35 cm Buglancierapparat

 der Torpedoboote für Luftimpuls.

Tafel V

 
     Auf Tafel V ist die Anordnung zweier Niederdruck-Lancierrohre, wie sie auf den Booten «Adler» und «Falke», XI und anderen bestehen, dargestellt.*
     1. Die Lancierrohre. Die zwei Lancierrohre sind zu beiden Seiten der Kiellinie des Bootes unter einem Depressionswinkel von 6° und parallel zueinander eingebaut.
     Sie bestehen aus zwei Theilen, die durch Flantschen und Schrauben verbunden sind.
     Der Vordertheil I ist von einem Stahlrohre sr (Fig. 1) umgeben, welches einerseits im Buge des Bootes, anderseits an der vordersten wasserdichten Schotte gelagert und durch einen eingelegten Ring vr verstärkt ist.
     Der Hintertheil II ist kürzer und findet seine Lagerung in der zweiten Schotte des Bootes.
     Die Verschlusskappe k hat die Form eines Kegels, ist aus dünnem Eisenblech hergestellt und trägt einen bronzenen angenieteten Ring, in dessen Nuth die Kautschukdichtung eingepresst ist.
     Die Kappenstange ks ist an eine mit der Kappe vernietete Nabe n aufgekeilt und in einem an das Deck angeschraubten Hängelager hl sowie in beiden Schotten und im Bug des Bootes gelagert. Das rückwärtige Ende ist vierkantig gehalten und vor dem Vierkante mit Schraubengewinden versehen.
     Die Kappenmutter km ist eine gewöhnliche Flügelmutter, welche das Gewinde für die Kappenstange enthält und die Ausbüchsung für das Hängelager bildet.
     Zum Öffnen wird die Kappe durch Linksdrehen der Kappenmutter gelüftet und vorgeschoben, sodann mittels der auf den Vierkant aufgesteckten Kappenkurbel ku nach aufwärts gedreht und durch Rechtsdrehen der Kappenmutter in dieser offenen Lage fixiert.
     2. Die Ausstoßvorrichtung. Die Ausstoßvorrichtung besteht für jedes Lancierrohr:
     a) aus dem Lancierreservoire Lr, welches unter den Flurblechen des Lancierraumes gelagert, durch Winkel und Bleche mit dem Bootskörper verbunden und mit dem Wasserablasshahne wa versehen ist;
     b) aus dem Lancierventile, dessen Gehäuse lv mit dem oberen gebogenen Stutzen an das Lancierrohr und mit dem seitlichen Stutzen an das zum Reservoire führende Communicationsrohr cr angeschraubt wird, und schließlich
     c) aus dem Lanciergestänge.
     Jedes der beiden Lancierreservoire hat die normale cylindrische Form und ist für einen Druck von 5 Atmosphären construiert.
     Das Lancierventil ist ein gewöhnliches Niederdruckventil von gleicher Construction wie bei den bereits beschriebenen ähnlichen Apparaten, jedoch entsprechend der Lage des Gehäuses mit dem Sitze nach aufwärts angeordnet.
     Das Füllen des Lancierreservoirs geschieht wie bei allen anderen Niederdruckapparaten, indem man das Absperrventil av (Fig. 1, 2 und 5) des aufgepumpten Handreservoirs Hr und das Füllventil fv am Lancierventilgehäuse öffnet.
     Das Lanciergestänge (Fig. 3 und 4) besteht aus dem dreiarmigen Lancierhebel lh, dessen Achse in dem an das Lancierrohr geschraubten Lager l gelagert ist, aus dem am Ende dieser Achse aufgekeilten Hebel lh
1 für die Bethätigung des Entlastungsventiles und aus den beiden Zugstangen st und st1(Fig. 3).
     Das Lancieren erfolgt durch Herabziehen des als Handhabe gestalteten hinteren Armes des Lancierhebels lh vom Lancierraume aus, oder wenn vom Commandothurme aus lanciert werden soll, durch Anziehen der in den oberen Arm lh
2 eingehakten Lancierstange ls, welche am hinteren Ende eine Handhabe trägt.
     Wird der Lancierhebel auf die eine oder andere Art bethätigt, so zieht der mit der Zugstange st gekuppelte kurze Arm lh
