Die kleine Whitehead Luftkompressionspumpe

 Tafel XIX  (Fig.1, 2 und 3)

 
     a) Der Treibapparat. Der Treibapparat dieser Compressionspumpe ist eine eincylindrige verticale Trunkmaschine, deren Cylinder an den Kühlwasserkasten geschraubt ist. Der mit vier Stahlringen abgedichtete scheibenförmige Theil des Kolbens ist aus Gusseisen, der Trunk sowie der im Deckel durch eine Stopfbüchse geführte Kolben und die Triebstange sind aus Stahl.
      Letztere überträgt die Bewegung des Kolbens auf den längeren Arm eines zweischildigen, durch Stehbolzen versteiften Balanciers B, der um eine am Fundamente der Pumpe gelagerte Achse schwingt. Ein an dem vierkantigen Ende dieser Achse aufgesteckter und mit einer Schraube festgehaltener kurbelförmiger Arm E vermittelt die Übertragung dieser schwingenden Bewegung durch eine Triebstange k auf den Zapfen z der Nabe eines Schwungrades s und bewirkt die Rotation des Rades. Die Schwungradachse x ist im Kühlwasserkasten gelagert.
     Die Dampfvertheilung besorgt ein Muschelschieber, welcher von einem excentrischen Zapfen der Schwungradachse durch Vermittelung der Stange i und des kleinen Balanciers sb (Fig. 1), welch letzterer die in der Stopfbüchse des Schiebergehäuses und im Lager m geführte Schieberstange hin- und herbewegt.
     Dasselbe Gestänge bethätigt durch die Stange i
1 auch die hier getrennt vom Compressor angebrachte Kühlwasserpumpe.
     b) Der Compressionsapparat. Derselbe besteht aus zwei Compressionscylindern von verschiedenem Durchmesser, die in den Kühlwasserkasten eingesetzt sind und deren Kolben vom Balancier B im entgegengesetzten Sinne zueinander bewegt werden. Der gusseiserne Kühlwasserkasten ruht mit vier angegossenen Füßen am Fundamente auf und ist mit Schrauben an demselben befestigt.
     Die Compressionskolben sind Trunkkolben mit Lederdichtung, welche am kleinen Kolben durch eine Schraube, am großen durch eine gusseiserne Platte und durch Schrauben befestigt ist. Die beiden Triebstangen sind in Kugelgelenken der Kolben beweglich befestigt und bestehen aus zwei ineinander geschraubten Theilen, so dass ein Regulieren der Länge ermöglicht ist.
     Sämmtliche für die Comprimierung der Luft nöthigen Ventile sind im Cylinderdeckel untergebracht.
     Die Functionierung der Pumpe besteht im Folgenden:
     Beim Niedergange des großen Compressionskolbens wird ein Luftquantum durch das Saugventil v
1 (Fig. 1) angesaugt, beim folgenden Kolbenaufgange durch das Ventil v2 bei gleichzeitiger Comprimierung in den Verbindungscanal zum kleinen Cylinder, der im Niedergange begriffen ist, gedrückt. Ist die Cornpression so weit vorgeschritten, dass sie den Druck der Feder des Ventiles v3 überwiegt, so tritt die Luft durch dieses Ventil in den kleinen Cylinder, dessen Kolben sich nach abwärts bewegt. Beim folgenden Aufgange des kleinen Kolbens erfährt die Luft ihre zweite Cornpression und gelangt, nachdem ihre Spannung jene der Feder des Ventiles v4 überwiegt, durch dieses Ventil in das  Schlangenrohr sr, welches am Gehäuse des Ventiles v4 mittels Holländermutter befestigt ist.
      Das Schlangenrohr beschreibt acht Windungen um die Compressionscylinder; die untersten vier Windungen sind dort, wo sie gegen das Lager der Schwungradachse stoßen, abgeschnitten und vorne und rückwärts durch je ein Bronzestück bs (Fig. 2) miteinander verbunden.
     Das in einem glockenförmigen Bronzegehäuse am Cylinderdeckel sitzende Ventil s ist ein Sicherheitsventil und hat den Zweck, im Falle der Verstopfung irgend eines Luftcanales oder eines Ventiles der Luft den Austritt aus dem großen Cylinder zu ermöglichen und eine größere Havarie zu verhüten. Ein schmiedeiserner Deckel schließt den Kühlwasserkasten gegen oben ab, ein Bronzedeckel außerdem die Öffnungen über dem Saugventile.
     c) Die Kühlvorrichtungen. Die innere Kühlung geschieht — wie bei den früher beschriebenen Pumpen — durch Ansaugen einer gewissen Menge Süßwasser bei jedem Kolbenspiele durch das Ventil v
1.
     Die äußere Kühlung besorgt eine kleine einfach wirkende Kühlwasserpumpe, die ihren Antrieb — wie bereits erwähnt — von dem excentrischen Zapfen der Schwungradachse durch Vermittelung der Gestänge i und i
1 erhält.
     Durch das unter der Wasserlinie mündende Rohr sr (Fig. 2), welches durch den Hahn h gegen die Pumpe abgesperrt werden kann, tritt das Wasser in die Pumpe ein, wird beim Aufgange des Plungerkolbens durch ein gewöhnliches Saugventil angesaugt, beim nachfolgenden Niedergange durch das Druckventil in das Druckrohr dr und in den Kühlwasserkasten gepresst. Ist der letztere gefüllt, so fließt das überschüssige Wasser durch das in der Nähe des oberen Randes angeschraubte Ableitungsrohr ar wieder in die See zurück.
     Die Kühlwasserpumpe ist am rechten vorderen Fuße des Kühlwasserkastens befestigt.
     Der kleine Whitehead - Com-pressor macht bei einem Dampfdrucke von 3 1/2 Atmosphären 260 Rotationen per Minute und füllt das Luftreservoir, einen 35 cm Torpedo sammt Vor- und Handreservoir (190 Liter) in circa 56 Minuten mit Luft von 70 Atmosphären Spannung. Zum Erzeugen eines höheren Druckes eignen sich diese Pumpen nicht mehr; um beispielsweise ein Reservoir eines Torpedos Typ B mit 80 Atmosphären oder eines Torpedos Typ C mit 85 Atmosphären anzufüllen, braucht man mehrere Stunden.
      Vor dem Ingangsetzen werden alle Theile gut eingeölt und die Dampfmaschine gut angewärmt. Wenn dies geschehen, werden die Hähne der Kühlwasserleitung wie der Regulierhahn der inneren Kühlung geöffnet und die Pumpe wird angesetzt. Auch bei dieser Pumpe hat man eine große Erwärmung der einzelnen Theile hintanzuhalten und nach dem Abstellen die Lederstulpen der Kolben öfter zu untersuchen. Eine Betriebstörung durch Festsitzen eines Ventils ist einfach zu beheben, weil jedes Ventil leicht zugänglich ist. Das vollständige Austrocknen des Kühlwasserkastens geschieht mit einem Schwamme.
 

 Tafel XIX

 

 
 
 

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