Stabswagen für Generale

 

Wien, Juni 1889

 
Der Stabswagen für Generale, welcher als Bagage- Schlaf- und als Kutschierwagen für Recognoscierungsfahrten eingerichtet ist, ist in seinen Haupttheilen aus Holz construiert und besteht aus einem Vorder- und einem Hintergestell, welche durch Reihnagel und Öhr miteinander verbunden sind.
Die Hinterräder sind gleich jenen des Compagnie- Munitionswagens, beziehungsweise des neuen 2 spännigen Train-Fuhrwerkes erzeugt.
Die Vorderräder sind im Durchmesser kleiner im übrigen aber gleich den Hinterrädern construiert.
Die aus Bessemerstahl erzeugten Achsen haben schwach konisch, etwas nach abwärts gebogene Achsstengel.
Die Länge der Achsen ist derart bemessen, daß sich mit Rücksicht auf die Unterachsung und Radstürzung eine Geleisweite von 113 cm ergibt.
In dem hölzernen Achsfutter der Vorderachse sind die Deichselarme und ein Mittelstöckel eingelassen, welche Theile durch je ein Achsband mit ersterem und durch eine oben angebrachte Kreisschiene mit einander verbunden sind.
Der Reihnagel ist am Mittelstück angebracht und etwas hinter die Achse verlegt.
Die Deichsel /: gleich jener des Compagnie-Munitionswagens, respective des neuen 2 spännigen Train-Fuhrwerkes :/ wird mittels eines Bolzens und zweier Geschirstege mit den Deichselarmen verbunden und ist mit ihrem rückwärtigen Ende in einem am letzteren befestigten Deichselschuh eingeschoben.
Durch zwei eiserne Spreizen, welche vorn die Sprengwage umfassen und an deren vorderen Enden Drittel /: gleich jener des Compagnie-Munitionswagens, respective des neuen 2 spännigen Train-Fuhrwerkes :/ angehängt sind, wird der Zug der Bespannung direct auf die Protzenachse übertragen.
Die hölzerne Sprengwage ist durch zwei Bolzen mit den Deichselarmen fest verbunden und ist an ihren Enden mit dem entsprechenden Beschläge zur Fixierung der Spreizen versehen.
In das Achsfutter der Hinterachse sind die hölzernen Tragbäume des Wagenkasten eingelassen, welche gleichzeitig zur Verbindung des Vorder- und Hintergestelles dienen.
Um ein vollkommenes Durchlaufen der Vorderräder unter dem Wagenkasten zu ermöglichen, sind die Tragbäume im vorderen Theile unterborchen und ist die Unterbrechung mittels entsprechend gebogener eisener Winkel überbrückt.
Am vorderen Theile der Tragbäume ist das Reihöhr, welches sich in einem in vier Armen auslaufenden Steg befindet, befestigt.
Zum Ausbalancieren der Deichsel sind am Wagen, u.zw. vor und hinter dem Reihöhr, je ein in Charnier bewegliches Gleitstück angebracht, welche auf der eingangs erwähnten Kreisschiene gleiten.
Der Wagenkasten, welcher ganz vertäfelt ist, wird durch den für das Durchlaufen der Vorderräder bestimmten Einlauf in zwei ungleiche Theile getheilt, von welchem der vordere, kleinere Theil zwei übereinander liegende Fächer hat.
Das untere, zur Aufnahme des Flaschenkellers - eine Kiste enthaltend 8 Flaschen á 2,8 l und 6 Trinkgläser - bestimmte Fach ist an der linken Steite des Wagens durch eine Thür zu öffnen.
Das obere Fach, welches die Requisiten, Materialien und das Gepäck des Kutschers aufzunehmen hat, wird durch Heben einer im Sitzbrette angebrachten Thür - ähnlich, wie bei Equipagenwagen - geöffnet.
Der rückwärtige 2 m lange Wagentheil, welcher zur Aufnahme der Bagage, des Bettes, des Futters und sonstiger Requisiten dient, wird rückwärts durch ein abnehmbares Kopfbrett geschlossen.
Rückwärts am Wagen ist die Schoßkelle angebracht, welche nach abwärts umgelegt zugleich als Leiter zum Hinaufsteigen auf den Wagen dient.
An der rechten Seite des Wagens ist eine vom Kutschbock aus zu betätigende Bremse angebracht.
Im rückwärtigem Wagentheile werden verladen, u.zw: 3 gleich große Kisten, von welchen die rückwärtige für die Aufnahme der Kücheneinrichtung /: Officiers-Feldküche für 6 Personen:/ nebst einer zinkenen Serviertasse, weiters für die Unterbringung von 9 Flaschen à 1 Liter/: für Essig, Öl, Rum, Slibowitz, Spiritus etc. etc. :/ eingerichtet ist.
Die beiden anderen Kisten sind wasserdicht gefüttert und dienen zur Unterbringung von Uniformstücken, Wäsche, Karten etc. etc.
Ober den Kisten ist eine Tischplatte auf Eisenwinkeln gelagert.
Tischplatte und Kisten können unabhängig von einander aus dem Wagen gezogen werden.
Zur Tischplatte gehören 4 zum Anschrauben an dieselbe bestimmte Füße.
Eine dreiteilige Matratz kann nun entweder auf die Tischplatte oder auf die Kisten gelegt werden.
Ein zweiter Wagensitz für Recognoscierungsfahrten kann in entsprechende Riemen eingehängt werden, wobei dann alle übrigen Gegenstände abgeladen werden müßten.
Mittels einer wasserdichten, über die Schoßkelle reichenden Plache wird der ganze Wagen überdeckt.
Auf dem Wagen werden weiters verladen: 4 Feldsesseln, 3 lange Pferdepflöcke, 4 Tischfüße, 1 Reservedrittel, 1 Vorschlagpflock, 3 Säcke Hafer, /: mit 24 Kriegsportionen im maximum auf 4 Tage:/ 24 Bund Heu.
Außen am Wagen u.z. vorn wird das Schanzzeug /: 1 Krampe, 1 Schaufel :/ und längs des linken Kasten-Oberbaumes eine Reserve-Deichsel angebracht.
Eine Handhacke, welche am Rücken mit Kerben zum Fleischklopfen versehen ist, wird im oberen Fach des vorderen Wagentheiles untergebracht. Die Plache kann mit Hilfe der Wagendeichsel, dann der 3 Pferdepflöcke und von Stricken als Schutzdach über dem Tische verwendet werden.
Die Wagenlaternen sind für Kerzen und Öl eingerichtet und können auch als Tischlampen verwendet werden.
Der oben beschriebene wiegt leer 380 kg.
Je nach der Größe der Ladung dürfte sich das Gewicht des beladenen Wagens auf 850 bis 900 kg stellen.
 
 
     

Complet ausgerüsteter, gepackter und bespannter Stabswagen für Generale

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