie eingebaut ist.
     Das Ausstoßen des Torpedos geschieht durch hydraulischen Druck. Zu diesem Behufe communiciert das Lancierrohr mit zwei Wasserreservoiren — den sogenannten Windkesseln, — welche von See aus gefüllt werden und deren Inhalt im Momente des Lancierens durch comprimierte Luft hinter den eingeführten Torpedo in das Lancierrohr gepresst wird; dadurch wird der Torpedo ausgestoßen und der Antriebshebel desselben in der üblichen Weise geöffnet.
     Um nach der Lancierung neuerdings einen Torpedo einführen und den Apparat für eine weitere Lancierung bereitstellen zu können, ohne dass hiebei Wasser durch das Lancierrohr in den Schiffsraum eindringe, müssen das Lancierrohr sowie die erwähnten Windkessel vom Wasser entleert werden.
     Hiezu wird das Rohr gegen die See abgeschlossen und nun durch comprimierte Luft das Wasser aus den Windkesseln und aus dem Lancierrohre auf demselben Wege, auf welchem es eingelassen wurde, hinausgepresst.
     Die ganze Lancieranlage gliedert sich demnach in
     1.) das Lancierrohr mit seinen Accessorien,
     2.) die Ausstoßvorrichtung,
      3.) die Durchpressyorrichtung,
     4.) die Sicherheitsvorrichtung.
       1. Das Lancierrohr (R, Fig. 1 und 2). Dasselbe hat bei diesem Apparate eine bedeutende Länge, ist aus sieben Rohrstücken zusammengesetzt, die theils mit Flantschen aneinander befestigt, theils durch Stopfbüchsen verbunden oder verschraubt sind. Der vorderste Theil ist im Steven gelagert, etwas verstärkt, conisch abgedreht und hydraulisch in den ebenfalls schwach conisch ausgebohrten Steven hineingepresst, um eine gute Dichtung zu erzielen. Die einzelnen Rohrtheile sind mit ihren Flantschen in den Querschotten des Vorschiffes gelagert. Der Verschluss des Lancierrohres gegen die See ist ein doppelter, und zwar durch die normale Verschlusskappe K und durch die Schleuse S.
     Die Verschlusskappe ist von gewöhnlicher Construction, ein bronzener Hohlkegel mit Kautschukdichtung, welcher im Innern durch Rippen versteift und auf das conische Ende der Kappenstange aufgekeilt ist. Der Nabe der Kappenstange diametral gegenüber ist die Kappe mit einem augförmigen Angüsse versehen, welcher bei geschlossener Kappe über einen am Vorsteven eingeschraubten conischen Zapfen z (Fig. 1) zu liegen kommt und dadurch ein selbstthätiges Zurückdrehen der Kappe in die geöffnete Stellung verhindert.
     Die schmiedeiserne Kappenstange Ks besteht aus zwei durch Muffe verbundenen Theilen, ist am hinteren Ende in einem gusseisernen Rohrstutzen gelagert und an ihrem vorderen Ende, um das Rosten derselben hintanzuhalten, mit einem Bronzeüberzuge versehen, der in einer bronzenen Ausbüchsung des Stevens gelagert ist.
     Das Öffnen der Kappe geschieht dadurch, dass zuerst das Kappenrad Kr, welches mit seiner Bronze-Ausbüchsung die Mutter für das am hinteren Ende der Kapperistange eingeschnittene Schraubengewinde bildet, nach links gedreht wird, wodurch sich die Kappenstange nach vorne verschiebt, bis ihr oberes Auge vom Zapfen z frei wird. Nun wird die Kappe mittels der Kappenkurbel Ku, die hinter dem Kappenrade sitzt, in die Offenstellung gedreht und hierauf durch Rechtsdrehen des Kappenrades wieder zurückgeschoben und fixiert.
