Die Lancierstation an Bord des Torpedo-Depotschiffes "Pelikan"

 (Tafel XXI, Fig.6 bis 11.)

 
     Die Lancierstation dieses Schiffes ist für die Lancierung von 35 cm Torpedos bestimmt und an der Backbordseite vorne installiert.
     Sie besteht aus einem Lancierrahmen R (Fig. 9), der um zwei als Träger gestaltete Ausleger al bis auf die Tiefe von 1.4 m unter die Constructionswasserlinie des Schiffes gestrichen und in dieser Lage fixiert werden kann. Die Drehungsbolzen der Ausleger sind in den Doppelaugen zweier an die Außenbeplankung des Schiffes angeschraubter Platten gelagert.
     Zur Fixierung des Lancierrahmens in der Lancierstellung dienen zwei an den Auslegern drehbar befestigte Streben st, die mittels abnehmbarer Bolzen mit ihren an der Bordwand befestigten Augenlagern verbunden werden können.
      Zum Einführen des Torpedos wird der Lancierrahmen bis an die Wasseroberfläche gestrichen, für den Nichtgebrauch aber vollkommen gehisst.
     Im letzteren Falle kommt der Rahmen auf drei entsprechend geformte Holzkissen u aufzuliegen und kann in dieser Lage seefest gesorrt werden.
     Das Hissen und Streichen des Lancierrahmens wird mittels einer Schneckenwinde W (Fig. 7) mit Kurbel bewerkstelligt, auf deren Kettentrommel sieh die Kette, welche mit ihrem Hahnepot in zwei am Lancierrohre angebrachte Schäkel eingelegt ist, auf- und abwickelt.
     Der Lancierrahmen besteht aus zwei durch Flantschen und Schrauben verbundenen Theilen; er ist aus Bronze erzeugt, nur die mit dem Wasser in Berührung kommenden Schmiedetheile sind aus Deltametall hergestellt.
     Von dem Lancierrahmen der Lancierstation am Lande unterscheidet er sich nur durch unwesentliche Details in der Construction der Vorstoßvorrichtung des Torpedos (Fig. 8) sowie durch den Entfall der Vorrichtungen zur Führung desselben beim Hissen und Streichen.
     Das Vorschieben des Torpedos im Lancierrahmen wird auch hier durch Anholen der Abzugleine von Hand aus bewirkt.
     Die Leine ist in einigen Windungen über die Taurolle r geführt und mit ihrem Ende an derselben befestigt. Am Achsenbolzen der Taurolle sitzen zwei gezahnte Scheiben r1 und r2 (Fig. 8) lose auf, greifen in eine Zahnstange z von U - förmigem Querschnitte ein und verschieben diese letztere beim Anholen der Abzugleine gegen vorne, wodurch auch hier der im Lancierrahmen gelagerte Torpedo so weit nach vorne verschoben wird, bis der Antriebshaken den Antriebshebel desselben geöffnet hat.
     Zu diesem Zwecke sind die beiden gezahnten Scheiben durch die beiden Bolzen b und b
1 miteinander verbunden und ist überdies der Achsenbolzen der Taurolle mit einer Nase n versehen.
     Beim Anholen der Abzugleine wird diese Nase an den Bolzen b anzuliegen kommen und beim Weiterdrehen der Taurolle die gezahnten Scheiben r
1 und r2 mitnehmen, welche nun, da sie mit der Taurolle verbunden sind, die Zahnstange gegen vorne verschieben werden.
     Am rückwärtigen Ende der Zahnstange steckt ein nach aufwärts umschlagbarer Bügel B, der an seinem Ende den Kautschukpuffer kp trägt und — wie bereits eingangs erwähnt — die Stelle der Verschlussthüre vertritt. Dieser Bügel drückt nun beim Vorwärtsbewegen der Zahnstange gegen das Achterrohr des Torpedos und schiebt denselben im Lancierrahmen gegen vorne.
     Das rechtzeitige Desactivieren des Arretierbolzens geschieht durch das Anholen der Abzugleine, und zwar noch bevor die Zahnstange nach vorne verschoben wird. Sofort beim Anholen der Abzugleine wird nämlich — wie aus der Zeichnung ersichtlich ist —die Nase n den vorderen Hebelsarm des aus zwei ineinander gesteckten und durch eine übergeschobene Spiralfeder auseinander gedrückten Theilen bestehenden Hebels h
