K.u.k. Fesungskommando in Przemysl.
 

I N S T R U K T I O N

für den Kommandanten des             Verteidigungsbezirkes.

 

I./ ALLGEMEINER  TEIL.

 
Verteidigungsbezirkskommandant      Die Festung Przemysl ist in 8 Verteidigungsbezirke eingeteilt.
Jeder Verteidigungsbezirk erhält seine eigene Besatzung.
Das Kommando über dieselbe, einschliesslich der Werke und
Batterien führt der ranghöchste Kommandant der für den
Verteidigungsbezirk bestimmten Infanterietruppen.
Hilfsorgane:    
         Als Hilfsorgane stehen ihm der rangälteste Artillerieoffizier als
Verteidigungsbezirksartilleriekommandant
und der
Verteidigungsbezirksgenieoffizier zur Verfügung, welche ihm
untergeordnet sind.
Wesentliche Aufgaben:    
         Hauptaufgabe es Verteidigungsbezirkskommandanten ist die
Behauptung des ihm zugewiesenen Gürtel- /:Noyau-:/ Abschnittes,
einschließlich der Werke und Batterien gegen einen feindlichen
Angriff unter allen Umständen.

     Der Verteidigungsbezirksartilleriekommandant leitet das Feuer
der Verteidigungsbezirksartillerie nach den Anordnungen des Festungskommandanten, beziehungsweise des Verteidigungsbezirkskommandanten.

     Der Verteidigungsbezirksgenieoffizier leitet die technischen
Arbeiten im Verteidigungsbezirke nach den Weisungen des
Festungskommandanten, des Geniestabschefs, beziehungsweise des
Verteidigungsbezirkskommandanten.
Aufklärung:    
          Die Kommandanten der äusseren Verteidigungsbezirke
/: III—VIII :/ führen die Aufklärung vor ihren Abschnitten durch.
     Aufgabe der Aufklärung: Erkundung der Stärke und
Anmarschrichtung des gegen ihre Abschnitte vorgehenden
Gegners, Vertreiben feindlicher Aufklärungsabteilungen, Unterbinden
ihrer Rückmeldungen. Verbindung mit Nachbarabschnitten im Auge
behalten.
Sicherung:    
         Sicherung durch geschlossene Vorposten. Linie der Hauptposten
nach fallweise ergehenden Befehlen des Festungskommandos.
die Vorposten haben die Arbeiten im Vorfelde /: Lichtungen, Hindernissanlagen :/ gegen Auskundschaftung. Einblick durch feindliche Kavallerie und Störung durch letztere zu sichern.

