Schienenauto |
|||||||||||||
System Büssing |
|||||||||||||
|
|||||||||||||
1.) Charakteristik. |
|||||||||||||
Die Einführung der zerlegbaren Loris für
Betriebsimprovisationen zog die Beschaffung von Kraftfahrzeugen nach
sich, um die bei Verkehrsunterbrechungen (infolge Zerstörung großer
Objekte) vorzüglich verwendbaren, verhältnismäßig leichten und
leistungsfähigen Fahrbetriebsmittel ökonomischer auszunützen. Als Zugkraftmotor wurde das Schienenauto gebaut, das bei Unterbrechungen ein rasches Umgehen auf Straßen ermöglicht. |
|||||||||||||
2.) Beschreibung des Schienenautos. |
|||||||||||||
Unterscheidet sich von einem gewöhnlichem Lastauto
dadurch, daß auf die Räder Spurkränze gesetzt werden können, die das
Fahren auf Schienen ermöglichen. Vierzylinder Motor mit 35 Pferdekräften, Tourenzahl 800. Der Antrieb erfolgt mittels Ketten auf das Hinterrad. Vorderräder sind nicht angetrieben. Geschwindigkeiten nach vorwärts. 1. Geschwindigkeit 4 – 5 km. 2. „ 10 - 12 km 3. „ 15 - 18 km 4. „ 20 - 25 km. Geschwindigkeit nach rückwärts: 3 – 3.5 km. Gebremste Räder: beide Hinterräder. |
|||||||||||||
3.) Leistungsfähigkeit der Schienenautos. |
|||||||||||||
Die Tragfähigkeit der Plattform des Schienenautos
beträgt 4000 kg. Verteilung der Lasten aus dem Schema ersichtlich. Die Zugkraft mit einem Fünftel des Adhäsionsgewichtes angenommen gibt 4470 : 5 = 894 kg. |
|||||||||||||
4.) Erzielte Leistungen bei den Betriebsimprovisationen. |
|||||||||||||
Schienenautos standen auf der Gebirgsstrecke
Csorbadomb - Uzsok und auf der, auf dem Straßenkörper vorgelegten
feldmäßigen Eisenbahn Borgo-Tiha - Dorna Watra in Verwendung. a) Leistung Csorbadomb - Uzsok. Schienenauto beförderte bei eigener Beladung von 4 t noch 2 zerlegbare Loris mit je 8 t Nutzlast, zusammen 20 t. Die hiebei aufgewendete Zugkraft betrug: 31.25 x (26 + 3.4 +2.4) = 1000 kg. 26% Steigung, 3.4% Kurvenwiderstand, 2.4% Laufwiderstand. Diese Zugkraft entspricht dem 4.47 Teil (4470 : 1000 = 4.47) des Adhäsionsgewichtes durch die angetriebene Achse. Diese Leistung ist bei der ungünstigen Witterung (vereiste Schienen) und Jahreszeit als sehr günstig zu bezeichnen. b) Leistung Borgo Tiha - Dorna Watra. Feldmäßig vorgelegter Oberbau, Verkehr bei Steigungen bis 70% und kleinsten Radius von 30 m (wr = 6%), Laufwiderstand 4.2 %. Beförderte hiebei ein zerlegbares Lori mit 6 t Nutzlast. Das Schienenauto war zur Vergrößerung des Adhäsionsgewichtes mit Steinen beschwert (Stand hauptsächlich für Schienenbeförderung für die feldmäßige Eisenbahn in Verwendung, sonst Zuladen mit Steinen nicht gerechtfertigt, da nur Nutzlast Zuladung zweckentsprechend. |
|||||||||||||
Zugkraft: z = 17.55 x (70 + 6 + 4.2) = 1407 kg. Dies entspräche einem 3.2 Teil des Adhäsionsgewichtes. Inwieweit die Lastenverteilung nach obiger Berechnung mit Tatsächlichem übereinstimmt, ist nicht bekannt. Allein das tatsächliche Ergebnis bei diesen ungünstigen Steigungs– und Richtungsverhältnissen ist als äußerst günstig anzusehen. |
|||||||||||||
5.) Betriebssicherheit. |
|||||||||||||
Obgleich die Beschaffung des Schienenautos im Jahre
1911 durch das Eisenbahnregiment angestrebt wurde, gelangten sie
erst knapp vor Kriegsausbruch bzw. schon während des Feldzuges zur
Ausführung. Dieser Umstand involviert auch, daß der gegenwärtigen
Konstruktion noch einige Mängel anhaften, da die Durchführung der
Konstruktionsdetails der Firma nahezu ganz überlassen werden musste. Bei den Betriebsimprovisationen haben sich auch manchmal Betriebsstörungen ergeben, welche hauptsächlich auf Mängel im Konstruktionsmateriale und in den Konstruktionsdetails zurückzuführen sind. Als weitere Mängel sind zu bezeichnen: a) Großer Radstand (4100mm) Ursache mehrfacher Entgleisungen in Bögen. b) Die Spurweite entsprach bei einigen Schienenautos nicht der normierten Spur. Schwierigkeiten beim Befahren von Herzstücken und der Kurven. (Entgleisungen) Überprüfung der Spurweite mit Radlehre vor Verwendung der Schienenautos geboten. c) Das Anfahren erfolgt ruckweise, wie dies bei den Benzinmotoren