2 heben, wodurch der rückwärtige Hebelsarm dieses Hebels und mit ihm der vordere Arm des Hebels h1 sammt der Handhabe h niedergedrückt werden, während der rückwärtige Arm des letzteren Hebels der in der üblichen Weise mit seinem abgerundeten Kopfe in den Schlitz des Arretierbolzens ab eingreift, gehoben wird und den Arretierbolzen desactiviert.
     Das Zurückziehen desselben während des Einführens des Torpedos wird durch Niederdrücken der Handhabe h von Hand aus bewirkt, wobei die Hebel h
1 und h2 in die punktierte Lage kommen.
     Soll nach dem Lancieren die ursprüngliche Stellung der Mechanismen wieder herbeigeführt werden, so wird die Taurolle von Hand aus im entgegengesetzten Sinne gedreht; hiebei legt sich die Nase n an den Bolzen b1 an (siehe die Zeichnung Fig. 8), nimmt die Scheiben r1 und r2 mit und die Zahnstange schiebt sich wieder nach rückwärts.
     Die Begrenzung der Bewegung der Zahnstange nach rückwärts wird durch die Abschlussplatte p bewirkt, deren runder Ausschnitt wohl den Durchgang der Nabe des     Bügels B, nicht aber das Austreten der Zahnstange zulässt.
     Die Abzugleine ist in einer an den rückwärtigen Ausleger befestigten Führungshülse (Fig. 8) geführt und wird durch einen Arm a derselben, der durch eine über den Drehungsbolzen der Hülse geschobene Spiralfeder gegen den Umfang der Taurolle r gedrückt wird, an die Rolle angelehnt. Die Spiralfeder steckt mit einem Ende im Lager der Führungshülse, mit dem zweiten in einem mit dem Bolzen drehbaren Ringe und hat die Tendenz, den letzteren so zu drehen, dass der oben angegebene Zweck erreicht wird.
     Um den Lancierrahmen in der Ruhestellung versichern zu können, haben die beiden Ausleger an den einander zugekehrten Seiten je einen Gabellappen gl (Fig. 6 und 7), in welche in dieser Position des Rahmens je eine an der Bordwand drehbar befestigte Presschraube mit Flügelmutter fm eingelegt werden kann.
     Zur Seefestvertäuung dienen drei Sorrbänder pb, deren untere Enden an den Holzunterlagen u befestigt sind, während die oberen in je einen an der Bordwand angebrachten Haken mit Spannschlüssel eingelegt werden können.
     Zum Hissen und Streichen der Torpedos ist oberhalb des Lancierrahmens am Dollbord eine in ihrer Spur drehbare Spiere mit Hisstakel angebracht.
     Soll der Lancierrahmen bereitgestellt werden, so wird die Winde bemannt, die Hisskette straff gesetzt; die Sorrbänder werden nun ausgehakt, die Flügelmuttern der beiden Presschrauben gelockert und letztere umgelegt, worauf der Lancierrahmen durch Abfieren von der Hisskette bis an die Oberfläche des Wassers gestrichen wird. Endlich werden die beiden Streben der Ausleger durch Einlegen derselben in ihre Lagerschuhe und Einführen der Bolzen fixiert und die Hissketten wieder straff gesetzt.
     Soll hingegen der Lancierrahmen in die Ruhestellung gebracht und seefest vertäut werden, so wird zuerst die Hisskette etwas nachgelassen, hierauf werden die Bolzen der Streben aus ihren Schuhen ausgehoben, der Rahmen soweit als möglich gehisst, die Presschrauben in die Gabellappen des Rahmens eingelegt, die Flügelmuttern derselben angeholt und endlich die Sorrbänder eingeaugt und angesetzt.
     Bezüglich der Arretierung des Horizontalsteuers der zu lancierenden Torpedos gelten dieselben Bestimmungen, wie bei den Lancierstationen am Lande.
 

Tafel XXI

 

 

 
 
 

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