35 cm Buglancierapparat

 Typ "Zara" und "Spalato"

Tafel VI

 
     Diese beiden Schiffe besitzen je zwei in den Vorsteven unter einem Depressionswinkel von 6° eingebaute Lancierrohre, deren Mechanismen symmetrisch zur Längsaxe des Schiffes angeordnet sind.
     Die beiden Lancierrohre bestehen auf «Zara» aus drei; auf «Spalato» aus zwei Theilen, welche auf gleiche Weise wie die der Buglancierkanonen der älteren Schlachtschiffe durch Verschraubung miteinander verbunden sind.
     Der Vordertheil I ist an der Lagerungsstelle verstärkt und von einem Blechrohre r umgeben, welches im Vorsteven und in der ersten wasserdichten Schotte gelagert ist. Vor dieser letzteren ist auf das Lancierrohr ein Verstärkungsring aufgenietet, in welchem das Rohr mit einer Arbeitsfläche eine zweite Lagerung findet. Ein gleicher Verstärkungsring ist am vorderen Ende des Blechrohres innen angeschraubt. Der Hintertheil ist in der zweiten wasserdichten Schotte gelagert und wird überdies durch die beiden                  Communicationsrohre cr unterstützt.
     Die aus dem Schiffskörper herausragenden Rohrstücke sind durch Schutzbleche sb gedeckt, welche an die Bordwand genietet sind und die Lager l
1 für die Kappenstangen tragen.
     Sämmtliche für einen Apparat mit Luftlancierung nöthige Accessorien sind auch hier vorhanden und in ihrer Construction jenen der Buglancierkanone der älteren Schlachtschiffe gleich.
     Nur die Ausstoßvorrichtung macht eine Ausnahme, nachdem dieselbe für Hochdruck, d. h. derart eingerichtet ist, dass die im Reservoire angesammelte hochgespannte Luft (30 bis 40 Atmosphären) durch den Luftregulator Rv, ein als Reducierventil wirkendes Lancierventil, auf eine Spannung von 1*5 bis 2 Atmosphären Überdruck gebracht wird, bevor sie ins Lancierrohr gelangt.
     Die Verschlussthüren v dieses Apparates sind wie bei den Buglancierkanonen der Schlachtschiffe construiert, bei denen auf «Spalato» fehlen die excentrischen Zapfen für die selbstthätige Activierung und Desactivierung der Pressvorrichtung.
     Die Verschlusskappen k sind Hohlkegel aus Eisenblech mit bronzenen Bodenflantschen, in deren Ringnuth die Kautschukdichtungsringe eingepresst sind.
     Die schmiedeisernen Kappenstangen ks bestehen aus zwei durch Muffe und Keil verbundenen Theilen und sind mit ihren vorderen conischen Enden in die an den Kappen angenieteten Naben n eingepresst und durch je einen Keil versichert.
     Zur Fixierung der Verschlusskappe in geöffnetem oder geschlossenem Zustande ist an das vordere Ende der Kappenstange eine Leiste angeschmiedet, während im Führungsrohre zwei Nuthen, eine für die Kappenstellung «offen», eine für die Stellung «zu», eingeschnitten sind, in welche sich in der betreffenden Stellung der Kappe die Leiste der Stange einlegt und dadurch die Drehung der Kappenstange verhindert.
     Um das vorderste Kappenstangenlager l
1 wasserdicht abzuschließen, sind vor demselben ein Kautschukring und eine Metallscheibe über die Stange geschoben.
     Ein vorgesteckter Splint presst beim Anholen der Kappe die Mettallscheibe gegen den Kautschukring und diesen gegen das Ende des Lagers und bewirkt dadurch die Abdichtung.
    Das rückwärtige Ende der Kappenstange ist ein Vierkant, vor welchem ein flaches Schraubengewinde eingeschnitten ist; letzteres hat in der im hintersten Kappenstangenlager unverschiebbar eingesetzten Führungsmutter fm sein Muttergewinde.
     Das Öffnen der Verschlusskappe erfolgt in der gewöhnlichen Weise, und zwar wird vorerst durch Linksdrehen der Kappenstange mittels des Kappenhebels kh (Fig. 6) diese sammt der Kappe hinausgeschoben, hierauf erfolgt die Drehung der Kappe um 180° mittels der Kappenkurbel kk und endlich das Zurückholen der Kappe durch Rechtsdrehen des Kappenhebels, bis die Leiste der Kappenstange in ihre Spur zu liegen kommt und dadurch die Kappe in der Offenstellung fixiert ist. Die Begrenzung der horizontalen Bewegung der Kappenstange geschieht durch einen über dieselbe geschobenen Ring, der bei genügend vorgeschobener Stange an den Lagerungsring des Lancierrohres in der vordersten Schotte anstößt.