überhaupt der Fall ist. Hiedurch leiden insbesondere die Konstruktionsteile für die Kraftübertragung. Vorsichtiges Anfahren (Sandstreuung für Anfahren notwendig.) Die in Zukunft zu erhoffende Zuweisung von Lastautos zum Train der Eisenbahnkompagnien für Straßen– und Schienenwegtransport sowie die Ausgestaltung des Schienenkraftparkes für Betriebsimprovisationen erheischen besondere Beachtung für die mögliche Vervollkommnung dieses Kraftfahrzeuges. Sämtliche Wahrnehmungen die zur Erhöhung der Betriebssicherheit gemacht werden, Beobachtungen über die Zugverhältnisse, Verbesserungen der Anfahrtverhältnisse über die bei den verschiedenen Steigungs– und Richtungsverhältnissen erzielten Geschwindigkeiten bei Berg– und Talfahrten, Zeitbedarf für die Montierung von Vollgummi auf Radreifen, Straßentransport von zerlegbaren Loris, Zeitbedarf über das Verkehren der Schienenautos mittels Drehscheibe, eventuellen Schub– und Rangierdienst in den Stationen, fehlerhafte Konstruktionsdetails, Anträge für die Konstruktionsänderung derselben sind gelegentlich der Berichterstattung zu melden. |
|||||||||||||
6.) Betriebspersonale. |
|||||||||||||
Das Schienenautodetachement besteht aus: 1 Feldwebel (Zugsführer) als Kmdt. für den militärischen Dienst. 1 Chauffeur 1 Kondukteur 1 Motor-(Maschin)Schlosser 2 Bremser 1 Mechaniker 3 Aushilfsbremser Noch erforderliche Bremser für den Betrieb sind von den Eisenbahnkompagnien beizustellen. |
|||||||||||||
7.) Ausrüstung des Schienenautodetachements: |
|||||||||||||
|
|||||||||||||
Mit jedem müssen Streusand und 4 Barrels mit Benzin
abgehen. Für das Verkehren der Schienenautos wurden eigene Drehscheiben konstruiert, bestehend aus: 1 Drehscheibe 1 Mittelkranz 1 Mitteldorn 2 Auflaufschienen aus Holz mit 2 Bolzen 2 Vorstecker 2 Treibdorne 2 Holzschlägel 2 Deutsche Schraubenschlüssel 5/8 - 1/2 1 Schmiertopf mit Fett 12 Stück Bretteln als Unterlagen 2 Geißfüße Post No. 251, Einzelgewicht 15 kg 2 Bremsvorlagen. 1 Drehscheibe besteht aus: 2 Schienen 2 Paar Laschen 2 End-Querverbindungen 2 Querverbindungen mit Stellschrauben 1 Doppelte Mittelquerverbindung vom Stab. E. z. Depot speziell für Schienenauto angefertigt. |
|||||||||||||
8.) Transport der Schienenautos mittels Bahn. |
|||||||||||||
Zum Transport des Schienenauto-Detachements samt Schienenauto sind erforderlich: 1 J für das Schienenauto 1 J für die Drehscheibe 1 C oder Gm Wagen für die Mannschaft -.-.-.-.-.-.-.-.-.-.- Feldpost 99, am 8. Mai 1915 Franzl mp.Oberst. |
|||||||||||||
(zum Vergrößern anklicken) |
|||||||||||||
Auszug aus einem Bericht über Schienenautos. |
|||||||||||||
27.IV.1915 |
|||||||||||||
Die bis jetzt im Verkehr gestandenen Schienenautos
haben trotz der grossen Beanspruchung vorzüglich entsprochen. Es wurden täglich 200 bis 300 Tonnen an Verpflegung und Munition befördert und zka 50 bis 100 Verwundete und Kranke transportiert. Die Züge bestanden aus 5 zerlegbaren Lories, deren Tragfähigkeit meistens voll ausgenützt war und es wurde mit einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 km in der Stunde gefahren. Das Schienenauto hat in seiner Konstruktion einen grossen Nachteil, es hat nur eine Rückwärtsgeschwindigkeit von 3 km. Für den Rückwärtsgang müsste zumindest noch eine zweite Geschwindigkeit von 10 bis 15 km vorgesehen sein. Die Drehscheiben sind zu schwach und nur für das unbelastete Auto bestimmt. Da man die für das nötige Adhäsionsgewicht erforderliche Belastung vor der Umkehrung ohne Zeitvergeudung und Arbeitskraft nicht abladen konnte, so musste für die Drehscheibe ein Schienenkranz als Gleitbahn eingebaut werden. Trotzdem benötigte die Umdrehung des Autos 10 bis 20 Minuten bei einer Arbeitskraft von 15 Männern. Jedem Schienenauto sollten folgende Reservebestandteile beigegeben sein: 1 Paar Antriebsketten 1 Ankurbelkette und 1 Laufbüchse für die Hinterräder. An Werkzeug wären noch erforderlich: 1 Handhammer (2kg) 1 Eisensäge mit Reserveblättchen 1 m Gummischlauch 8 m/m für die Azetylenleitung. |
|||||||||||||
Quelle: KA |
|||||||||||||
|
|||||||||||||