     Die Schleuse ist ein unten halbkreisförmig, oben rechteckig gestalteter Schieber, welcher in dem durch die beiden aneinander stoßenden Rohrtheile gebildeten Gehäuse einen wasserdichten Abschluss herstellt. Die Schleuse muss daher vor dem Lancieren gehoben werden, um die freie Communication der beiden Rohrtheile herzustellen. Die vordere Fläche der Schleuse ist schräge abgehobelt und gegen vorne geneigt, so dass sie sich beim Schließen an correspondierende Ansätze des vorderen Gehäuses anlegt und dadurch die rückwärtige Arbeitsfläche fest gegen die mit Arbeitsleisten versehene hintere Gehäusewand anpresst.
     Die Bewegung der Schleuse geschieht durch eine Zahnstange z s und durch ein Stirnrad st (Fig. 4). Erstere ist am oberen Ende der Schleusenstange befestigt und am Gehäuse auf einer angeschraubten Gleitbahn geführt, letzteres kann durch Vermittelung einer Kegelrad-Übersetzung, die aus den Fig. 1, 2 und 3 zu ersehen ist, vom Lancierraume mittels des gusseisernen Schleusenrades SR gedreht werden.
     Um ein selbstthätiges Schließen der Schleuse zu verhindern, kann das Schleusenrad durch Anziehen des an der Schotte befestigten umklappbaren Bügels x (Fig. 4) festgeklemmt werden. Außerdem schnappt in der Offenstellung der bewegliche Klinker x
1 in eine Ausnehmung des Schleusenrades ein. Bei geschlossener Schleuse
kommt diese Ausnehmung nach unten zu stehen. An der tiefsten Stelle des Schleusengehäuses ist ein Wasserablasshahn w (Fig. 3 und 4) angebracht, der von oben bethätigt werden kann.
     Die Verschlussthüre T des Lancierrohres ist von normaler Construction, nach unten aufklappbar und mit Kautschukdichtung versehen. Zum Anpressen derselben dienen die üblichen umklappbaren Presschrauben mit Flügelmuttern. In der Mitte der Verschlussthüre ist, um den Druck im Rohre im Momente des Lancierens zu messen, ein Mario-Vacuummeter angebracht.
     Arretierbolzen und Antriebshaken sind von normaler Construction, die Bethätigung des ersteren ist aus Fig. 5 zu ersehen.
     2. Die Ausstoßvorrichtung. a) Der Windkessel sammt Zubehör.
     Die Wasserbehälter, welche das zum Ausstoßen des Torpedos benöthigte Wasser enthalten, bestehen aus zwei aufrecht stehenden Kesseln aus Eisenblech — den Windkesseln W und W
1 —, welche nach unten in einen gemeinschaftlichen gusseisernen Wasserkasten WK münden, der mit dem Lancierrohre communiciert.
     Das zum Lancieren des Torpedos benöthigte Wasser wird durch das Kingstonventil Kv, den Schieber S und das Wasserfüllrohr FR (Fig. 2) in den Wasserkasten eingelassen und gelangt, wenn dieser gefüllt ist, in die Windkessel. Der Schwimmer Sch zeigt im Vereine mit dem Wasserstandsanzeiger wz (Fig. 8) den Stand des Wassers im Windkessel an und hat außerdem den Zweck, beim Durchpressen des Wassers mittels comprimierter Luft ein Austreten der letzteren aus den Windkesseln durch sein rechtzeitiges Aufsitzen (punktierte Stellung, Fig. 2) am Wasserkasten zu verhindern. Um ein gewaltsames Aufschlagen des Schwimmers zu verhindern, sind am Windkessel oben und unten Kautschukpuffer angebracht. Der Deckel jedes Windkessels ist mit einem Mannloche versehen.
     Die Gestalt und Construction der Windkessel, des Wasserkastens wie des Schwimmers sind aus der Zeichnung zu ersehen. Der Schwimmer ist an einer Stange geführt; der Wasserstandsanzeiger wz (Fig. 8) ist ein einfacher Winkelhebel, dessen längerer Arm dem Steigen und Fallen des Schwimmers folgt, während der kürzere Arm außen an einem Kreissegmente mit Scala spielt und den Stand des Wassers angibt.*
     Um ein Überfüllen der Windkessel zu vermeiden, ist am Steuerbord-Windkessel ein Überlaufrohr l (Fig. 8) angebracht, welches mit einem Luftablasshahne lh versehen ist. Beim Füllen des Apparates muss dieser Hahn geöffnet werden, damit die überflüssige Luft sowie das etwa überschüssige Wasser entweichen können.