1 des Lancierhebels zuerst den Arretierbolzen ab zurück, indem dessen Achse x (Fig. 4) bei Überwindung der Spannung der darüber geschobenen Spiralfeder entsprechend gedreht wird, sodann gelangt bei der weiteren Aufwärtsbewegung des Hebels lh1 dessen Zapfen an das Ende des Schlitzes der Zugstange st1, die hiedurch in die Höhe gezogen wird und das mit dieser Zugstange verbundene Entlastungsventil öffnet.
     Der obere Arm des Lancierhebels lh
2 ist in einem Schleifbogen geführt und kann in der Ruhelage sowie in der Mittelstellung (in welcher Stellung der Arretierbolzen zurückgezogen, das Entlastungsventil jedoch noch geschlossen ist) durch einen an einem Kettchen hängenden Vorstecker versichert werden. Ein durch eine Flachfeder gegen den Schleifbogen gedrückter Klinker schnappt beim Anholen des Lancierhebels in einen Einschnitt des Schleifbogens ein und verhindert das Zurückschnellen des Lancierhebels in die Ruhestellung, wodurch ein nur theilweises Überströmen der Luft hinter den Torpedo, also ein ungenügendes Ausstoßen desselben vermieden wird.
     3. Die Antriebs- und Pressvorrichtung. Der Antriebshaken ist bei den Torpedobootsapparaten wie bei den anderen bisher erwähnten Lancierapparaten construiert.
     Die Pressvorrichtung ist dieselbe, wie sie bei den Buglancierkanonen der Panzerschiffe beschrieben wurde, und wird bei den meisten Torpedobootsapparaten bei der Bewegung der Verschlussthüre bethätigt. Nur bei einigen älteren geschieht das Activieren und Desactivieren derselben mittels Hebel von Hand aus.
     4. Die Sicherheitsvorrichtung. Die Sicherheitsvorrichtung ist bei den Torpedobootsapparaten in der auf Fig. 4 ersichtlichen Weise ausgeführt.
Bei geschlossener Verschlusskappe reicht der am Schleifbogen des Lancierhebels um einen Bolzen drehbare und durch eine Spiralfeder gegen außen gedrückte Sicherheitshaken sh (Fig. 4) durch eine Ausnehmung des Schleifbogens hindurch und verhindert dadurch das Zurückziehen des Lancierhebels.
     Erst wenn die Verschlusskappe geöffnet und nach aufwärts umgelegt ist, löst die auf die Kappenstange aufgekeilte Nase n die Sicherheit aus, indem sie bei ihrer Bewegung den Sicherheitshebel 1 herabdrückt und dadurch den Sicherheitshäken bei gleichzeitigem Ausdehnen der Spiralfeder aus der Ausnehmung des Schleifbogens herauszieht.
     Die Niederdruck-Lancierapparate der Torpedoboote I. Classe gleichen mit geringfügigen Unterschieden dem Buglancierapparäte S. M. Schiff "Meteor".
     Das Einführen des Torpedos in das Lancierrohr geschieht bei den kleineren Booten mittels Ladeschaufel, die entweder fix oder abnehmbar angeordnet ist und oft nur aus zwei kalbkreisförmigen Lagerungen besteht, bei den größeren Booten aber mittels Laufschiene, Transporteur und Hissband.
     Die am Schlüsse des Unterrichtes angefügte Tabelle gibt eine Zusammenstellung der wichtigsten Daten der torpedistischeri Armierung unserer Torpedoboote, wie sie im Jahre 1894 bestanden hat.


Lancierdaten.


a) Einstellungen am Lancierapparate:
     1/2Füllung des Lancierreservoirs: 3 bis 3´1/2| Atmosphären.
b) Einstellungen am Torpedo:
     Arretierung des Horizontalsteuers und Dauer der Arretierung sind bei allen Bootstypen verschieden und aus der am Schlüsse des Unterrichtes angefügten Tabelle ersichtlich.

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* Die Umänderung der Lancierapparate aller mit zwei Bugrohren versehenen Torpedobooten von Luft- auf Pulverimpuls steht bevor und dürften in Hinkunft nur die Boote II. Classe mit einem Bugrohre, und zwar die Torpedoboote Nr. XII, XIV und XV das im Folgenden beschriebene altartige Lancierventil mit seinem Gestänge und seiner Sicherheitsvorrichtung beibehalten.
 

Tafel V

 

 

 

 
 

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