     Die Ausstoßvorrichtung dieser Apparate besteht in Folgendem:
     Jedes der beiden Lancierrohre hat ein Lancierreservoir für sich, jedoch ist die Einrichtung getroffen, dass im Falle der Undienstbarkeit des einen Lancierreservoirs jedes der beiden Lancierrohre auch durch das andere mit Luft versorgt werden kann.
     Die beiden Lancierreservoire Lr bestehen auf «Zara» aus je vier Stahlrohren (Fig. 4), welche durch ein an ihren rückwärtigen Enden angeschraubtes und gut abgedichtetes Bronzegehäuse von der Form eines Kreuzstutzens miteinander verbunden sind.
     Diese Rohre, welche im Vorschiffe längs der Bordwand paarweise neben- und übereinander gelagert und durch Bandeisen und Holzunterlagen mit den Spanten und untereinander verbunden sind, haben einen Innendurchmesser von 740 mm und eine Länge von 1480 mm, sind mit eingeschraubten schmiedeisernen Deckeln versehen und an den Enden durch aufgezogene Stahlringe versteift.
     An die oben erwähnten Bronzegehäuse sind auf «Zara» die Verbindungsrohre vr mittels Holländermutter befestigt; sie führen zu den auf «Zara» mittels eines angegossenen Stutzens an der Schotte befestigten Vorventilgehäusen Vv. Letztere stehen durch die beiden Communicationsrohre cr mit den Lancierventilgehäusen Rv, die entsprechend der Functionierung ihrer Ventile Regulatorventilgehäuse genannt werden, in Verbindung. Die beiden Communicationsrohre sind untereinander durch das Verbindungsrohr vr verbunden, in welches ein Ventil — das Verbindungsventil vv — zu dem bereits erwähnten Zwecke eingeschaltet ist, bei Undienstbarkeit des einen Lancierreservoirs die Luft des anderen für die Lancierung aus dem zweiten Apparate zu benützen.
     Jedes Lancierreservoir lr der Apparate S. M. Schiff «Spalato» (Fig. 6) besteht nur aus einem Stahlrohre von entsprechend größerem Durchmesser, welches mit eingeschraubten, schwach gewölbten Deckeln aus gleichem Materiale geschlossen ist.
     Das rückwärtige Ende eines jeden Reservoirs reicht durch die erste Schotte hindurch und ist in derselben gelagert; das vordere Ende findet in einem entsprechend ausgeschnittenen, mit dem Schiffskörper verbundenen Bleche seine Lagerung. Die Vorventile sind auf «Spalato» direct in die hinteren Deckel der Reservoire eingeschraubt, so dass die Verbindungsrohre vr bei dieser Anordnung fehlen.
     Das Füllen der Reservoire geschieht durch die im Gehäuse der Vorventile sitzenden Füllventile, welche durch die beiden Füllrohre fu und f
1 (Fig. 7), nachdem die Zwischenventile z und z1 und das in die Leitung vom Handreservoire eingeschaltete Absperrventil F geöffnet worden sind, mit dem Handreservoire in Communication gesetzt werden können und die Luft bei geschlossenen Vorventilen in das eine oder andere oder in beide Reservoire zugleich einlassen.
     Die Vorventile Vv (Fig. 8), die unter den Flurhölzern des Lancierraumes liegen und von diesem Räume aus durch die Handräder hr bethätigt werden, sind von gleicher Construction und Functionierung, wie das Vorventil S. M. Schiff «Sebenico» (Tafel VIII, Fig. 6).
     Das im Verbindungsrohre vr eingeschaltete Verbindungsventil, dessen Zweck bekannt ist, ist ein gewöhnliches Durchgangsventil und wird in gleicher Weise wie die Vorventile durch ein Handrad hr
1 vom Lancierraume aus bethätigt.
     An der Schotte sind für jedes Lancierrohr oberhalb derselben zwei Monometer M und M
1angebracht, von denen das eine (M), dessen Röhrchen mit einer Verschraubung am Vorventilgehäuse unterhalb des Ventilsitzes befestigt ist, den Druck der im Lancierreservoire angesammelten Luft angibt, daher für hohen Druck eingerichtet sein muss, während das zweite (M1) mit seinem Röhrchen in eine Bohrung des Lancierrohres eingeschraubt ist, daher beim Lancieren die Größe des Lancierimpulses anzeigt.