     Jeder Windkessel besitzt außer den erwähnten Garnituren noch ein Manometer M und ein Wasserstandsglas wg (Fig. 2).
     Der Wasserkasten bildet das Fundament für die Windkessel wie für das Lancierrohr und hat ein Versteifungsrohr angegossen, welches der Kappenstange als Führung dient (Fig. 1). Er besitzt an Garnituren einen Wasserablasshahn w
1 (Fig. 1) und ein Schnüffelventil ff (Fig. 2), welches durch atmosphärischen Überdruck von außen geöffnet wird und den Zweck hat, das Entstehen eines Vacuums im Rohre nach der Lancierung und das dadurch bedingte gewaltsame Zurückschlagen des Wassers im Lancierrohre und Wasserkasten zu verhindern.
     Das an der Verschlussthüre des Rohres angebrachte Mano-Vacuummeter dient als Controle für das richtige Functionieren des Schnüffelventiles. Die Construction dieses Ventiles ist aus Fig. 7 zu ersehen.
     Das zum Füllen des Apparates bestimmte Kingstonventil sowie der dazugehörige Schieber sind von derselben Construction, wie die zum Kesselfüllen auf älteren Schiffen verwendeten Vorrichtungen. Der Schieber wird vom Lancierraume aus durch den Schieberhebel sh (Fig. 1) bethätigt.
     b) Lancierreservoir sammt Zubehör.
     Das Lancierreservoir L (Fig. 1) ist neben dem Lancierrohre dicht vor der dritten wasserdichten Schotte des Schiffskörpers durch Eisenbänder und entsprechende Holzunterlagen mit dem letzteren verbunden. Am rückwärtigen Deckel ist in der aus Fig. 6 ersichtlichen Weise das sogenannte Vorventil Vv angebracht, welches die Luft im Reservoire absperrt und welches erst von der Lancierung geöffnet wird, um die Communication vom Reservoire zum Lancierventile herzustellen.
Zum Füllen des Lancierreservoirs dient das am Vorventilgehäuse angebrachte Füllventil fv (Fig. 6), welches durch das Füllrohr fr (Fig. 1 und 6) mit dem Handreservoire verbunden ist. Das Füllventil öffnet sich durch Überdruck von außen, lässt Luft vom Handreservoire in das Lancierreservoir einströmen, schließt sich jedoch durch Überdruck von innen, sobald das Lancierreservoir gefüllt ist und die Luft vom Handreservoire abgesperrt wird.
     Das Vorventil Vv (Fig. 6) besteht aus zwei getrennten Kegelventilen, von denen jedes seinen Sitz in einer und derselben, das Ventilgehäuse in zwei Kammern theilenden Scheidewand hat. Das untere Ventil 1 hat eine nach abwärts reichende hohle und im Innern mit Muttergewinden versehene Spindel, in welche der untere mit Schraubengewinden versehene Theil der Spindel des oberen Ventiles 2 eingreift. Der ober der Ventilplatte befindliche glatte Theil dieser Ventilspindel hat oberhalb der Ventilplatte einen Bund zur Hubbegrenzung beim Öffnen des Ventiles, ist im Deckel des Gehäuses durch eine Stopfbüchse b geführt und trägt auf seinem Vierkante ein Griffrad r. Das untere Ventil wird durch den inneren Luftdruck fest gegen den oberen Sitz gepresst und ist überdies durch zwei einander diametral gegenüberstehende Keile k, welche am unteren Deckel befestigt sind, gegen Verdrehungen versichert. Wird daher beim Öffnen des Ventiles das Griffrad nach links gedreht, so schraubt sich die Spindel des oberen Ventiles aus jener des unteren heraus, bis der Bund an den Deckel des Gehäuses anstößt und hiedurch die Stopfbüchse vollkommen abdichtet, worauf bei weiterem Drehen in derselben Richtung auch das untere Ventil gegen den unteren Sitz verschoben und auf diesen gepresst wird.