     Mit der Annäherung des Gegners erhalten die Vorposten eine
Bestimmung, die von ihrer hauptsächlichen Verwendung im
Feldkriege wesentlich abweicht.
     Die Vorposten müssen, neben der Sicherung und Aufklärung,
offensiv auftreten, im allgemeinen den Vortruppen des Angreifers
jeden Schritt nach vorwärts streitig machen und ihnen durch überfallartiges Vorgehen erreichte taktisch günstige Örtlichkeiten
zu entreissen oder ausgeführte feindliche Verstärkungsarbeiten zu
zerstören suchen.
         Die Vorposten sind die Träger des Tag und Nacht währenden
Kampfes um Raumgewinn.
     Weil es sich hiebei oft um augenblickliches Ausnützen günstiger Gelegenheiten handelt, so kann eine Unterstützung von rückwärts
nicht abgewartet werden.
     Anderseits soll die Verteidigungsbezirksreserve nicht durch jedes
Geplänkel bei den Vorposten alarmiert werden, damit die
wechselweise als Reserve zurückgehaltenen Truppen die für den
dauernden Widerstand nötige Ruhe finden.
     Die Stärke der Vorposten wechselt an den verschiedenen Fronten je nach feindlicher Bedrohung und darnach, ob sich Vorfelde noch einige Kräfte befinden.
     Die Ablösung der Vorposten ist besonders im aufreibenden Kontakte mit dem Gegner notwendig, je geringer ihre Stärke, desto öfter können sie abgelöst werden. Eine dreifache Ablösung /: 24 Stunden Vorpostendienst, 48 Stunden Bereitschaft und Ruhe :/ ist anzustreben, um die Truppe bei Kraft zu erhalten.
     Eine Ablösung der Besatzungen der Werke und der Bezirksreserve findet nur aus besonderen Gründen auf Anordnung des Festungskommandanten statt.
     Kleinere Unternehmungen, von Abteilungen in Zugs– bis Kompagniestärke /:Freiwillige:/ mit eng umgrenzten Aufgaben /:z.B.: Überfall auf eine in Armierung erkundete Batterie, eine Ballonstation, Zerstörung gegonnener Deckungen, Feldbahnarbeiten, Brückenprovisiorien des Gegners, Aufklärung uneingesehener Räume etz. :/ haben besonders, solange der Angreifer im Vorterrain noch nicht völlig orientiert und eingerichtet ist, aber auch späterhin, erkannte Blössen und die zunehmende Ermüdung der feindlichen Infanterie ausnützend, Aussicht auf Erfolg.
     Sie gehen meist unmittelbar aus der Initiative der dicht am Feinde stehenden Unterkommandanten /: Vorposten:/ hervor, die am ehesten augenblickliche Vorteile wahrnehmen und die beste Art ihrer Ausnützung beurteilen können.
     Bei allen Offensivunternehmungen im näheren Bereiche müssen zur Abwehr von Rückschlägen an den betreffenden Gürtelteilen die Reserven nahe an die Hauptkampfstellung vorgezogen werden.
     Im Verlaufe der Einschliessung, besonders an der wahrscheinlichen Angriffsseite, müssen die Abschnittbesatzungen durch stete Wachsamkeit /:unausgesetzte Beobachtung u. Nahaufklärung :/ und Gefechtsbereitschaft im Zusammenwirken mit der Artillerie den Gegner zu schrittweisem Vorgehen nötigen und an der Rekognoszierung eigener Anlagen hindern.
     Sollte dem Gegner ein überraschender Durchbruch gelingen, so sind hauptsächlich jene Werke u. Batterien, welchen Isolierung und Rücken-Angriffe drohen, mit aller Energie zu entsetzen.
     Für besondere Aufgaben eine Abteilung von ausgesuchten Offizieren und Soldaten zusammenstellen.
     Von jeder Unternehmung in´s Aussenfeld verständigen:
       das Festungs-Kommando,
       die eigenen Objekts-Kommandanten
       die Vorposten,
       die Kommandanten der Nachbarbezirke, behufs eventueller Verständigung der interessierten Objekts-Kommandanten und Kommandanten der Sicherungstruppen.
Übungen:    
    Der Hauptzweck aller Übungen bildet in erster Linie die innere Konsolidierung der dem Verteidigungsbezirks-Kommandanten unterstellten Truppen.
     Die Truppen der Verteidigungsbezirke müssen vom Zeitpunkt ihres Eintreffens in der Festung bis zum Kontakte mit dem Gegner für den Festungskampf geschult werden, insbesondere ist unter Leitung des Verteidigungsbezirks-Kommandanten zu üben :
     Besatzungsübungen innerhalb der Werke und Batterien, Übungen im äusseren Sicherungsdienste, Gefechtsübungen im näheren Bereiche des Verteidigungsbezirkes, Alarmübungen und Übungen im Verbindungsdienste bei Tag und bei Nacht.