     Die Luftregulator-Ventilgehäuse Rv sind seitlich am zugehörigen Lancierrohre angeschraubt, sonst aber in der Construction und Functionierung der Ventile identisch mit dem Luftregulatorventile des Buglancierapparates S.M. Schiff «Sebenico» (Tafel VIII, Fig. 5), nur sind auf «Zara» die Lufteinlasshähne nicht oberhalb, sondern unterhalb der zugehörigen Entlastungsventile angebracht, und überdies ist das Lanciergestänge entsprechend der seitlichen Lage der Luftregulatorventile etwas verschieden construiert.
     Das Lanciergestänge, dessen einzelne. Theile in ihrer Construction und in ihrem Zusammenhange aus den Fig. 1 und 6 zu erkennen sind, hat dieselben Functionen in derselben Reihenfolge zu verrichten, wie selbe beim Buglancierapparate S. M. Schiff «Sebenico» angeführt sind.
     Durch das Zurückziehen des beim Apparate S. M. Schiff «Zara» am Regulatorventilgehäuse, bei jenem S. M. Schiff«Spalato » am Lancierrohre drehbar gelagerten Lancierhebels lh wird, wie der Zusammenhang des Gestänges erkennen lässt, zuerst der Arretierbolzen ab zurückgezogen und der Lufteinlasshahn eh geschlossen und dann erst das Entlastungsventil ev geöffnet und damit die Lancierung bewirkt.
     Das Spiel des Regulatorventiles während der Dauer der Lancierung ist dasselbe, wie es beim Buglancierapparate S. M. Schiff «Sebenico» erläutert werden wird.
     Die Antriebsvorrichtung ist die gebräuchliche und weist keinerlei Verschiedenheiten auf.
     Die Pressvorrichtung besteht aus der normalen, an der inneren Seite jedes Lancierrohres angebrachten Pressbacke P (Fig. 1 und 6), die beim Buglancierapparate S. M. Schiff «Zara» in der bekannten Weise mit dem Excenter des Charnierbolzens der Verschlussthüre durch die Pressbacken-Zugstange verbunden ist, daher automatisch activiert und desactiviert wird, auf S. M. Schiff «Spalato» aber vom Lancierraume aus mittels des Pressbackenhebels ph, der mit der Pressbacke durch die Zugstange ps verbunden ist, bethätigt wird.
     Die Sicherheitsvorrichtung besteht aus der Sicherheitsstange ss (Fig. 5), deren vierkantiges Ende bei activierter Sicherheit — geschlossener Verschlusskappe — durch eine Bohrung des Führungsbogens des Lancierhebels in eine Spur dieses letzteren hineinragt und so das Zurückziehen desselben verhindert, bei desactivierter Sicherheit — geöffneter Kappe — aber aus der Spur des Lancierhebels zurückgezogen wird und diesen daher freigibt, so dass derselbe im Lanciermomente zurückgeholt werden kann.
     Das Activieren und Desactivieren der Sicherheitsvorrichtung wird durch eine auf die Kappenstange ks aufgekeilte Nase n bewirkt, indem die letztere bei der Aufwärtsdrehung der Verschlusskappe das hakenförmige innere Ende der Sicherheitsstange ss erfasst, und wenn die Kappe vollständig geöffnet ist, die Sicherheitsstange bei Überwindung der auf dieselbe aufgeschobenen Spiralfeder aus der Spur des Lancierhebels zurückzieht.
     Gelagert ist die Sicherheitsstange in einem an den Führungsbogen des Lancierhebels angeschraubten Träger.*


Lancierdaten.


a) Einstellungen am Apparate:
     Füllung der Lancierreservoire: 30 Atmosphären.                                                                                                                                                                                Stellung der Luftregulatorfeder (Lancierimpuls): 1 1/4 bis 1 1/2Atmosphären.
b) Einstellungen am Torpedo:
     Arretierung des Horizontalsteuers: horizontal.
     Dauer der Arretierung: 3/4

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* Der Steuerbord-Buglancierapparat S. M. Schiff «Zara» wurde nachträglich in einen Niederdruckapparat umgewandelt, welcher den älteren Apparaten dieser Gattung conform ist, nur ist das Lancierreservoir auch vorne gelagert. Das Gehäuse des rechten Vorventiles wurde abgenommen und das Verbindungsrohr an dieser Stelle durch eine Verschlusskapsel abgedichtet. — Die Umwandlung eines Rohres für Pulverimpuls ist projectiert.
 

Tafel VI

 

 
 
 

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