     Beim Schließen wird der umgekehrte Vorgang eintreten.
     Am unteren Hohlräume des Vorventilgehäuses ist ein Manometerröhrchen befestigt, welches zum Manometer M (Fig. 1) führt; letzteres zeigt daher jederzeit den im Lancierreservoire herrschenden Luftdruck an.
     Vom unteren Hohlräume des Vorventilgehäuses führt ein Röhrchen ar zu dem vorderen glockenförmigen Theile des Lancierventilgehäuses — zum Einlasshahngehäuse. In dieses Röhrchen ist das an der dritten Schotte befestigte Absperrventil a (Fig. 1) eingeschaltet, dessen Zweck später erläutert wird.
     Zwischen dem Lancierreservoire und dem Lancierrohre ist außer dem Vorventile — wie bereits erwähnt — das Lancierventil eingeschaltet, welches bei diesem Apparate ein Reductionsventil ist und Luftregulatorventil benannt wird.
     Das Luftregulator- Ventilgehäuse Rv (Fig. 1, 5 und 9) ist auf die im hintersten oberen Theile des Lancierrohres befindliche Öffnung aufgeschraubt und bildet einen knieförmig nach aufwärts gebogenen Rohrstutzen, der vorne mit einem glockenförmigen Deckel verschlossen ist und hinten eine Flantsche zur Befestigung des Lufteinströmungsrohres trägt.
     Der horizontale Theil des Gehäuses hat in der Mitte eine ringförmige Erweiterung, welche vorne den Rohrstutzen für die Befestigung des Lufteinströmungsrohres er (Fig. 9) vom Vorventile trägt. In den horizontalen Theil des Gehäuses ist ein neunfach durchbrochener Hohlcylinder eingeschraubt und verlöthet, so dass hiedurch ein Hohlraum d (Fig. 5) mit neun Öffnungen gebildet ist, in welchem die vom Vorventile kommende Luft circulieren kann. Vor dem conischen Ventilsitze hat das Gehäuse einen im Querschnitte halbkreisförmigen Ringcanal d
1, welchen die einströmende Luft passieren muss, um bei geöffnetem Ventile zum Lancierrohre zu gelangen. Der Ventilkörper vk selbst ist cylindrisch, hohl und endet beiderseits in eine Kugelkappe. Im hinteren Theile ist der Ventilkörper doppelwandig, wodurch wieder ein Luftraum d2 entsteht, der durch je sechs Durchbrechungen mit den beiden früher erwähnten Ringcanälen d und d1 des Gehäuses communiciert. Am Umfange des Ventiles sind vorne einige Schmiernuthen eingedreht.
     Der hinterste Theil des Ventilkörpers, welcher das conische Ventil bildet, hat einen etwas kleineren Durchmesser als der übrige Ventilkörper. Das Ventil würde daher mit der Differenz der Drücke auf die beiden Flächen des Raumes d
2 unter gewöhnlichen Verhältnissen von seinem Sitze abgehoben werden, wenn nicht der Ventilkörper durch eine starke Spiralfeder — die Regulatorfeder rf —, welche sich vorne gegen den tellerförmigen Kopf des Federbolzens fb, rückwärts gegen die Stopfbüchse des Ventildeckels stützt, auf seinen Sitz gedrückt würde.
     Der Federbolzen fb ragt rückwärts aus dem Gehäuse heraus und ist an diesem durch zwei aufgeschraubte Muttern festgehalten, welche auch zur Regulierung der Federspannung dienen.
     Am vorderen Gehäusedeckel ist noch das Entlastungsventil ev angebracht, ein kleines mit Feder belastetes Kegelventil, welches sich von außen nach innen öffnen lässt; ferner ist hier das Gehäuse für den Lufteinlasshahn eh, einen cylindrischen Drehschieber mit vier radialen Durchbrechungen — entsprechend vier Öffnungen in der Innenwand des Gehäuses — eingeschraubt. Zweck des Lufteinlasshahnes ist es, im Ruhezustande — vor dem Lancieren — bei geöffnetem Absperrventile a (Fig. 1) Luft direct aus dem Lancierreservoire zuzuführen und auf die vordere Fläche des Regulatorventiles drücken zu lassen, wodurch dieses auf seinen Sitz gepresst wird. Im Momente des Lancierens wird jedoch durch das Gestänge zuerst der Lufteinlasshahn geschlossen, gleich darauf aber das Entlastungsventil geöffnet, somit das Regulatorventil vorne entlastet, so dass dieses nun zur Wirkung kommt.