     Das rasche Einsetzen der Bezirksreserve zum Feuergefecht in der Hauptkampflinie.
     Legen von Hinterhalten und Ausführung von Überfällen mit Abteilungen bis zu Stärke einer Kompagnie.
      Übungen von Ausfällen bei Tag und Nacht: zur Hintanhaltung der Gefährdung durch das eigene Artilleriefeuer.
     Das Festungs-Kommando wird den Zeitpunkt bestimmen, wann die Übungen einzustellen sind - insbesondere wann jene vor und innerhalb der Gürtellinie, dann mit Exerzierpatronen zu unterbleiben haben.
Dienstgang:    
         Der Verteidigungsbezirks Kommandant sendet täglich 6h vorm. und 6h nachmtgs „kurze Situationsrapporte“ basiert auf die Situation von 4h früh resp. 4h nachmtgs an das Festungs-Kommando, aus welchen zu ersehen ist:
     Getroffene Verteidigungsmassregeln, eingeleitete Offensivunternehmungen. Änderungen im Sicherungsdienste, Anstände in der Verpflegung oder bei den Fassungen, Munition, Ausrüstung, besondere Vorfälle, Gesundheits-Zustand etz.
                                                        Während Gefechten:
                                                        Situations-Meldungen
nach D.R.II.T.Pkt 23,
                                                        Gefechts-Berichte nach
D.R.II.T.Pkt24 u.25
Früh-Rapporte nach D.R.
Alarmierung:    
    a./ Die allgemeine Alarmierung der Festung erfolgt jederzeit, die partielle Alarmierung einzelner Vertheidigungs-Bezirke in der Regel über Befehl des Festungs-Kommandanten.
     Der Alarmierungs-Befehl ergeht vom Festungs-Kommandanten telegraphisch, ausserdem gleichzeitig schriftlich an die Vertheidiguns-Bezirks-Kommandanten.
     Die Vertheidigungs-Bezirks-Kommandanten alarmieren daraufhin sofort die unterstehenden Objektskommandanten, Anstalten, sowie die Verteidigungsbezirksreserve.
     Die im Inneren der Festung dislozierten Truppen /:Hauptreserve:/ werden telephonisch /:und durch Ordoonanzen, Radfahrer:/ von der Festungszentrale aus alarmiert.
      Das Alarmierungssignal haben die Spielleute der Wachen und Bereitschaften abzunehmen.
     Die im Inneren der Festung dislozierten Truppen formieren sich auf ihren Alarmplätzen und erwarten dort die weiteren Befehle.
     Der Festungssanitätschef sorgt für die Beistellung von Blessiertenwägen sammt ärztlichen Personale.
     Alle übrigen Behörden, Anstalten, Depots etc. bleiben im Falle eines Alarmes bei ihren normalen Verrichtungen.
     Alle telegraphisch, telephonisch und schriftlich verständigten Kommandanten bestätigen den Empfang des Alarmbefehles in gleicher Weise demjenigen Kommando, vom dem sie ihn erhalten.
Die Alarmierung der Objekte erfolgt laut Instruktion der Objektkommandanten.
b./ Ist der Verteidigungsbezirk vom Feinde bedroht, so ist derselbe vom Verteidigungsbezirkskommandanten zu alarmieren– dies ist sofort dem Festungskommando zu melden.
Verbindungsdienst:    
    Das Telegraphen– und Telephonnetz ist aus der Beilage Nr. zu entnehmen.
      Für die optische Verbindung zu den Nachbarwerken /:Batterien:/ und zu den Vorposten haben die Werks-Kommandanten selbst zu sorgen /:bei Tag Flaggen, bei Nacht Signallaternen:/.
     Den optischen Dienst zwischen den Verteidigungs-Bezirks-Kommandos untereinander, beziehungsweise zwischen den Verteidigungs-BezirksKmdos und dem Festungs-Kommando besorgen die Signalpatrouillen der Festungs-Telegraphen-Abteilungen, deren Standorte normal mit denen der Verteidigungs-Bezirks-Kommandanten übereinstimmen.
     Standorte der optischen Signalpatrouillen des Festungs-Kommandos sind am Tatarenhügel 352 und am Werk XVI.
     Zur Kenntnis diene, dass die optische Korrespondenz nur dann einzusetzen hat, wenn alle anderen Verständigungsmittel versagen.
     Die telegraphische /:telephonische:/ Verbindung wird ergänzt:
     1/ durch den Ordonnanz-Dienst /:die der Bezirks-Reserve zugewiesene Radfahrer:/
     2/ durch die zugewiesenen Kavalleristen.