     Das Spiel des Regulatorventiles im Momente des Lancierens ist nun folgendes:
     Soll lanciert werden, so müssen zunächst das Absperrventil a und dann das Vorventil Vv geöffnet werden. Die Luft strömt durch den offenen Lufteinlasshahn ch vor die vordere Fläche des Regulatorventiles und aus dem Lancierreservoire in die Räume d, d
1 und d2 des Regulatorventilgehäuses, respective Regulatorventiles, und presst dieses gegen seinen Sitz.
     Durch das Niederdrücken des Lancierhebels lh (Fig. 1) von Hand aus, oder durch dessen Auslösung auf elektrischem Wege, wird, wie aus dem Zusammenhange des Lanciergestänges in den Fig. 1 und 5 zu erkennen ist, zuerst der Arretierbolzen ab zurückgezogen und der Luffeinlasshahn eh geschlossen, sodann erst das Entlastungsventil ev geöffnet.
      Dadurch wird die vordere größere Ventilfläche entlastet und das Ventil nunmehr nur durch die Regulatorfeder geschlossen gehalten. Da jedoch die Differenz der Drücke auf die beiden Flächen im Lufträume d
2 größer ist als die Spannung der Feder, so wird das Ventil von seinem Sitze gehoben und dadurch der Luft der Weg in den verticalen Stutzen des Gehäuses und von dort durch die Lufteinströmungsrohre re zu den Windkesseln geöffnet.
     Infolge des Überströmens dieser hochgespannten Luft entsteht ein beträchtlicher Druck auf die große rückwärtige Fläche des Ventiles; dasselbe wird daher vorgeschoben und es nehmen die Durchströmungsquerschnitte zuerst zu, beim weiteren Vorschieben aber wieder ab, so dass die Luft gedrosselt und nahezu ganz abgesperrt wird. Bevor dies jedoch geschieht, kommt die Regulatorfeder zur Wirkung, die das Ventil zurückzieht und den Einströmungsquerschnitt wieder erweitert, worauf sich das Spiel wiederholt, bis die Schwimmer in den Windkesseln unten aufsitzen und dadurch eine Vergrößerung des Expansionsraumes nicht mehr eintreten kann. Die Bewegungen des Ventiles erfolgen so rasch hintereinander, dass dieses stoßweise Eintreten der Luft aus dem Reservoire in die Windkessel sich nicht fühlbar machen und der Druck auf das Wasser daher ein ziemlich continuierlicher sein wird. Die mittlere Spannung der Druckluft in den Windkesseln, d. i. der Lancierdruck, ist demnach von der Spannung der Regulatorfeder abhängig, denn diese Feder bewirkt das Schließen des Ventiles, sobald der Lancierdruck kleiner wird als ihre Spannung. War der Lancierimpuls zu gering, so muss der Fehler —- wenn alle Theile dicht schließen — an der Feder liegen. Wird diese mehr gespannt, so wird eine höhere Luftspannung erforderlich sein, um das Ventil zu heben, und wird bei der Lancierung das Ventil gehoben, so zieht die höher gespannte Feder dasselbe früher zurück, öffnet daher die Einströmung früher, der Lancierimpuls ist also dadurch erhöht.
     Das Entlastungsventil muss während der Dauer des Ausstoßens des Torpedos geöffnet, der Lufteinlasshahn aber geschlossen bleiben, der Lancierhebel muss somit einige Zeit in der herabgedrückten Stellung erhalten werden.**
     Der Rohrstutzen st, welcher die beiden vom Luftregulator zu den Windkesseln führenden Lufteinströmungsrohre re mit dem verticalen Stutzen des Regulatorventilgehäuses verbindet, hat gegen vorne zu ein durch eine Spiralfeder belastetes Kegelventil — das Sicherheitsventil sv (Fig. 5) — angebracht, welches sich, wenn der Druck der vom Regulator kommenden Luft die Spannung der Ventilfeder überwiegt, nach außen öffnet. Die Spiralfeder des Ventiles stützt sich vorne gegen eine von zwei Stehbolzen gehaltene Traverse und kann durch Drehen der Schraubenmutter dieser Stehbolzen gespannt und nachgelassen werden.
     Am tiefsten Punkte des Regulatorgehäuses ist ein Wasserablasshahn s (Fig. 2) angebracht, von dem ein Röhrchen in den Soodraum führt.
     c) Die Durchpressvorrichtung.
      Das Lancierrohr wird bei geschlossener Verschlusskappe oder Schleuse durchgepresst, um es nach erfolgter Lancierung vom Wasser zu entleeren.
     Zu diesem Zwecke wird das Kingstonventil und der Schieber geöffnet und durch die in den Windkesseln noch verbliebene Luft oder, wenn dieselbe nicht mehr genügen sollte, durch Einströmenlassen von comprimierter Luft aus dem Handreservoire das Wasser durch das Füllrohr, durch Schieber und Kingstonventil in die See gedrückt.
     Das untere Durchpressrohr dr (Fig. 1 und 2), welches durch den Durchpresshahn dh abgesperrt werden kann, führt vom Einströmungsrohre des Backbord-Windkessels in das Lancierrohr. Ein zweites dünnes Kupferrohr dr
1 (Fig. 1 und 2), das obere Durchpressrohr, führt von der Luftleitung des Handreservoirs in den Windkessel. Dieses obere Durchpressrohr kann in der Luftleitung durch das Zwischenventil s gegen das Lancierreservoir und durch das Durchpressventil dv gegen den Windkessel abgesperrt werden. Ferner sind die beiden Windkessel durch ein Communicationsrohr cr (Fig. 2) bei Einschaltung eines im Wasserkasten montierten Dreiweghahnes 3h untereinander und mit dem Wasserkasten in Verbindung, so dass man auch das in den Windkesseln nach dem Lancieren oberhalb des Schwimmersitzes zurückgebliebene Wasser in den Wasserkasten ablassen und beim Durchpressen mit hinausbefördern kann.
     Für die vollständige Entwässerung dienen endlich die bereits erwähnten Wasserablasshähne am Schleusengehäuse w, am Wasserkasten w
1 und am Regulatorventilgehäuse s.
     Ist die Verbindung des Handreservoirs mit dem Hauptreservoire oder bei directem Pumpen mit dem Vorreservoire hergestellt, so geschieht das Durchpressen, indem man den Durchpresshahn dh und den Schieber des Kingstons öffnet, das Zwischenventil z schließt und das Durchpressventil dv langsam so weit öffnet, dass der Luftdruck in den Windkesseln nicht über 3/4 Atmosphären steigt. Durch Öffnen des Dreiweghahnes 3
h wird auch das in den Windkesseln verbliebene Wasser abfließen und ausgepresst werden.
    Das Durchpressen wird so lange fortgesetzt, bis Luft durch das Kingstonventil austritt, was sich durch ein eigenthümliches Geräusch zu erkennen gibt.
     Nach dem Durchpressen werden Kingston und Schieber (wenn für eine neue Lancierung vorbereitet werden soll, bei Exercitien und Übungen nur der Schieber, Durchpresshahn und Durchpressventil sowie die Absperrventile am Händreservoire wieder geschlossen, der Luftablasshahn des Windkessels jedoch geöffnet.
     d) Die Sicherheitsvorrichtung.
     Entsprechend dem zweifachen Abschlüsse des Lancierrohres gegen die See ist auch bei diesem Apparate eine zweifache Sicherheitsvorrichtung angebracht.