     Diese verfügbaren Organe und Hilfsmittel derart kombinieren, dass jederzeit Befehle und Meldungen rasch übermittelt werden können.
Vorkehrungen gegen Brände:    
    Der Verteidigungsbezirkskommandant hat Vorsorgen zum Schutze der ärarischen Objekte /:Unterkünfte, Depots, Pulvermagazine etc. :/ zu treffen.
     Von jedem ausbrechenden Brande ist, unter Angabe der Intensität des Feuers das Platzkommando zu verständigen.
     Das Platzkommando wird sodann einzelne Feuerwehrzüge oder ganze Feuerkompagnien auf den Brandplatz dirigieren.
     Für die sofortige Unterdrückung des Feuers sind Bezirksfeuerwehren zu organisieren.
     Alle in den Ortschaften des Verteidigungsbezirkes vorhandenen Löschgeräte und Requisiten /:insbesondere Wasserbehälter:/ sind zu sammeln, Zivilbewohner als Bedienungsmannschaften zu bestimmen.
     1/3 dieser Bedienungsmannschaft hat stets Bereitschaft zu halten.
Adjustierung:    
         Nach Ermessen des Verteidigungsbezirkskommandanten.
Verpflegung:    
         Siehe Verpflegsweisung Beilage Nr.
Sanitätsdienst:    
    Hinsichtlich der Leichtkranken: siehe spezielle Weisungen.
     Schwerkranke, Verwundetet in das Garnisons- /:eventuell zunächst liegende Festungs-:/ Spital abgeben.
     Zu deren Abholung werden mittelst Blessiertenwagen regelmässige Turnusfahrten zu den Werken und Unterkünften der Bezirksreserve eingerichtet und die näheren Weisungen hierüber jeweilig vom Festungs-Kommando verlautbart.
     In dringenden Fällen, Abtransport mittelst der vorhandenen Räderbahren /Tragbahren/ eventuell Vorspannwägen.
     Im Bedarfsfalle wird der Bezirksreserve ein Hilfs-, oder Verbandplatz zugewiesen.
     Der Vertheidigungs-Bezirks-Kommandant hat den sanitären Zustande der Bezirks-Besatzung die grösste Fürsorge zuzuwenden und die erforderlichen Massnahmen zu treffen, oder im Wege der FestungKommandos zu veranlassen.
     Sein Wirkungskreis erstreckt sich in dieser Beziehung nicht nur auf die vom Militär benützten Räume, sondern auch auf die öffentlichen und privaten Gebäude sämtlicher im Vertheidigungs-Bezirke liegender Ortschaften.
Nachschub an Vertheidigungsbedürfnissen:    
         Der Vertheidigungs-Bezirks-Kommandant ist für die Schlagfertigkeit der ihm unterstehenden Truppen und Anstalten, als auch für die Erhaltung der Vertheidigungsfähigkeit sämmtlicher fortifikatorischer Objekte und Anlagen seines Bezirkes verantwortlich.
     Er hat daher den rechtzeitigen Ersatz respektive Nachschub der Vertheidigungsmittel, die thunlichste Herstellung und Ergänzung beschädigter fortifikatorischer Anlagen zu verfügen, respektive im Wege des Festungs-Kommandos anzusprechen.
     a/ Geschütz-Munition:
     Den Abschub der im Bezirke befindlichen Munition /:Gürtel-Munitions-Magazine:/ an die Werke und Batterien leitet der Bezirks-Artillerie-Kommandant, nach Weisung der Vertheidigungs-Bezirks-Kommandanten.
     Den Nachschub aus der Munitions-Reserve der Festung in die Bezirke– u.zw. entweder direkte an die Werke und Batterien oder in die Gürtel-Munitions-Magazine leitet der Festungs-Artilleriestabschef nach den Weisungen des Festungs-Kommandos.
     Das als Basis dieses Nachschubes nöthige tägliche „Erfordernis“ sendet der Bezirks-Artillerie-Kommandant im Wege des Vertheidigungs-Bezirks-Kommandanten an das Festungs-Kommando.
     Diese Total-Erfordernis wird auf Grund der von den Werk und Batterien an den Vertheidigungs-Bezirks-Kommandanten gerichteten Detail-Erfordernisse verfasst.
     b/ Klein-Gewehr-Munition:
     Der Ersatz an Klein-Gewehr-Munition ist von den Truppen und Werken beim Vertheidigungs-Bezirks-Kommandanten anzusprechen.
     Derselbe weist den Ersatz aus der Muntions-Reserve des Bezirkes /:Gürtel-Munitions-Magazine:/ zu, und spricht eventuellen Mehrbedarf beim Festungs-Artilleriestabschef an.
     In dringenden Fällen ist der Ersatz der Verbrauchten Kleingewehr-Munition von den betreffenden, Schanzen direkt beim nächstgelegenen Werk eventuell Gürtel-Munitions-Magazine anzusprechen.
 
 

 
 

 

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