     Vor dem Regulatorventilgehäuse sind am Lancierrohre zwei um einen Bolzen drehbare Sicherheitshaken sh
1und sh2 (Fig. 5 und 9) angebracht, welche durch je eine Feder nach hinten gedrückt werden. Unter die Sicherheitshaken kommt eine T- förmige Nase der Verbindungsstange m des Lanciergestänges so lange zu liegen, bis Kappe und Schleuse vollkommen geöffnet sind, sie verhindert dadurch das gänzliche Zurückziehen des Lancierhebels, wenn diese Verschlüsse geschlossen oder nicht genügend geöffnet wären.
     Bei der Verschlusskappe wird das Zurückziehen des Kappen-Sicherheitshakens sh
1, d. i. das Auslösen der Sicherheit, dadurch bewirkt, dass eine Kurbel K (Fig. 9), die vor dem Wasserkasten auf die Kappenstange aufgekeilt ist und mit ihrem Ende bei vollständigem Öffnen der Kappe an das Ende des Hebels Kb anstößt, diesen Hebel hinunterdrückt und mit Hilfe des Verbindungsgestänges den Sicherheitshaken sh1 auslöst. Im Ruhezustande drückt der Hebel Kb durch sein Gegengewicht den  in die activierte Stellung. Eine Stellschraube, die am Kopfe der Kurbel K angebracht ist, stößt nach erfolgter Auslösung der Sicherheit an den Anschlag a (Fig. 9) und begrenzSicherheitshaken sh1 dadurch die Drehung der Kappe. Sollte sich das Auge der Kappe bei dem nachfolgenden Zurückholen derselben nicht genau über den Zapfen z am Lancierrohre schieben lassen, so kann dies durch Ein- oder Ausschrauben der Stellschraube leicht bewirkt werden.
     Die Schleusen - Sicherheitsvorrichtung wird dadurch desactiviert, dass der mittels Schraubenbolzen und zweier Muttern am Ende der Schleusenspindel befestigte Sicherheitsarm sa (Fig. 1) bei vollständigem Öffnen der Schleuse an den an der Schotte drehbar befestigten Hebel Kl anstößt, denselben hebt und damit das in der Zeichnung ersichtliche Gestänge bethätigt, welches den Schleusen-Sicherheitshaken sh
2 auslöst.
     Die Manipulation mit dem Apparate. Das Lancierreservoir wird, wie bereits erwähnt, auf 30 bis 35 Atmosphären gefüllt; etwaige Luftverluste während der Vorbereitung sind durch Nachfüllen zu ersetzen.
     Zum Einführen des Torpedos bedient man sich der in Fig. 1 ersichtlich gemachten Ladeschaufel, die mit den beiden Pressschrauben der Verschlussthüre am Lancierrohre befestigt und durch eine Stütze gehalten wird.
     Das Zurückziehen des Arretierbolzens beim Einführen des Torpedos geschieht bei gleichzeitiger Auslösung der beiden Sicherheitshaken durch Handkraft.
     Beim Füllen der Windkessel werden, wie bereits gesagt, zuerst das Kingstonventil, dann der Durchpresshahn, hierauf der Schieber und gleichzeitig auch der Luftablasshahn des Steuerbord-Windkessels sowie der Wasserablasshahn des Regulatorventilgehäuses geöffnet. Der Durchpresshahn, welcher die Luft des Lancierrohres beim Eindringen des Wassers entweichen lässt, muss sofort geschlossen werden, wenn das Wasser ungefähr die halbe Höhe der Wasserstandsgläser erreicht hat, also das Lancierrohr mit Wasser gefüllt ist, da bei weiterem Steigen, namentlich bei Krängungen des Schiffes, Wasser durch das untere Durchpressrohr zum Regulatorventile gelangen könnte. Auf das Schließen des Wasserablasshahnes des Regulatorventilgehäuses darf nicht vergessen werden, weil sonst beim Offnen des Vorventiles ein großer Theil der Luft entweichen würde und die Lancierung misslingen könnte. Das Kingstonventil kann während der ganzen Übung mit dem Apparate offen bleiben, um das störende Abnehmen der Flurplatten zu vermeiden.
     Bei gekrängtem Schiffe ist so lange zu füllen, bis die mittlere Angabe der Wasserstandsgläser an den Windkesseln dem verlangten Füllungsgrade entspricht. Ist das Schiff nicht in Fahrt, so kann die Schleuse sogleich nach dem Füllen der Windkessel geöffnet werden; hat jedoch die Lancierung in Fahrt zu geschehen und kann dieselbe nicht unmittelbar nach dem Bereitstellen des Apparates erfolgen, so ist die Schleuse, um den Torpedo vor Erschütterungen durch Hereinschlagen der See zu schützen, erst kurz vor der Lancierung zu öffnen.
     Desgleichen haben Absperrventil und Vorventil, um Luftverluste zu vermeiden und eventuell eine unbeabsichtigte Lancierung zu verhüten, die durch selbstthätiges Öffnen des Entlastungsventiles verursacht werden könnte, principiell erst unmittelbar vor der Lancierung geöffnet zu werden.
     Wird nach der Lancierung der Apparat für den neuerlichen Gebrauch vorbereitet, so bleiben Kappe und Kingstonventil geöffnet,
die Schleuse aber wird geschlossen und das Durchpressen in der bereits bekannten Weise vorgenommen.
     Soll ein Torpedo aus dem zur Lancierung bereitgestellten Lancierrohre herausgenommen werden, so schließt man die Kappe und presst das Wasser mit möglichst geringem Luftdrucke (1/4 bis 1/2 Atmosphäre) aus den Windkesseln, dem Wasserkasten und dem Lancierrohre aus. Nachdem dies geschehen, lässt man die comprimierte Luft aus dem Lancierrohre und den Windkesseln durch Öffnen des Luftablasshahnes am Windkessel und des Durchpresshahnes aus, öffnet die Verschlussthüre, setzt die Ladeschaufel an und zieht den Torpedo heraus. Sodann wird auch die Schleuse geöffnet und bei geschlossener Verschlussthüre nochmals durchgepresst, um auch das zwischen Schleuse und Kappe zurückgebliebene Wasser herauszudrücken, worauf erst Schieber, Schleuse und Kingstonventil geschlossen werden.
      Soll der Apparat nach längerem Nichtgebrauche zu Lancierungen verwendet werden, so muss er vorher in allen seinen Theilen gründlich untersucht und die Gangbarkeit der Garnituren sowie das richtige Functionieren der einzelnen Theile wie des ganzen Apparates erprobt werden.
     Sämmtliche Hähne sind wiederholt zu öffnen und zu schließen, die Windkessel zu füllen und die Wasserstandsanzeiger zu probieren; hierauf werden Kappe und Schleuse geöffnet und wird hiebei das Functionieren der Sicherheitsvorrichtung beobachtet. Ist dies geschehen und sind etwaige Übelstände behoben worden, so wird das Luftreservoir normal gefüllt und bei geschlossenem Schieber eine blinde Lancierung vorgenommen, um das richtige Functionieren des Lanciergestänges und des Regulators zu erproben und durch rasches Durchpressen des Wassers das Lancierrohr von etwa vorhandenem Schmutze zu befreien.
     Nun wird die Schleuse geschlossen und bei geöffnetem Schieber mit geringem Drucke neuerdings durchgepresst.


Lancierdaten.

Die günstigsten erhobenen Einstellungen für Lancierungen aus diesem Apparate sind folgende:                                                                                                                        a) Einstellungen am Apparate:                                                                                                                                                                                                       Windkesselfüllung: 9.
     Druck im Lancierreservoire: 35 Atmosphären
     Lancierimpuls: 1.6 Atmosphären
b) Einstellungen am Torpedo:
     Arretierung des Horizontalsteuers: 2 - 3 mm nach abwärts
     Dauer der Arretierung: ganze Arretierung

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* Die Windkessel sind beim Lancieren bis zum Theilstriche 9 des Wasserstandsanzeigers zu füllen.
** Man erkennt den Moment des Austrittes des Torpedos aus dem Lancierrohre sofort durch das Geräusch der nachströmender Luft. In diesem Momente muss der Lancierhebel ausgelassen, beziehungsweise gehoben werden.
 

Tafel VIII

 

 
 
 

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